Seemäitli und -buben erkennen sie schon von weitem: Die «Wädenswil», das elegante Zweideck-Salon-Motorschiff mit Baujahr 1968. Nach einer Neumotorisierung 2017 erhielt das Schiff nun auch ein komplett neues Inneres. Dazu war das Schiff neun Monate in der Werft.
1968 wurde das MS Wädenswil in der Konstanzer Bodan-Werft gebaut und kreuzt seither als Kurs- und Erlebnisschiff auf dem Zürichsee. Jetzt wurde das Innere des Schiffes für rund 2,5 Millionen Franken generalüberholt.
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Am 1. Juli kehrte es zurück auf den Zürichsee – schöner, eleganter und moderner denn je – und mit einem Hauch von Nostalgie. Nebst dem Umstand, dass der ganze Innenausbau in die Jahre gekommen ist, kannte der zuständige Projektleiter Oliver Dali von der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft noch einen weiteren gewichtigen Grund für die Totalrenovation: «Nach mehr als einem halben Jahrhundert entsprach das MS Wädenswil nicht mehr den geltenden Brandschutzvorschriften».
Das ganze Schiff wurde total entkernt, «bis auf den Stahl», wie Dali weiter ausführte. Die Renovierung des 182 Tonnen schweren Motorschiffs wurde grösstenteils in den Wintermonaten durchgeführt – zum Teil in Eigenregie, zum Teil durch Auftragsfirmen. Erneuert wurde auch die Heizung, die Lüftung arbeitet nun mit Wärmerückgewinnung. Und schliesslich durfte das Schiff auch nicht schwerer werden, denn Gewicht braucht auch Energie.
Erhalten blieben auch die grossen Panoramafenster. An ihnen, wie auch der schönen Linienführung des Schiffes, erfreute sich auch Susanne Fritz. Die Architektin hat nicht nur die goldgelb-weisse Farbgebung des Schiffes aufgegriffen und weiterentwickelt. Sie hat der MS Wädenswil auch eine eigene Corporate Identity verliehen, die sich in verschiedenen architektonischen Details wiederfindet. «Wir haben ein ganzheitliches Gestaltungskonzept angestrebt, welches sich durch das ganze Schiff zieht», so Susanne Fritz. 1. und 2. Klasse unterscheiden sich etwa durch die Geometrie der Wandverkleidung: Während in der 2. Klasse rechteckige vertikale Stäbe mit Messingknöpfen vorherrschen, zieren in der 1. Klasse Dreiecksstäbe mit messingfarbenen Leisten die Wände. Sowohl im Haupt- als auch im Oberdeck wurden die Raumhöhe durch einen gewölbten Deckenspiegel optimiert und geometrisch unterteilt. LED-Bänder spiegeln die Struktur des Schiffes an der sichtbaren Oberfläche wider und erhöhen so optisch die niedrigen Räume.
«Viele Menschen haben aber auch nostalgische Gefühle, wenn sie auf einem Schiff sind. Mit klassischen Leuchten und Beschlägen greifen wir Stilelemente auf, die eine Brücke zwischen Nostalgie und Moderne schlagen», sagt Susanne Fritz. Ihr war wichtig, alle Altersgruppen anzusprechen.
Auch die Küchen- und Buffetbereiche im Haupt- und Oberdeck des Schiffes wurden modernisiert und an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Die Küche im Hauptdeck wurde mit einer neuen Lüftungsanlage und neuen, energieeffizienten Geräten ausgestattet. Zu den Modernisierungsmassnahmen gehören aber auch ein behindertengerechter Sanitär- und WC-Bereich. Mit dem schwarzen Epoxy-Boden mit eingestreutem Glimmer für mehr Rutschfestigkeit und den Spiegeln in Bullaugenoptik verleiht letzterer dem MS Wädenswil fast schon Kreuzfahrtschiffcharakter. Neueste Audiotechnik und ein ausgeklügeltes Lichtkonzept sorgen dafür, dass die «Wädenswil» für Anlässe jeglicher Art gerüstet ist.
ZSG blickt in die Zukunft
Die «zweite Jungfernfahrt» der MS Wädenswil am letzten Juni-Tag benutzten die ZSG-Verantwortlichen Peter Weber, Verwaltungsratspräsident, und Roman Knecht, Direktor der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft, auch für eine Vorstellung ihrer neuen Strategie. So versprach Weber, dass die ZSG die erste CO₂-freie Schifffahrtsgesellschaft in der Schweiz werde, und auch, dass man nebst der Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit eine Steigerung des Kostendeckungsgrads auf 50% anstrebe. Zudem werde eine «Dekarbonisierung» angestrebt, also eine Reduktion und allenfalls ein Ersatz der jetzigen Betriebsmittel, sprich des Schiffsdiesels.
Direktor Roman Knecht stellte einige Vergleiche betreffend Wirtschaftlichkeit der ZSG mit anderen Schifffahrtsgesellschaften an und konnte feststellen, dass auf und am Zürichsee effizienter als auf manchem anderen grossen See gearbeitet wird. Damit reagierte Knecht auf aufgekommene Kritik aus Rapperswil, die dort vom umtriebigen Verleger Bruno Hug orchestriert wurde. Knechts Fazit ist einfach: Die ZSG arbeite effizienter als andere Schifffahrtsgesellschaften in diesem Land und verwies auf die politischen Entscheide, dass die ZSG-Schiffe in den Zürcher Verkehrsverbund integriert seien und dementsprechend auch von der öffentlichen Hand mitfinanziert würden.
MS Wädenswil in Zahlen:
Baujahr: 1968 (Neumotorisierung: 2017)
Besatzung: 3 Personen
Länge: 48,2 m; Breite: 9,6 m
Verdrängung (leer): 182 t
Max. 600 Passagiere
Die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft AG (ZSG) wurde 1890/91 als Zürcher Dampfbootgesellschaft gegründet. Seit 1990 ist sie vollständig in den Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) integriert. Das Unternehmen betreibt 17 Schiffe auf dem Zürichsee, darunter zwei historische Raddampfer und drei Flussschiffe. Das Angebot umfasst Kurs-, Rund- und Themenfahrten. In Wollishofen betreibt die ZSG eine eigene Werft, in der die Schiffe gewartet werden.
Seemäitli und -buben erkennen sie schon von weitem: Die «Wädenswil», das elegante Zweideck-Salon-Motorschiff mit Baujahr 1968. Nach einer Neumotorisierung 2017 erhielt das Schiff nun auch ein komplett neues Inneres. Dazu war das Schiff neun Monate in der Werft.
1968 wurde das MS Wädenswil in der Konstanzer Bodan-Werft gebaut und kreuzt seither als Kurs- und Erlebnisschiff auf dem Zürichsee. Jetzt wurde das Innere des Schiffes für rund 2,5 Millionen Franken generalüberholt.
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Am 1. Juli kehrte es zurück auf den Zürichsee – schöner, eleganter und moderner denn je – und mit einem Hauch von Nostalgie. Nebst dem Umstand, dass der ganze Innenausbau in die Jahre gekommen ist, kannte der zuständige Projektleiter Oliver Dali von der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft noch einen weiteren gewichtigen Grund für die Totalrenovation: «Nach mehr als einem halben Jahrhundert entsprach das MS Wädenswil nicht mehr den geltenden Brandschutzvorschriften».
Das ganze Schiff wurde total entkernt, «bis auf den Stahl», wie Dali weiter ausführte. Die Renovierung des 182 Tonnen schweren Motorschiffs wurde grösstenteils in den Wintermonaten durchgeführt – zum Teil in Eigenregie, zum Teil durch Auftragsfirmen. Erneuert wurde auch die Heizung, die Lüftung arbeitet nun mit Wärmerückgewinnung. Und schliesslich durfte das Schiff auch nicht schwerer werden, denn Gewicht braucht auch Energie.
Erhalten blieben auch die grossen Panoramafenster. An ihnen, wie auch der schönen Linienführung des Schiffes, erfreute sich auch Susanne Fritz. Die Architektin hat nicht nur die goldgelb-weisse Farbgebung des Schiffes aufgegriffen und weiterentwickelt. Sie hat der MS Wädenswil auch eine eigene Corporate Identity verliehen, die sich in verschiedenen architektonischen Details wiederfindet. «Wir haben ein ganzheitliches Gestaltungskonzept angestrebt, welches sich durch das ganze Schiff zieht», so Susanne Fritz. 1. und 2. Klasse unterscheiden sich etwa durch die Geometrie der Wandverkleidung: Während in der 2. Klasse rechteckige vertikale Stäbe mit Messingknöpfen vorherrschen, zieren in der 1. Klasse Dreiecksstäbe mit messingfarbenen Leisten die Wände. Sowohl im Haupt- als auch im Oberdeck wurden die Raumhöhe durch einen gewölbten Deckenspiegel optimiert und geometrisch unterteilt. LED-Bänder spiegeln die Struktur des Schiffes an der sichtbaren Oberfläche wider und erhöhen so optisch die niedrigen Räume.
«Viele Menschen haben aber auch nostalgische Gefühle, wenn sie auf einem Schiff sind. Mit klassischen Leuchten und Beschlägen greifen wir Stilelemente auf, die eine Brücke zwischen Nostalgie und Moderne schlagen», sagt Susanne Fritz. Ihr war wichtig, alle Altersgruppen anzusprechen.
Auch die Küchen- und Buffetbereiche im Haupt- und Oberdeck des Schiffes wurden modernisiert und an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Die Küche im Hauptdeck wurde mit einer neuen Lüftungsanlage und neuen, energieeffizienten Geräten ausgestattet. Zu den Modernisierungsmassnahmen gehören aber auch ein behindertengerechter Sanitär- und WC-Bereich. Mit dem schwarzen Epoxy-Boden mit eingestreutem Glimmer für mehr Rutschfestigkeit und den Spiegeln in Bullaugenoptik verleiht letzterer dem MS Wädenswil fast schon Kreuzfahrtschiffcharakter. Neueste Audiotechnik und ein ausgeklügeltes Lichtkonzept sorgen dafür, dass die «Wädenswil» für Anlässe jeglicher Art gerüstet ist.
ZSG blickt in die Zukunft
Die «zweite Jungfernfahrt» der MS Wädenswil am letzten Juni-Tag benutzten die ZSG-Verantwortlichen Peter Weber, Verwaltungsratspräsident, und Roman Knecht, Direktor der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft, auch für eine Vorstellung ihrer neuen Strategie. So versprach Weber, dass die ZSG die erste CO₂-freie Schifffahrtsgesellschaft in der Schweiz werde, und auch, dass man nebst der Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit eine Steigerung des Kostendeckungsgrads auf 50% anstrebe. Zudem werde eine «Dekarbonisierung» angestrebt, also eine Reduktion und allenfalls ein Ersatz der jetzigen Betriebsmittel, sprich des Schiffsdiesels.
Direktor Roman Knecht stellte einige Vergleiche betreffend Wirtschaftlichkeit der ZSG mit anderen Schifffahrtsgesellschaften an und konnte feststellen, dass auf und am Zürichsee effizienter als auf manchem anderen grossen See gearbeitet wird. Damit reagierte Knecht auf aufgekommene Kritik aus Rapperswil, die dort vom umtriebigen Verleger Bruno Hug orchestriert wurde. Knechts Fazit ist einfach: Die ZSG arbeite effizienter als andere Schifffahrtsgesellschaften in diesem Land und verwies auf die politischen Entscheide, dass die ZSG-Schiffe in den Zürcher Verkehrsverbund integriert seien und dementsprechend auch von der öffentlichen Hand mitfinanziert würden.
MS Wädenswil in Zahlen:
Baujahr: 1968 (Neumotorisierung: 2017)
Besatzung: 3 Personen
Länge: 48,2 m; Breite: 9,6 m
Verdrängung (leer): 182 t
Max. 600 Passagiere
Die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft AG (ZSG) wurde 1890/91 als Zürcher Dampfbootgesellschaft gegründet. Seit 1990 ist sie vollständig in den Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) integriert. Das Unternehmen betreibt 17 Schiffe auf dem Zürichsee, darunter zwei historische Raddampfer und drei Flussschiffe. Das Angebot umfasst Kurs-, Rund- und Themenfahrten. In Wollishofen betreibt die ZSG eine eigene Werft, in der die Schiffe gewartet werden.