Vergangenes Jahr hat der Richterswiler Anzeiger angefangen, Leute mit besonderen Hobbies oder Berufen zu porträtieren, was pandemiebedingt dann abgebrochen werden musste. Trotzdem gab es von Jubiläen, neuen Stellenantritten und Projekten zu berichten. Wie haben diese Menschen das letzte Jahr erlebt?
Text & Bilder: Reni Bircher
Marisol Redondo,Sängerin und Harfenistin
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Nachdem ich im Februar 2020 das Halbfinale von «The voice of Switzerland» erreicht hatte und die Welt rosafarbig für meine Musikkarriere aussah, änderte sich ab März 2020 aufgrund der Coronapandemie alles: Das Erste war die Absage von neun Konzerten, die 2020 in der Schweiz, Dänemark und Uruguay stattfinden sollten. Die Welt fiel mir auf den Kopf. Ich habe mich leer gefüllt, alle Pläne waren plötzlich geplatzt. Und ich war nicht die Einzige in der Musikbranche, die dieses Gefühl hatte.
Dann die 180-Grad-Wende: Mir kam die Idee, neue Lieder zu komponieren, um die Traurigkeit, Angst, aber auch Hoffnung auszudrücken, die ich in mir fühlte. Ich wollte von der Interpretin anderer Komponisten Lieder den Wandel zur Singer-Song-Writerin wagen. So entstanden acht Songs aus meiner Hand. Die mit meiner Harfe begleiteten Lieder hat mein Produzent Edu Sherman an den Orchesterdirigenten Raúl Medina in Uruguay geschickt, damit er die entsprechenden Arrangements macht. Gleichzeitig begann ich auf Social Media die sogenannten «Hauskonzerte aus Richterswil» zu posten, die bei mir zuhause entstanden. Ich nahm auch an virtuellen Harfenfestivals teil und – so wie andere Künstler – via Streaming Konzerte zu organisieren.
Im September 2020 wurde mein Album «Volver» («Zurückzukehren») zum besten Tangoalbum bei der Graffiti Awards in Uruguay nominiert. Mehr als 40 Radiosender aus verschiedenen Ländern haben angefangen, mich zu ihren Live-Sendungen einzuladen. Dadurch konnte ich den Kontakt mit dem Publikum auf eine andere Weise wieder aufzunehmen.
Du hättest vergangenen November am Festival Internacional de la Canción de Punta del Este in Uruguay die Schweiz repräsentieren sollen im Musikwettbewerb. Dieses musste jedoch wegen der Pandemie verschoben werden; kommt es noch zur Durchführung?
So ist es. Mit dem eigens dafür komponierten Lied «Infinitamente 2» mit dem Autor Edu Sherman, hätte ich das Lied im November 2020 gesungen. Das Festival wurde zunächst auf Oktober/November 2021 verschoben. In der Zwischenzeit wurden alle Interpreten, Komponisten, Autoren und die Jury, sowie zum Festival eingeladenen Künstler, die beim Festival mitwirken werden, auf Social Media individuell vorgestellt. Und Peter Walt vom Radio Richterswil wurde auch eingeladen, für das Festival im 2021 zu werben.
Wie sieht es mit Auftritten hier in der Schweiz aus?
Mein letztes Konzert in der Schweiz fand im September 2020 statt. Es war wunderbar und mit dem grossartigen Publikum haben wir es sehr genossen. Fast ein Jahr später, am 5. Juni 2021, nahm ich am Kulturfest Herning in Dänemark teil. Auf einer Freilichtbühne habe ich mit einem Quartett (Piano, Bandoneon, Kontrabass, Geige) Tango aus Argentinien und Uruguay sowie Candombe aus Uruguay gesungen.
Ich bin dabei, Konzerte in der Schweiz zu organisieren. Die Situation normalisiert sich langsam, aber sicher und hoffentlich kommt die Musik mit viel Energie zurück.
Konntest Du geplante Reisen antreten?
Ich hatte vor, in Uruguay mein neues Album aufzunehmen und war den ganzen April 2021 über dort. Natürlich mit Quarantäne dort und ebenso hier. Ich konnte mein neues Album «A la deriva» («Abdriften») in einem der berühmtesten Studios Montevideos (Sondor Studio) unter der Leitung des Dirigenten Raúl Medina aufnehmen. Ich wurde von 21 uruguayischen Musikern begleitet und habe in vier Stücken meine Harfe gespielt. Während meines Aufenthalts wurde ich in zahlreichen Medien vorgestellt. Mein Album ist noch nicht fertig, wir sind immer noch dabei, weitere Instrumente und Begleitstimmen aufzunehmen. Voraussichtlich wird das Album diesen Herbst veröffentlicht.
Darüber hinaus habe ich in Uruguay auch einen neuen Videoclip aufgenommen. Es war herrlich, am Strand des Rio de la Plata die Dreharbeiten zu erleben. Das neue Video wird im Juli oder August veröffentlicht.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Zunächst möchte ich mich auf die Produktion des neuen Albums und Video-
clips konzentrieren und die Werbung dafür. Die einzelnen Lieder wird mein Produzent an verschiedenen Radios präsentieren und weitere Konzerte in der Schweiz, Spanien und Uruguay organisieren. Die Teilnahme am Festival Punta del Este nähert sich ebenfalls, und sobald das Datum bestätigt wird, werde ich mit der Vorbereitung des Festivals anfangen.
Ich erwarte, dass die Musik nach dieser langen Pause wieder zurückkehrt, mit mehr Energie, mehr Farbe, mehr Wärme, um unsere Seele zu begleiten.
Angelo Nero, Fährkapitän
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Ich empfand das Corona-Jahr als eine Zeit der «Schwebe». Kommen noch mehr, massivere Massnahmen? Oder werden diese gar gelockert? Wie lange hält dieser Zustand an? Fragen über Fragen und Ungewissheit.
Doch aufgrund meiner Überzeugung, dass da ein Schöpfer ist, der ein Auge auf uns hat und weiss, wo es hinführt, hielten sich meine Sorgen in Grenzen.
Dein Job als Kapitän auf der Autofähre konntest Du weiterhin ausüben, weil diese den Betrieb durchgehend aufrecht erhalten haben; also keine zusätzliche Zeit, an Deinem neuen Roman zu arbeiten?
Da ich in der Ausübung meiner Tätigkeit in der Zürichseefähre keinerlei Einschränkungen bezüglich Arbeitszeit oder Lohn zu beklagen hatte, gab es für mich tatsächlich nicht viel mehr Zeit zum Schreiben. Es waren dann eher die eingeschränkten Freizeitaktivitäten, die mir ein paar Extrastunden zum Schreiben verschafften.
Denkst Du, dass während des Lockdowns mehr gelesen wurde und hast Du möglicherweise mehr Rückmeldungen auf Deine Bücher erhalten?
Ich kann mir gut vorstellen, dass in dieser Zeit mehr gelesen wurde.
Eine Zunahme bei meiner Leserschaft konnte ich aber leider nicht verzeichnen. Da nun das zweite Jahr in Folge alle möglichen Events nicht durchführbar waren, war es für mich sehr schwierig, neue Leser zu erreichen.
Aktuell eröffne ich mir neue Kanäle über örtliche Buchhandlungen wie das Buchparadies und Köhler in Wädenswil, die meine Bücher im Angebot führen.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Von den kommenden Monaten erwarte ich, dass sich unser aller Leben wieder mehr und mehr normalisiert und wir zu unserer alten Gesellschaftsform zurückfinden.
Für mich persönlich als Autor steht vom 8.–10. Oktober 2021 die «Fantasy Basel» auf dem Programm, an welcher ich wieder mit einem Bücherstand anwesend sein werde. Da setze ich grosse Hoffnungen darauf, dass dieser Event wieder unter «annehmbaren» Voraussetzungen durchgeführt werden kann.
Mitsuyo Frey-Saito, Meisterin der japanischen Kalligrafie
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Die Pandemie hat nicht nur Nachteile gebracht, so habe ich mich etwa beim Joggen, langen Spaziergängen und Yoga mehr bewegt. Auch für meine Hobbies hatte ich mehr Zeit, weil ich Kurzarbeit hatte.
Was bedeutete es für die Kalligrafie-Kurse, welche Du zu Hause und an einer Schule unterrichtest?
Meine Kalligrafie-Kurse konnte ich durchführen, aber nur in kleinen Gruppen. In den Sommerferien habe ich für Familien mit Kindern mehrere Workshops angeboten, viele haben zugesagt, weil sie nicht ins Ausland in die Ferien konnten.
Konntest Du geplante Reisen antreten?
Ich wollte dieses Jahr nach Japan fliegen, aber ich werde es wohl noch um ein Jahr verschieben.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Ich werde den Sommer in der Schweiz geniessen und hoffe, dass das Wetter mitspielt und Covid bald vorbei ist.
Gabriela Giger, Altersbeauftragte
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Es war ein spezielles Jahr, mit neuen Erfahrungen. Dank meiner guten Arbeitsplatzsituation und den klaren Regelungen von Pro Senectute Kanton Zürich konnte ich das Dienstleistungsangebot aufrecht halten. Als ungut erlebte ich die Empfehlung, dass sämtliche Personen über 65 zu Hause bleiben sollten; Dieser Schnitt fällt mit dem Austritt aus dem Erwerbsleben zusammen und könnte auch falsch interpretiert werden. Ich befürchte, dass viel von der Differenzierung, was Alter und Altern heisst – nämlich die Bedürfnisse der Altersgruppe von 60–100-Jährigen sehr unterschiedlich sind – dadurch einen Rückschritt erfahren hat und erneut gesellschaftlich geleistet werden muss.
Auch das freiwillige Engagement, welches in grossem Masse von dieser Altersgruppe geleistet wird und einen sogenannten systemrelevanten Beitrag leistet, hat starke Einbussen erlitten. Da muss sich nun einiges erneuern.
Galten Anfragen von Hilfesuchenden anderen Anliegen als sonst?
Ja, die Suche nach Fahrdiensten war beispielsweise schwierig. Die Freiwilligen mussten zu Hause bleiben, die Taxifahrer mussten zuerst Anpassungen vornehmen, dieses Vakuum bekamen die Hilfesuchenden deutlich zu spüren: Wer bringt mich übermorgen ins Triemli nach Zürich zu einer Untersuchung? Dafür waren mehrere Anrufe notwendig.
Personen, welche auch mit einer kleinen AHV- und allenfalls PK-Rente zusätzlich arbeiteten, um ihre Lebenshaltungskosten decken zu können, erhielten als erste die Kündigung und mussten umgehend den Anspruch auf Ergänzungsleistungen zur AHV prüfen lassen, worauf sie bis anhin verzichteten.
Zudem auch Personen, die sich selber nicht mehr die Haare waschen können, da es ihnen nicht mehr möglich ist, ihre Arme zu heben, suchten jemanden, der oder die zu ihnen nach Hause kam, da dies nicht wie bis anhing durch die Coiffeuse gemacht werden konnte.
Für Angehörige, welche ihre an Demenz erkrankten Partnerinnen oder Partner betreuen, war der Stress noch grösser, die Kommunikation mit Maske noch herausfordernder, Entlastungsangebote noch schwieriger zu organisieren.
Hast Du zeitweilig einen Rückgang von persönlichen Besuchen im Büro der Altersbeauftragten bemerkt?
Ja, als die bundesrätlichen Massnahme für die älteren Menschen hiess: zu Hause bleiben. Im Gegenzug habe ich vermehrt telefonische Beratungen angeboten und stattfinden lassen.
Was bedeuteten die verschiedenen Pandemie-Massnahmen für das Erzählcafé?
Einige Erzählcafés musste ich ausfallen lassen oder verschieben oder dann mit Maske oder draussen stattfinden lassen. «Not macht erfinderisch», bestenfalls. Und die älteren Menschen verfügen ja über viel Lebenserfahrung, sind sich gewohnt, wenn nötig, Anpassungen zu leisten, sich mit Neuem auseinander zu setzen. Ich erlebte dabei auch viel Flexibilität der Teilnehmenden.
Das Erzählcafé «Von den letzten Dingen» war ein besonders schönes und lebendiges.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Am Tag der älteren Menschen, am 1. Oktober, findet die verschobene Begegnung mit der Autorin Marianne Pletscher und einer Protagonistin aus dem Buch «90plus – mit Gelassenheit und Lebensfreude» statt. Am 23. Oktober «Vicino», eine Informationsveranstaltung für Personen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen, wir erwarten vorwiegend Personen mit italienischen Wurzeln und freuen uns, wenn der Anlass nun stattfinden kann.
Zudem habe ich aktuell etliche Anfragen für Unterstützung beim Umzug, da mehrere Liegenschaften in Richterswil und Samstagern renoviert oder abgerissen werden.
Schön ist, dass sich die älteren Menschen nun wieder vermehrt mit anderen treffen und austauschen können, wie beim Mittagessen oder im Tanzcafé von Pro Senectute.
Mira Crivelli-Amstutz, Schulpräsidentin
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Intensiv und bewegt.
Persönlich: Der Verlust meines Vaters Anfang erstem Lockdown. Meine Mutter an der Beerdigung meines Vaters nicht zu umarmen, war hart. Nichtsdestotrotz waren wir, wenn auch mit Abstand, viel zusammen. Es war eine wertvolle Zeit mit der Familie. Gemeinsame Zeit und Ruhe, Zeit der Trauer sowie Dankbarkeit. Kein Pendeln, keine Veranstaltungen – einfach zusammen daheim oder draussen in der Natur. Das wunderbare Wetter war in diesem Sinne ein Geschenk.
Welche Schwierigkeiten hattest Du zu bewältigen, als Du während eines «Ausnahmezustandes» das Amt der Schulpräsidentin angetreten hast?
Zum Glück kannte ich den Betrieb (Schule Richterswil-Samstagern) bereits, vor allem dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und meine Schulpflegekolleginnen und Schulpflegekollegen. Ich bekam mit, dass mit dem 2. Lockdown die Frust- und Intoleranzgrenze stieg. So bestand meine Hauptaufgabe vor allem darin, dass ich mein Umfeld beruhigte. Ich erlebte (wie viele andere) die zwei unterschiedlichen Meinungsfronten bezüglich Covid. Auf der einen Seite waren Eltern und Lehrpersonen, die für mehr Schutz vor Ansteckungen und somit für strenge Regeln und Maskenpflicht usw. waren. Auf der anderen Seite wiederum sorgten sich Eltern und Lehrpersonen über die Einschränkungen für unsere Schülerinnen und Schüler beim Tragen von Masken, etwa allfälligen gesundheitlichen und andere Konsequenzen. Im Krisenstab haben wir uns regelmässig ausgetauscht und immer versucht vernünftige Entscheidungen zu fällen im Sinne für alle Beteiligten, was nicht immer leicht war. Ich bin froh, dass wir nun einen Schritt näher an der Normalität sind.
Gibt es Dinge, welche Dich überraschen konnten seit dem Amtsantritt?
Wie schnell ich mich in meiner neuen Rolle wohl fühlte. Ich finde meine neue Aufgabe im Gemeinderat enorm lehrreich und spannend. Es gibt kaum eine Sitzung, an der ich nichts Neues zu irgendeinem für mich neuen Thema dazulernen darf. Die Vielseitigkeit gefällt mir. Die Diskussionen finde ich auch spannend. Egal wie heftig diskutiert wird und unterschiedliche Meinungen herrschen, schätze ich die Persönlichkeiten und unterschiedlichen Stärken meiner Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat sehr. Ich fühle mich gut aufgehoben.
Gab es Projekte, welche durch die Pandemie verzögert oder gestrichen wurden?
Verzögerungen und Streichungen gehör(t)en zum Pandemiealltag. Ich bedaure, dass die Schülerinnen und Schüler der Abschiedsklassen keine Lager durchführen und nur eingeschränkt Exkursionen machen konnten. Die Lehrpersonen haben aber gute Alternativen angeboten und ich denke, dass unsere Schulkinder trotz Pandemie schöne Erinnerungen gemeinsamer Erlebnisse mitnehmen können.
Äusserst gefreut hat mich, dass wir unsere Vorlage «Reorganisation der Schule» in der Abstimmung gut durchgebracht hatten. Wir haben Vollgas gegeben und es war uns wichtig, von den Schulleitungen und Parteien eine Vernehmlassung abzuholen. Zudem habe ich mir die Zeit genommen, um die Lehrpersonen persönlich (d.h. online via «Teams») zu informieren und allfällige Fragen diesbezüglich zu beantworten. Zudem haben meine Kolleginnen und Kollegen der Schulpflege mit ihren ParteikollegInnen persönliche Gespräche geführt. Ich bin überzeugt, dass unsere kommunikative, proaktive und transparente Haltung zu diesem guten Resultat geführt hat.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Ich glaube, dass es ruhiger wird als die Zeit, wie ich sie seit meinem Amtseintritt Ende August erlebt habe. Ich wage zu behaupten einen steilen Einstieg gehabt zu haben. Bis ein erstes ganzes Jahr durchlebt ist, gibt es viele Neuigkeiten. Beim zweiten und den darauffolgenden Jahren ist man bereits mit gewissen Abläufen vertraut.
Ich freue mich zudem auf das Auswählen der neuen Leitung Bildung. Es ist wichtig, dass wir die richtige Person wählen, damit wir qualitativ und menschlich eine gute Schule bleiben. Überhaupt freue ich mich auf das Umsetzen neuer Ideen und Projekte, sobald endlich ein bisschen mehr Normalität einkehren darf. Vor lauter Feuer löschen während der Pandemie kamen meines Erachtens spannende Projekte und vor allem der persönliche Austausch in unserer Schule zu kurz. Jetzt geht‘s aufwärts! Vor zwei Wochen fielen im Schulbetrieb mehrheitlich auch wieder die Masken und am meisten freue ich mich darüber, wenn ich die «ganzen» und strahlenden Gesichter der Schulkinder wieder sehen darf.
The Beauty of Gemina
Wie habt Ihr das Corona-Jahr erlebt?
Mac Vinzens: Im Lockdown war es für mich als Schlagzeuglehrer der Musikschule Wädenswil-Richterswil sehr anspruchsvoll. Der gesamte Unterricht wurde von Null auf Jetzt auf online umgestellt. Auch für die Schülerinnen und Schüler war das wohl sehr speziell. Ich war sehr positiv überrascht, wie gut sie da mitgemacht haben. Selbst habe ich während dieser Zeit einiges dazu gelernt, zum Beispiel den Umgang mit den ganzen Online-Besprechungsportalen.
Nebst den Anpassungen, gemäss dem Schutzkonzept der Schule, habe ich mich wie die meisten Menschen der Ausnahmesituation auch privat angepasst und meine Freizeit anders gestaltet.
Michael Sele: Es war ein ziemliches Wechselbad der Gefühle und es gab viele Momente, die schon sehr belastend waren. Es gab aber auch Highlights, zum Beispiel meine beiden Kinder im Home Schooling zu erleben war sehr spannend. Auch für uns als Familie war es eine Zeit, in der wir vieles wieder gemeinsam erforscht und erlebt haben.
Hatten die coronabedingten Einschränkungen auch positive Auswirkungen für Euch?
Vinzens: Ja, auf jeden Fall. Wir haben als Band regelmässig geprobt – was sonst nicht immer so der Fall war, da wir oft Konzerte spielten und die Weekends dadurch besetzt waren. Musikalisch wurde Zusätzliches entwickelt und viel experimentiert. Wir haben ein neues Live-Konzept erarbeitet und ein neues Bandmitglied (Daniel Manhart, Keyboards) integriert.
Sele: Im Zusammenhang mit der Band und deren Aktivitäten leider keine. Es wird Zeit brauchen, vieles wieder richtig an den Start zu bekommen und vieles bleibt auch ungewiss. Wir sind ja eine Band, welche vor allem im Ausland sehr aktiv war, dort wieder anzuknüpfen ist enorm schwierig.
Man darf nicht vergessen, dass in der gesamten Eventbranche nichts mehr so sein wird wie es vorher war und die Folgen des monatelangen Lockdowns noch eine unbestimmte Zeit lang spürbar sein werden.
Was erwartet Ihr oder was erwartet Euch in den kommenden Monaten?
Vinzens: Ich habe keine Erwartungen … Ich weiss nicht, was in den nächsten Monaten passiert. Ich kann nur hoffen, dass das Live-Business wieder Fahrt aufnimmt und nicht zu viele Clubs und Konzertlokale für immer schliessen mussten.
Ich wünsche mir, dass wir unsere verschobenen Konzerte vom letzten Herbst in den nächsten Monaten und die restlichen auch noch 2022 nachholen dürfen. Ich freue mich, wenn unsere Band wieder live begeistern darf – und das schon bald: Nächstes «The Beauty of Gemina»-Konzert ist am Freitag, 20. August 2021, an der Bleiche-Sessions in Wald ZH – das Warten hat ein Ende!
Sele: Aktuell haben wir ganze wenige erste Konzerte in der Kommunikation. Wir freuen uns sehr, wieder bei den Bleiche-Sessions dabei zu sein. Es ist ein tolles Festival und eine wunderbare Location. Wir sind sehr zuversichtlich, dass das auch stattfinden wird – ob die Leute wieder in Scharen kommen werden ist ja aber auch nicht garantiert. Wir hoffen es natürlich!
Einen Teil der im 2020 verschobenen Konzerte versuchen wir jetzt im September nachzuholen, aber die Situation in Deutschland lässt sich nicht mit der Schweiz vergleichen und die Restriktionen sind einiges komplizierter. Aber wie sagt man ja so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt.
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Vergangenes Jahr hat der Richterswiler Anzeiger angefangen, Leute mit besonderen Hobbies oder Berufen zu porträtieren, was pandemiebedingt dann abgebrochen werden musste. Trotzdem gab es von Jubiläen, neuen Stellenantritten und Projekten zu berichten. Wie haben diese Menschen das letzte Jahr erlebt?
Text & Bilder: Reni Bircher
Marisol Redondo,Sängerin und Harfenistin
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Nachdem ich im Februar 2020 das Halbfinale von «The voice of Switzerland» erreicht hatte und die Welt rosafarbig für meine Musikkarriere aussah, änderte sich ab März 2020 aufgrund der Coronapandemie alles: Das Erste war die Absage von neun Konzerten, die 2020 in der Schweiz, Dänemark und Uruguay stattfinden sollten. Die Welt fiel mir auf den Kopf. Ich habe mich leer gefüllt, alle Pläne waren plötzlich geplatzt. Und ich war nicht die Einzige in der Musikbranche, die dieses Gefühl hatte.
Dann die 180-Grad-Wende: Mir kam die Idee, neue Lieder zu komponieren, um die Traurigkeit, Angst, aber auch Hoffnung auszudrücken, die ich in mir fühlte. Ich wollte von der Interpretin anderer Komponisten Lieder den Wandel zur Singer-Song-Writerin wagen. So entstanden acht Songs aus meiner Hand. Die mit meiner Harfe begleiteten Lieder hat mein Produzent Edu Sherman an den Orchesterdirigenten Raúl Medina in Uruguay geschickt, damit er die entsprechenden Arrangements macht. Gleichzeitig begann ich auf Social Media die sogenannten «Hauskonzerte aus Richterswil» zu posten, die bei mir zuhause entstanden. Ich nahm auch an virtuellen Harfenfestivals teil und – so wie andere Künstler – via Streaming Konzerte zu organisieren.
Im September 2020 wurde mein Album «Volver» («Zurückzukehren») zum besten Tangoalbum bei der Graffiti Awards in Uruguay nominiert. Mehr als 40 Radiosender aus verschiedenen Ländern haben angefangen, mich zu ihren Live-Sendungen einzuladen. Dadurch konnte ich den Kontakt mit dem Publikum auf eine andere Weise wieder aufzunehmen.
Du hättest vergangenen November am Festival Internacional de la Canción de Punta del Este in Uruguay die Schweiz repräsentieren sollen im Musikwettbewerb. Dieses musste jedoch wegen der Pandemie verschoben werden; kommt es noch zur Durchführung?
So ist es. Mit dem eigens dafür komponierten Lied «Infinitamente 2» mit dem Autor Edu Sherman, hätte ich das Lied im November 2020 gesungen. Das Festival wurde zunächst auf Oktober/November 2021 verschoben. In der Zwischenzeit wurden alle Interpreten, Komponisten, Autoren und die Jury, sowie zum Festival eingeladenen Künstler, die beim Festival mitwirken werden, auf Social Media individuell vorgestellt. Und Peter Walt vom Radio Richterswil wurde auch eingeladen, für das Festival im 2021 zu werben.
Wie sieht es mit Auftritten hier in der Schweiz aus?
Mein letztes Konzert in der Schweiz fand im September 2020 statt. Es war wunderbar und mit dem grossartigen Publikum haben wir es sehr genossen. Fast ein Jahr später, am 5. Juni 2021, nahm ich am Kulturfest Herning in Dänemark teil. Auf einer Freilichtbühne habe ich mit einem Quartett (Piano, Bandoneon, Kontrabass, Geige) Tango aus Argentinien und Uruguay sowie Candombe aus Uruguay gesungen.
Ich bin dabei, Konzerte in der Schweiz zu organisieren. Die Situation normalisiert sich langsam, aber sicher und hoffentlich kommt die Musik mit viel Energie zurück.
Konntest Du geplante Reisen antreten?
Ich hatte vor, in Uruguay mein neues Album aufzunehmen und war den ganzen April 2021 über dort. Natürlich mit Quarantäne dort und ebenso hier. Ich konnte mein neues Album «A la deriva» («Abdriften») in einem der berühmtesten Studios Montevideos (Sondor Studio) unter der Leitung des Dirigenten Raúl Medina aufnehmen. Ich wurde von 21 uruguayischen Musikern begleitet und habe in vier Stücken meine Harfe gespielt. Während meines Aufenthalts wurde ich in zahlreichen Medien vorgestellt. Mein Album ist noch nicht fertig, wir sind immer noch dabei, weitere Instrumente und Begleitstimmen aufzunehmen. Voraussichtlich wird das Album diesen Herbst veröffentlicht.
Darüber hinaus habe ich in Uruguay auch einen neuen Videoclip aufgenommen. Es war herrlich, am Strand des Rio de la Plata die Dreharbeiten zu erleben. Das neue Video wird im Juli oder August veröffentlicht.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Zunächst möchte ich mich auf die Produktion des neuen Albums und Video-
clips konzentrieren und die Werbung dafür. Die einzelnen Lieder wird mein Produzent an verschiedenen Radios präsentieren und weitere Konzerte in der Schweiz, Spanien und Uruguay organisieren. Die Teilnahme am Festival Punta del Este nähert sich ebenfalls, und sobald das Datum bestätigt wird, werde ich mit der Vorbereitung des Festivals anfangen.
Ich erwarte, dass die Musik nach dieser langen Pause wieder zurückkehrt, mit mehr Energie, mehr Farbe, mehr Wärme, um unsere Seele zu begleiten.
Angelo Nero, Fährkapitän
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Ich empfand das Corona-Jahr als eine Zeit der «Schwebe». Kommen noch mehr, massivere Massnahmen? Oder werden diese gar gelockert? Wie lange hält dieser Zustand an? Fragen über Fragen und Ungewissheit.
Doch aufgrund meiner Überzeugung, dass da ein Schöpfer ist, der ein Auge auf uns hat und weiss, wo es hinführt, hielten sich meine Sorgen in Grenzen.
Dein Job als Kapitän auf der Autofähre konntest Du weiterhin ausüben, weil diese den Betrieb durchgehend aufrecht erhalten haben; also keine zusätzliche Zeit, an Deinem neuen Roman zu arbeiten?
Da ich in der Ausübung meiner Tätigkeit in der Zürichseefähre keinerlei Einschränkungen bezüglich Arbeitszeit oder Lohn zu beklagen hatte, gab es für mich tatsächlich nicht viel mehr Zeit zum Schreiben. Es waren dann eher die eingeschränkten Freizeitaktivitäten, die mir ein paar Extrastunden zum Schreiben verschafften.
Denkst Du, dass während des Lockdowns mehr gelesen wurde und hast Du möglicherweise mehr Rückmeldungen auf Deine Bücher erhalten?
Ich kann mir gut vorstellen, dass in dieser Zeit mehr gelesen wurde.
Eine Zunahme bei meiner Leserschaft konnte ich aber leider nicht verzeichnen. Da nun das zweite Jahr in Folge alle möglichen Events nicht durchführbar waren, war es für mich sehr schwierig, neue Leser zu erreichen.
Aktuell eröffne ich mir neue Kanäle über örtliche Buchhandlungen wie das Buchparadies und Köhler in Wädenswil, die meine Bücher im Angebot führen.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Von den kommenden Monaten erwarte ich, dass sich unser aller Leben wieder mehr und mehr normalisiert und wir zu unserer alten Gesellschaftsform zurückfinden.
Für mich persönlich als Autor steht vom 8.–10. Oktober 2021 die «Fantasy Basel» auf dem Programm, an welcher ich wieder mit einem Bücherstand anwesend sein werde. Da setze ich grosse Hoffnungen darauf, dass dieser Event wieder unter «annehmbaren» Voraussetzungen durchgeführt werden kann.
Mitsuyo Frey-Saito, Meisterin der japanischen Kalligrafie
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Die Pandemie hat nicht nur Nachteile gebracht, so habe ich mich etwa beim Joggen, langen Spaziergängen und Yoga mehr bewegt. Auch für meine Hobbies hatte ich mehr Zeit, weil ich Kurzarbeit hatte.
Was bedeutete es für die Kalligrafie-Kurse, welche Du zu Hause und an einer Schule unterrichtest?
Meine Kalligrafie-Kurse konnte ich durchführen, aber nur in kleinen Gruppen. In den Sommerferien habe ich für Familien mit Kindern mehrere Workshops angeboten, viele haben zugesagt, weil sie nicht ins Ausland in die Ferien konnten.
Konntest Du geplante Reisen antreten?
Ich wollte dieses Jahr nach Japan fliegen, aber ich werde es wohl noch um ein Jahr verschieben.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Ich werde den Sommer in der Schweiz geniessen und hoffe, dass das Wetter mitspielt und Covid bald vorbei ist.
Gabriela Giger, Altersbeauftragte
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Es war ein spezielles Jahr, mit neuen Erfahrungen. Dank meiner guten Arbeitsplatzsituation und den klaren Regelungen von Pro Senectute Kanton Zürich konnte ich das Dienstleistungsangebot aufrecht halten. Als ungut erlebte ich die Empfehlung, dass sämtliche Personen über 65 zu Hause bleiben sollten; Dieser Schnitt fällt mit dem Austritt aus dem Erwerbsleben zusammen und könnte auch falsch interpretiert werden. Ich befürchte, dass viel von der Differenzierung, was Alter und Altern heisst – nämlich die Bedürfnisse der Altersgruppe von 60–100-Jährigen sehr unterschiedlich sind – dadurch einen Rückschritt erfahren hat und erneut gesellschaftlich geleistet werden muss.
Auch das freiwillige Engagement, welches in grossem Masse von dieser Altersgruppe geleistet wird und einen sogenannten systemrelevanten Beitrag leistet, hat starke Einbussen erlitten. Da muss sich nun einiges erneuern.
Galten Anfragen von Hilfesuchenden anderen Anliegen als sonst?
Ja, die Suche nach Fahrdiensten war beispielsweise schwierig. Die Freiwilligen mussten zu Hause bleiben, die Taxifahrer mussten zuerst Anpassungen vornehmen, dieses Vakuum bekamen die Hilfesuchenden deutlich zu spüren: Wer bringt mich übermorgen ins Triemli nach Zürich zu einer Untersuchung? Dafür waren mehrere Anrufe notwendig.
Personen, welche auch mit einer kleinen AHV- und allenfalls PK-Rente zusätzlich arbeiteten, um ihre Lebenshaltungskosten decken zu können, erhielten als erste die Kündigung und mussten umgehend den Anspruch auf Ergänzungsleistungen zur AHV prüfen lassen, worauf sie bis anhin verzichteten.
Zudem auch Personen, die sich selber nicht mehr die Haare waschen können, da es ihnen nicht mehr möglich ist, ihre Arme zu heben, suchten jemanden, der oder die zu ihnen nach Hause kam, da dies nicht wie bis anhing durch die Coiffeuse gemacht werden konnte.
Für Angehörige, welche ihre an Demenz erkrankten Partnerinnen oder Partner betreuen, war der Stress noch grösser, die Kommunikation mit Maske noch herausfordernder, Entlastungsangebote noch schwieriger zu organisieren.
Hast Du zeitweilig einen Rückgang von persönlichen Besuchen im Büro der Altersbeauftragten bemerkt?
Ja, als die bundesrätlichen Massnahme für die älteren Menschen hiess: zu Hause bleiben. Im Gegenzug habe ich vermehrt telefonische Beratungen angeboten und stattfinden lassen.
Was bedeuteten die verschiedenen Pandemie-Massnahmen für das Erzählcafé?
Einige Erzählcafés musste ich ausfallen lassen oder verschieben oder dann mit Maske oder draussen stattfinden lassen. «Not macht erfinderisch», bestenfalls. Und die älteren Menschen verfügen ja über viel Lebenserfahrung, sind sich gewohnt, wenn nötig, Anpassungen zu leisten, sich mit Neuem auseinander zu setzen. Ich erlebte dabei auch viel Flexibilität der Teilnehmenden.
Das Erzählcafé «Von den letzten Dingen» war ein besonders schönes und lebendiges.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Am Tag der älteren Menschen, am 1. Oktober, findet die verschobene Begegnung mit der Autorin Marianne Pletscher und einer Protagonistin aus dem Buch «90plus – mit Gelassenheit und Lebensfreude» statt. Am 23. Oktober «Vicino», eine Informationsveranstaltung für Personen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen, wir erwarten vorwiegend Personen mit italienischen Wurzeln und freuen uns, wenn der Anlass nun stattfinden kann.
Zudem habe ich aktuell etliche Anfragen für Unterstützung beim Umzug, da mehrere Liegenschaften in Richterswil und Samstagern renoviert oder abgerissen werden.
Schön ist, dass sich die älteren Menschen nun wieder vermehrt mit anderen treffen und austauschen können, wie beim Mittagessen oder im Tanzcafé von Pro Senectute.
Mira Crivelli-Amstutz, Schulpräsidentin
Wie hast Du das Corona-Jahr erlebt?
Intensiv und bewegt.
Persönlich: Der Verlust meines Vaters Anfang erstem Lockdown. Meine Mutter an der Beerdigung meines Vaters nicht zu umarmen, war hart. Nichtsdestotrotz waren wir, wenn auch mit Abstand, viel zusammen. Es war eine wertvolle Zeit mit der Familie. Gemeinsame Zeit und Ruhe, Zeit der Trauer sowie Dankbarkeit. Kein Pendeln, keine Veranstaltungen – einfach zusammen daheim oder draussen in der Natur. Das wunderbare Wetter war in diesem Sinne ein Geschenk.
Welche Schwierigkeiten hattest Du zu bewältigen, als Du während eines «Ausnahmezustandes» das Amt der Schulpräsidentin angetreten hast?
Zum Glück kannte ich den Betrieb (Schule Richterswil-Samstagern) bereits, vor allem dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und meine Schulpflegekolleginnen und Schulpflegekollegen. Ich bekam mit, dass mit dem 2. Lockdown die Frust- und Intoleranzgrenze stieg. So bestand meine Hauptaufgabe vor allem darin, dass ich mein Umfeld beruhigte. Ich erlebte (wie viele andere) die zwei unterschiedlichen Meinungsfronten bezüglich Covid. Auf der einen Seite waren Eltern und Lehrpersonen, die für mehr Schutz vor Ansteckungen und somit für strenge Regeln und Maskenpflicht usw. waren. Auf der anderen Seite wiederum sorgten sich Eltern und Lehrpersonen über die Einschränkungen für unsere Schülerinnen und Schüler beim Tragen von Masken, etwa allfälligen gesundheitlichen und andere Konsequenzen. Im Krisenstab haben wir uns regelmässig ausgetauscht und immer versucht vernünftige Entscheidungen zu fällen im Sinne für alle Beteiligten, was nicht immer leicht war. Ich bin froh, dass wir nun einen Schritt näher an der Normalität sind.
Gibt es Dinge, welche Dich überraschen konnten seit dem Amtsantritt?
Wie schnell ich mich in meiner neuen Rolle wohl fühlte. Ich finde meine neue Aufgabe im Gemeinderat enorm lehrreich und spannend. Es gibt kaum eine Sitzung, an der ich nichts Neues zu irgendeinem für mich neuen Thema dazulernen darf. Die Vielseitigkeit gefällt mir. Die Diskussionen finde ich auch spannend. Egal wie heftig diskutiert wird und unterschiedliche Meinungen herrschen, schätze ich die Persönlichkeiten und unterschiedlichen Stärken meiner Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat sehr. Ich fühle mich gut aufgehoben.
Gab es Projekte, welche durch die Pandemie verzögert oder gestrichen wurden?
Verzögerungen und Streichungen gehör(t)en zum Pandemiealltag. Ich bedaure, dass die Schülerinnen und Schüler der Abschiedsklassen keine Lager durchführen und nur eingeschränkt Exkursionen machen konnten. Die Lehrpersonen haben aber gute Alternativen angeboten und ich denke, dass unsere Schulkinder trotz Pandemie schöne Erinnerungen gemeinsamer Erlebnisse mitnehmen können.
Äusserst gefreut hat mich, dass wir unsere Vorlage «Reorganisation der Schule» in der Abstimmung gut durchgebracht hatten. Wir haben Vollgas gegeben und es war uns wichtig, von den Schulleitungen und Parteien eine Vernehmlassung abzuholen. Zudem habe ich mir die Zeit genommen, um die Lehrpersonen persönlich (d.h. online via «Teams») zu informieren und allfällige Fragen diesbezüglich zu beantworten. Zudem haben meine Kolleginnen und Kollegen der Schulpflege mit ihren ParteikollegInnen persönliche Gespräche geführt. Ich bin überzeugt, dass unsere kommunikative, proaktive und transparente Haltung zu diesem guten Resultat geführt hat.
Was erwartest Du oder was erwartet Dich in den kommenden Monaten?
Ich glaube, dass es ruhiger wird als die Zeit, wie ich sie seit meinem Amtseintritt Ende August erlebt habe. Ich wage zu behaupten einen steilen Einstieg gehabt zu haben. Bis ein erstes ganzes Jahr durchlebt ist, gibt es viele Neuigkeiten. Beim zweiten und den darauffolgenden Jahren ist man bereits mit gewissen Abläufen vertraut.
Ich freue mich zudem auf das Auswählen der neuen Leitung Bildung. Es ist wichtig, dass wir die richtige Person wählen, damit wir qualitativ und menschlich eine gute Schule bleiben. Überhaupt freue ich mich auf das Umsetzen neuer Ideen und Projekte, sobald endlich ein bisschen mehr Normalität einkehren darf. Vor lauter Feuer löschen während der Pandemie kamen meines Erachtens spannende Projekte und vor allem der persönliche Austausch in unserer Schule zu kurz. Jetzt geht‘s aufwärts! Vor zwei Wochen fielen im Schulbetrieb mehrheitlich auch wieder die Masken und am meisten freue ich mich darüber, wenn ich die «ganzen» und strahlenden Gesichter der Schulkinder wieder sehen darf.
The Beauty of Gemina
Wie habt Ihr das Corona-Jahr erlebt?
Mac Vinzens: Im Lockdown war es für mich als Schlagzeuglehrer der Musikschule Wädenswil-Richterswil sehr anspruchsvoll. Der gesamte Unterricht wurde von Null auf Jetzt auf online umgestellt. Auch für die Schülerinnen und Schüler war das wohl sehr speziell. Ich war sehr positiv überrascht, wie gut sie da mitgemacht haben. Selbst habe ich während dieser Zeit einiges dazu gelernt, zum Beispiel den Umgang mit den ganzen Online-Besprechungsportalen.
Nebst den Anpassungen, gemäss dem Schutzkonzept der Schule, habe ich mich wie die meisten Menschen der Ausnahmesituation auch privat angepasst und meine Freizeit anders gestaltet.
Michael Sele: Es war ein ziemliches Wechselbad der Gefühle und es gab viele Momente, die schon sehr belastend waren. Es gab aber auch Highlights, zum Beispiel meine beiden Kinder im Home Schooling zu erleben war sehr spannend. Auch für uns als Familie war es eine Zeit, in der wir vieles wieder gemeinsam erforscht und erlebt haben.
Hatten die coronabedingten Einschränkungen auch positive Auswirkungen für Euch?
Vinzens: Ja, auf jeden Fall. Wir haben als Band regelmässig geprobt – was sonst nicht immer so der Fall war, da wir oft Konzerte spielten und die Weekends dadurch besetzt waren. Musikalisch wurde Zusätzliches entwickelt und viel experimentiert. Wir haben ein neues Live-Konzept erarbeitet und ein neues Bandmitglied (Daniel Manhart, Keyboards) integriert.
Sele: Im Zusammenhang mit der Band und deren Aktivitäten leider keine. Es wird Zeit brauchen, vieles wieder richtig an den Start zu bekommen und vieles bleibt auch ungewiss. Wir sind ja eine Band, welche vor allem im Ausland sehr aktiv war, dort wieder anzuknüpfen ist enorm schwierig.
Man darf nicht vergessen, dass in der gesamten Eventbranche nichts mehr so sein wird wie es vorher war und die Folgen des monatelangen Lockdowns noch eine unbestimmte Zeit lang spürbar sein werden.
Was erwartet Ihr oder was erwartet Euch in den kommenden Monaten?
Vinzens: Ich habe keine Erwartungen … Ich weiss nicht, was in den nächsten Monaten passiert. Ich kann nur hoffen, dass das Live-Business wieder Fahrt aufnimmt und nicht zu viele Clubs und Konzertlokale für immer schliessen mussten.
Ich wünsche mir, dass wir unsere verschobenen Konzerte vom letzten Herbst in den nächsten Monaten und die restlichen auch noch 2022 nachholen dürfen. Ich freue mich, wenn unsere Band wieder live begeistern darf – und das schon bald: Nächstes «The Beauty of Gemina»-Konzert ist am Freitag, 20. August 2021, an der Bleiche-Sessions in Wald ZH – das Warten hat ein Ende!
Sele: Aktuell haben wir ganze wenige erste Konzerte in der Kommunikation. Wir freuen uns sehr, wieder bei den Bleiche-Sessions dabei zu sein. Es ist ein tolles Festival und eine wunderbare Location. Wir sind sehr zuversichtlich, dass das auch stattfinden wird – ob die Leute wieder in Scharen kommen werden ist ja aber auch nicht garantiert. Wir hoffen es natürlich!
Einen Teil der im 2020 verschobenen Konzerte versuchen wir jetzt im September nachzuholen, aber die Situation in Deutschland lässt sich nicht mit der Schweiz vergleichen und die Restriktionen sind einiges komplizierter. Aber wie sagt man ja so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt.