Als wir gerade ein wenig aufatmen wollten, die Masken vom Gesicht schoben, um die frische würzige Sommerluft zu atmen, uns in der warmen Brise für kurze Zeit sicher fühlten, neues Leben aus jedem kleinsten Flecklein Erde spross, als das Gras besonders Grün war und auch die späten Bäume wie der Nussbaum endlich ihre Blätter entfaltet hatten, da kam er. Der Sturm.
Die ersten Wiesen waren gemäht. Das Gemüse stand kurz vor der Ernte. Die Fenster und Terrassentüren der Häuser standen offen. Es war warm. Der Sommer da. Man fühlte sich leicht und so luftig war die Kleidung.
Da zog es schwül herauf, ein Gewitter – und die Natur bereitete ihre Lektion vor. Dunkelschwarz hingen feuchtschwere Wolkengebilde am Himmel, und manch eine freute sich auf die Entladung dieser Masse, die schwer am Himmel hing und ein Donner-Blitz-Schauspiel versprach mit anschliessenden Sturzbächen, die die heissen Böden benetzen und das Land ein wenig abkühlen sollten.
Die Landschaft verändert sich, vor, während und nach dem Sturm. Darum wohl dient er uns so gerne als Metapher.
Auch wenn uns vom Donnergrollen ein wenig schauerlich wird und uns die Blitze, die über den Himmel zucken, mit einer gewissen Ehrfurcht vor den Himmelskräften erfüllen, so stehen wir doch meistens irgendwo geschützt unter Dach und beobachten ein Sommergewitter mit dieser kindlichen Unschuld im Kopf und diesem Zucken in den Füssen, weil man wieder einmal im Regen tanzen möchte – wie damals.
Wir staunen und öffnen unsere Sinne für die neuen Düfte, die der fallende Regen der Erde entlockt.
Wie sehr erschrecken uns dann Hagel-Gewalten, die sich unerwartet über uns entleeren, uns zu erschlagen drohen und mit denen wir nicht gerechnet haben. Eine nie geahnte Kraft und Zerstörungswut entlädt sich über das Land, unseren Besitz und unsere Arbeit und lässt alles in traurigem Zustand zurück.
Zerstörung! Auch sie ist eine Urgewalt, Naturgewalt und immer Veränderung des ursprünglichen Zustandes.
Und wir Menschen, die so gerne am Schönen und Bekannten festhalten, müssen uns doch wieder und wieder mit Veränderung und damit auch mit Verlust auseinandersetzen, akzeptieren, was geschehen ist, die Herausforderung annehmen, neu anzufangen, uns anpassen, lernen, uns auch zu verändern und weiterzumachen, immer weiter.
Trotz Verlust bereit sein für weiteres Leben, Annehmen, Anpassung und weitere Stürme, die da folgen werden, auch wenn sie nicht alle schön sind, gewaltig und fein duften.
Immer wieder müssen wir die Lektion neu lernen!
Ihre Ingrid Eva Liedtke
Als wir gerade ein wenig aufatmen wollten, die Masken vom Gesicht schoben, um die frische würzige Sommerluft zu atmen, uns in der warmen Brise für kurze Zeit sicher fühlten, neues Leben aus jedem kleinsten Flecklein Erde spross, als das Gras besonders Grün war und auch die späten Bäume wie der Nussbaum endlich ihre Blätter entfaltet hatten, da kam er. Der Sturm.
Die ersten Wiesen waren gemäht. Das Gemüse stand kurz vor der Ernte. Die Fenster und Terrassentüren der Häuser standen offen. Es war warm. Der Sommer da. Man fühlte sich leicht und so luftig war die Kleidung.
Da zog es schwül herauf, ein Gewitter – und die Natur bereitete ihre Lektion vor. Dunkelschwarz hingen feuchtschwere Wolkengebilde am Himmel, und manch eine freute sich auf die Entladung dieser Masse, die schwer am Himmel hing und ein Donner-Blitz-Schauspiel versprach mit anschliessenden Sturzbächen, die die heissen Böden benetzen und das Land ein wenig abkühlen sollten.
Die Landschaft verändert sich, vor, während und nach dem Sturm. Darum wohl dient er uns so gerne als Metapher.
Auch wenn uns vom Donnergrollen ein wenig schauerlich wird und uns die Blitze, die über den Himmel zucken, mit einer gewissen Ehrfurcht vor den Himmelskräften erfüllen, so stehen wir doch meistens irgendwo geschützt unter Dach und beobachten ein Sommergewitter mit dieser kindlichen Unschuld im Kopf und diesem Zucken in den Füssen, weil man wieder einmal im Regen tanzen möchte – wie damals.
Wir staunen und öffnen unsere Sinne für die neuen Düfte, die der fallende Regen der Erde entlockt.
Wie sehr erschrecken uns dann Hagel-Gewalten, die sich unerwartet über uns entleeren, uns zu erschlagen drohen und mit denen wir nicht gerechnet haben. Eine nie geahnte Kraft und Zerstörungswut entlädt sich über das Land, unseren Besitz und unsere Arbeit und lässt alles in traurigem Zustand zurück.
Zerstörung! Auch sie ist eine Urgewalt, Naturgewalt und immer Veränderung des ursprünglichen Zustandes.
Und wir Menschen, die so gerne am Schönen und Bekannten festhalten, müssen uns doch wieder und wieder mit Veränderung und damit auch mit Verlust auseinandersetzen, akzeptieren, was geschehen ist, die Herausforderung annehmen, neu anzufangen, uns anpassen, lernen, uns auch zu verändern und weiterzumachen, immer weiter.
Trotz Verlust bereit sein für weiteres Leben, Annehmen, Anpassung und weitere Stürme, die da folgen werden, auch wenn sie nicht alle schön sind, gewaltig und fein duften.
Immer wieder müssen wir die Lektion neu lernen!
Ihre Ingrid Eva Liedtke