Leser*innenmeinung

Blutbuche: Zweifel von Anfang an

Die Blutbuche war ein sehr imposanter, 100-jähriger Baum, der die Schönenbergstrasse mit seiner charakteristischen roten Blätterpracht prägte. Als klar war, dass das Chalet an der Schönenbergstrasse 36 abgerissen werden sollte, haben wir Anwohner uns natürlich Sorgen um den Baum gemacht. Zuerst waren wir erleichtert, als im Bebauungsplan der Erhalt der Buche zur Bedingung gemacht wurde. Nach dem Ende der Einsprachefrist machte jedoch das Gerücht bei Nachbarn die Runde, die Buche solle nun doch gefällt werden.

Auf Nachfrage bei der Stadt bewahrheitete sich, dass die Buche «aus feuerschutztechnischen Gründen» seitens der Feuerwehr nun doch gefällt werden müsse. Zum Glück konnte dies mit der Hilfe vieler abgewendet werden, und vor ziemlich genau zwei Jahren stand fest, dass die Buche vorerst stehen bleiben darf. Aber ein schaler Beigeschmack blieb, und man traute dem Frieden nicht.

Zu Recht, wie sich nun nach dem kurzfristigen Fällen des gesunden Baumes herausstellte. Die Begründung der Fällung mag seine Richtigkeit haben. So war es doch für jedermann ersichtlich, dass die Baugrube dem Baum eigentlich zu nah zu Leibe rückte. Für den Laien ist es aber nicht so einfach nachzuvollziehen, ob letztlich das Kappen von dicken Haltewurzeln auf zwei Seiten oder das Entfernen von viel Wurzelmasse durch tiefes Ausschachten der Baugrube das Überleben des Baumes gefährdet hat. Auch ist nicht klar, warum die Wurzeln abgestorben sind, wurde das Zurückschneiden doch «von einer Fachperson vorgenommen».

Dementsprechend lasen sich Berichte so, dass der «Totalschaden des Baumes» eher ein unglücklicher Unfall war und die Bauherrschaft nichts für diesen Schaden kann – und alle sind betrübt. Nach der oben geschilderten Vorgeschichte und der Bauplanung bei maximaler Ausnutzung des Bauplatzes kann man sich jedoch nicht erwehren den Eindruck zu bekommen, dass der Baum von vornherein nicht wirklich erhalten werden sollte. Letztlich war der Baum nicht geschützt, und das Fällen geht somit leider in Ordnung. Aber die Art und Weise der Kommunikation verärgert. Just zu dem Zeitpunkt, da das Gebäude nun fertig gestellt ist, wurde der prächtige Baum gefällt und die Seesicht ist ungestört. Die Ersatzpflanzung wird vermutlich nie die Höhe des Hauses erreichen und bei weitem nicht die kühlende Wirkung entfalten, wie es die Blutbuche getan hat. Dieses Fehlen konnte man speziell an den heissen Tagen dieses Sommers schon spüren. Wir sind wirklich betrübt.
Sebastian Opitz, Wädenswil

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