Man muss nicht unbedingt nach Afrika reisen, um Raubtiere in ihrem Lebensraum zu beobachten. Die kleinsten Raubtiere leben auch hier, wie Hermelin, Iltis und Mauswiesel. Damit diese äusserst nützlichen, jedoch stark gefährdeten und seltenen Tiere hier in Zukunft wieder geeignete Lebensräume finden, gibt es seit 2014 das erfolgreiche Projekt «Wiesel & Co am Zimmerberg».
Text: Susi Klausner
Im gemeinsamen Projekt der Naturschutzvereine des Bezirks Horgen arbeiten Landwirte und Partner-Organisationen aus Naturschutz und Forschung eng zusammen. Für Schulklassen wird in «Wieselwerken» praktisches wildtierbiologisches Verständnis geweckt, und die Gemeinden Horgen, Kilchberg, Langnau am Albis, Richterswil, Thalwil und die Stadt Wädenswil unterstützen das Projekt finanziell.
Neue Vernetzung der Lebensräume
Während einer Exkursion am Wädenswilerberg konnte der Projektleiter, Stefan Keller, zahlreichen Interessierten Ergebnisse der langjährigen Aktivitäten zeigen, die im Rahmen von 157 Aktionen, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, durchgeführt wurden: «Das Ziel des Projektes ist es, die einzelnen Lebensräume der Kleinraubtiere aufzuwerten und wieder besser miteinander zu vernetzen. Durch die fortschreitende Zersiedelung und den Verlust einer vielfältigen, kleinstrukturierten Kulturlandschaft mit Wiesen, Gebüschen, Hecken, Steinhaufen und Waldgebieten haben auch Hermelin, Iltis und Mauswiesel zunehmend ihre Jagd-, Zufluchts- und Aufzuchtsorte verloren. Iltis und Mauswiesel mussten auf die Rote Liste des Artenschutzes gesetzt werden, und auch die Hermeline sind streng geschützt.»
Langjähriges persönliches Engagement
Damit sich diese drei Wiesel-Arten in der veränderten Kulturlandschaft wieder ansiedeln und artgerecht leben können, braucht es nicht Unsummen von Geld. Am wichtigsten sind auf ökologische Zusammenhänge sensibilisierte und sehr engagierte Landbesitzer, Landwirte und Behörden, die mit den Projektverantwortlichen eng zusammenarbeiten.
Stefan Keller meint dazu: «Mit dem Statement ‹mehr Unordnung in der Landschaft› hatte ein hiesiger Jäger im Vorfeld des Projekts Naturschützern ein Schmunzeln, hingegen Landwirten ein Stirnrunzeln beschert. Weil Wiesel sehr effiziente Wühlmausjäger sind, jedoch ohne geeignete Unterschlüpfe und Wanderkorridore ihre Beute schlecht erreichen können, lassen mittlerweile viele Landwirte eine gute Portion ‹Unordnung› auf ihren Flächen zu. Denn ihnen ist bewusst: Fallen die Fressfeinde der Wühlmäuse weg, ist die Bahn frei für totale Mausschäden in Wies- und Ackerland. Darüber hinaus erhöhen Asthaufen, Blühstreifen, Hecken, Buntbrachen etc. die Biodiversität und die Wertschätzung gegenüber der landwirtschaftlichen Produktion. Wenn dann von Seiten der Konsumenten mit der Wertschätzung auch die Zahlbereitschaft steigt, so ist der Weg frei für eine biodiverse, regenerative Landwirtschaft, wovon auch Wiesel & Co profitieren.»
Unterschlüpfe sind wichtig
Zur Biodiversität trägt das Projekt mit 450 Kleinstrukturen bei, die der aufmerksame Spaziergänger innerhalb des Projektgebietes findet, das sich zwischen Zürichsee und Sihl, von der Zürcher Stadt- bis zur Schwyzer Kantonsgrenze erstreckt.
Es sind vor allem speziell aufgebaute Ast-, Wurzel- oder Steinhaufen, die sich in lockeren Gruppen meist an den Rändern von Feldern oder unter Freileitungs-Strommasten befinden, kombiniert mit in der Nähe gepflanzten Gebüschgruppen, renovierten Streuhütten und fauna- und wildtiergerecht gestalteten Gewässerdurchlässen. Erst die Kombination dieser Strukturen ermöglicht den scheuen standorttreuen Tieren, die keinen Winterschlaf halten, die Jagd, dienen ihnen als Unterschlüpfe und für die Aufzucht der Jungen.
Es hat sich gelohnt und lohnt sich
Stefan Keller kann dank der Unterstützung der Projektpartner und des grossen Engagements der vielen Interessengruppen, von Vereinen, Schulen, Familien und Einzelpersonen eine positive Bilanz zum Projekt «Wiesel & Co am Zimmerberg» ziehen. Bereits wurden weit über 6000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Rund 70 Landwirte kümmern sich auf ihren Betrieben weiterhin um die Kleinstrukturen.
Obwohl das Projekt jetzt formal abgeschlossen ist, gilt es weiterhin, die Lebensräume und ihre Bewohner zu vernetzen, sodass viele Menschen die Existenz dieser kleinen Raubtiere wertschätzen. Ein weiteres Ziel ist, im Bezirk Horgen ein «Naturnetz Zimmerberg» aufzubauen, das verschiedene Interessengruppen ermutigt, vermehrt gemeinsam Verantwortung für Natur und Landschaft zu übernehmen. n
Weitere Informationen: newsletter, Meldung von Beobachtungen: www.wieselundco.ch
Man muss nicht unbedingt nach Afrika reisen, um Raubtiere in ihrem Lebensraum zu beobachten. Die kleinsten Raubtiere leben auch hier, wie Hermelin, Iltis und Mauswiesel. Damit diese äusserst nützlichen, jedoch stark gefährdeten und seltenen Tiere hier in Zukunft wieder geeignete Lebensräume finden, gibt es seit 2014 das erfolgreiche Projekt «Wiesel & Co am Zimmerberg».
Text: Susi Klausner
Im gemeinsamen Projekt der Naturschutzvereine des Bezirks Horgen arbeiten Landwirte und Partner-Organisationen aus Naturschutz und Forschung eng zusammen. Für Schulklassen wird in «Wieselwerken» praktisches wildtierbiologisches Verständnis geweckt, und die Gemeinden Horgen, Kilchberg, Langnau am Albis, Richterswil, Thalwil und die Stadt Wädenswil unterstützen das Projekt finanziell.
Neue Vernetzung der Lebensräume
Während einer Exkursion am Wädenswilerberg konnte der Projektleiter, Stefan Keller, zahlreichen Interessierten Ergebnisse der langjährigen Aktivitäten zeigen, die im Rahmen von 157 Aktionen, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, durchgeführt wurden: «Das Ziel des Projektes ist es, die einzelnen Lebensräume der Kleinraubtiere aufzuwerten und wieder besser miteinander zu vernetzen. Durch die fortschreitende Zersiedelung und den Verlust einer vielfältigen, kleinstrukturierten Kulturlandschaft mit Wiesen, Gebüschen, Hecken, Steinhaufen und Waldgebieten haben auch Hermelin, Iltis und Mauswiesel zunehmend ihre Jagd-, Zufluchts- und Aufzuchtsorte verloren. Iltis und Mauswiesel mussten auf die Rote Liste des Artenschutzes gesetzt werden, und auch die Hermeline sind streng geschützt.»
Langjähriges persönliches Engagement
Damit sich diese drei Wiesel-Arten in der veränderten Kulturlandschaft wieder ansiedeln und artgerecht leben können, braucht es nicht Unsummen von Geld. Am wichtigsten sind auf ökologische Zusammenhänge sensibilisierte und sehr engagierte Landbesitzer, Landwirte und Behörden, die mit den Projektverantwortlichen eng zusammenarbeiten.
Stefan Keller meint dazu: «Mit dem Statement ‹mehr Unordnung in der Landschaft› hatte ein hiesiger Jäger im Vorfeld des Projekts Naturschützern ein Schmunzeln, hingegen Landwirten ein Stirnrunzeln beschert. Weil Wiesel sehr effiziente Wühlmausjäger sind, jedoch ohne geeignete Unterschlüpfe und Wanderkorridore ihre Beute schlecht erreichen können, lassen mittlerweile viele Landwirte eine gute Portion ‹Unordnung› auf ihren Flächen zu. Denn ihnen ist bewusst: Fallen die Fressfeinde der Wühlmäuse weg, ist die Bahn frei für totale Mausschäden in Wies- und Ackerland. Darüber hinaus erhöhen Asthaufen, Blühstreifen, Hecken, Buntbrachen etc. die Biodiversität und die Wertschätzung gegenüber der landwirtschaftlichen Produktion. Wenn dann von Seiten der Konsumenten mit der Wertschätzung auch die Zahlbereitschaft steigt, so ist der Weg frei für eine biodiverse, regenerative Landwirtschaft, wovon auch Wiesel & Co profitieren.»
Unterschlüpfe sind wichtig
Zur Biodiversität trägt das Projekt mit 450 Kleinstrukturen bei, die der aufmerksame Spaziergänger innerhalb des Projektgebietes findet, das sich zwischen Zürichsee und Sihl, von der Zürcher Stadt- bis zur Schwyzer Kantonsgrenze erstreckt.
Es sind vor allem speziell aufgebaute Ast-, Wurzel- oder Steinhaufen, die sich in lockeren Gruppen meist an den Rändern von Feldern oder unter Freileitungs-Strommasten befinden, kombiniert mit in der Nähe gepflanzten Gebüschgruppen, renovierten Streuhütten und fauna- und wildtiergerecht gestalteten Gewässerdurchlässen. Erst die Kombination dieser Strukturen ermöglicht den scheuen standorttreuen Tieren, die keinen Winterschlaf halten, die Jagd, dienen ihnen als Unterschlüpfe und für die Aufzucht der Jungen.
Es hat sich gelohnt und lohnt sich
Stefan Keller kann dank der Unterstützung der Projektpartner und des grossen Engagements der vielen Interessengruppen, von Vereinen, Schulen, Familien und Einzelpersonen eine positive Bilanz zum Projekt «Wiesel & Co am Zimmerberg» ziehen. Bereits wurden weit über 6000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Rund 70 Landwirte kümmern sich auf ihren Betrieben weiterhin um die Kleinstrukturen.
Obwohl das Projekt jetzt formal abgeschlossen ist, gilt es weiterhin, die Lebensräume und ihre Bewohner zu vernetzen, sodass viele Menschen die Existenz dieser kleinen Raubtiere wertschätzen. Ein weiteres Ziel ist, im Bezirk Horgen ein «Naturnetz Zimmerberg» aufzubauen, das verschiedene Interessengruppen ermutigt, vermehrt gemeinsam Verantwortung für Natur und Landschaft zu übernehmen. n
Weitere Informationen: newsletter, Meldung von Beobachtungen: www.wieselundco.ch