Zum Schutz von Wild- und Haustieren gibt es keine Verbote, aber einige Empfehlungen. Vor allem ist ein achtsamer und respektvoller Umgang mit der Natur gefragt.
Text: Ingrid Eva Liedtke, Bild: zvg
Kürzlich wurde in den sozialen Medien dieses Bild geteilt von einem Rehkitz, dessen Bein in einer kaputten, halbierten Aludose steckte. Das Tier musste erlöst werden, so schwer verletzt war es. Letzten Sommer wurde unsere Katze vom Bauern mit der Mähmaschine zerschnetzelt. Vor zwei Wochen starb unsere andere Katze, schon 16-jährig, eines gewaltsamen Todes, möglicherweise wurde sie angefahren, dies auf einem eigentlich unbefahrenen Waldweg.
Gesetze oder Empfehlungen Jedes Jahr finden über 1500 Tiere in der Schweiz ihren Tod unter einer Mähmaschine. Dass Tiere im natürlichen Lebensraum immer weniger sicher sind, hat mich beschäftigt und veranlasst nachzufragen, wie der Schutz von Wild- und Haustieren geregelt ist. Gibt es Gesetze, Vorschriften, Empfehlungen?
Markus Hohl, Präsident vom Naturschutzverein Schönenberg, hat bestätigt, was ich vermutet habe: Es gibt nur Empfehlungen! Genauere Erläuterungen zum Thema habe ich von Hanspeter Pfister, Bauer und Wildhüter von Schönenberg, bekommen.
Sicher ist, dass das Thema komplex ist und nicht nur Bauern, Rehkitze und Hundehalter betrifft. Ganz einfach ausgedrückt geht es, wie immer, um einen achtsamen Umgang mit Tier und Umwelt, und dies geht uns alle an.
Schwarze Schafe Schnell habe ich gemerkt, dass meine Wut auf den «Schnetzelbauern» nicht auf alle Landwirte übertragbar ist und dass wohl selbst dieser unsere Katze nicht mit Absicht getötet hat. Aber «schwarze Schafe gibt es überall», so klärt mich Hanspeter Pfister auf.
Eben solche Bauern, die in einem Affenzahn mit ihrem Traktor über die Wiesen brettern, die eine Hand am Steuer, die andere am Handy, und nicht links, noch rechts schauen. Dabei seien aber bitte auch die Reiter/-innen erwähnt, die man schon einen Kilometer gegen den Wind hört, weil sie so laut quatschen und die seit Corona explodierende Zahl von «Naturliebhabern», die sich nicht scheuen, die Ruhe der Tiere zu stören, indem sie kreuz und quer durch Wälder und hohe Wiesen marschieren, dort sogar picknicken und Feuer entfachen und dabei alles niederwalzen, was unter ihre Füsse kommt. Alles vielleicht nicht böse gemeint, aber doch rücksichtslos!
Man könne aber davon ausgehen, so Pfister, dass kein Bauer sich freue, wenn ihm ein Tier in die Maschine gerate. Die Meisten würden einige Mühe darauf verwenden, solche Vorfälle zu vermeiden. Zudem werde die Mahd durch ein totes Tier verunreinigt und könne im schlimmsten Fall für eine Kuh den Tod bedeuten.
«Ganz einfach ist es nicht, die Tiere im hohen Gras auszumachen», so Pfister: «Feldhasen, zum Beispiel, hocken in eine Grube und setzen ihre Jungen hinein. Wenn sie etwas hören, ducken sie sich. Ein Rehkitz kommt geruchlos auf die Welt. Es wird im hohen Gras versteckt, geschützt vor natürlichen Feinden, und die Rehgeiss geht nur zu ihrem Jungen, um es zu füttern und zu reinigen. Dies ist ein natürlicher Vorgang, der nur gestört wird durch den Menschen, durch Maschinen oder auch freilaufende Hunde.»
Darum die Warntafeln, die jedes Frühjahr aufgestellt werden und Hundehalter daran erinnern, ihre Hunde möglichst an der Leine zu führen!
Wenn Fussgänger ein Rehkitz im hohen Gras sehen, meinen sie oft, das Kitz sei verwaist und berühren es fatalerweise oder ihre Hunde beschnuppern es – im besten Fall. Das Junge wird dann von seiner Mutter verlassen, weil es nach Mensch oder Hund riecht.
Wenn der Bauer mähen möchte – Vorsichtsmassnahmen «Möchte der Bauer mähen, sollte er am Vorabend rund um die Fläche einen Streifen mähen und in der Mitte ein paar Stöcke mit Säcken oder Staniolpapier daran, setzen. Das Reh wird dadurch verunsichert und nimmt sein Kitz aus der Wiese.» Das werde auch von vielen so gemacht, klärt mich Pfister auf. Leider schützt das nicht die Katze, die durch die Wiesen kommt und geht, wie es ihr beliebt. Die schützt wohl nur ein moderates Tempo.
Neuerdings gibt es auch die Möglichkeit einen Drohnenpiloten anzuheuern. Am frühen Morgen überfliegt er mit der Drohne, die mit einer Wärmekamera versehen ist, das Gebiet und kann so Tiere im hohen Gras ausmachen. Laut Hansjörg Pfister sind die drei lokalen Piloten sehr gefragt. Das Angebot wird also genutzt.
Jährlich werden 18 Rehe erlegt – warum also die Aufregung? Im Jagdgebiet von Schönenberg gibt es jährlich eine Abschussliste für Rehe, dies, um das natürliche Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Es sind etwa 35 Rehe, wovon ca. 18 erlegt werden müssen. In Schönenberg gibt es fünf Jäger, die sich das Gebiet unter sich aufgeteilt haben.
Warum die Aufregung, könnte man sich fragen, wenn sowieso so viele Tiere wieder getötet werden?
Es ist ein Unterschied, ob ein Tier vom Jäger auf möglichst humane Art und Weise erlegt oder von einer Mähmaschine zerschnitten wird. Die Hetzjagd mit Hunden sei in der Schweiz eigentlich noch erlaubt. Aber die Jäger von Schönenberg verzichten bewusst darauf. Umso grösser ist das Unverständnis gegenüber privaten Hetzjagden. Hunde können ein Reh zu Tode hetzen. Das wollen wir Hundebesitzer doch wirklich nicht!
Mensch unterwegs in der Natur Seit Corona sind viel mehr Menschen in der Natur unterwegs. Das ist ja eigentlich schön und gut. «Doch plötzlich laufen die Leute kreuz und quer durch den Wald und lassen da auch noch ihre Abfälle liegen», ärgert sich Pfister. Dadurch werden die Tiere ständig gestört und auch gefährdet. Was nicht bedacht wird ist, dass sowohl Wiesen als auch Wälder meistens jemandem gehören, also eigentlich nicht Allgemeingut sind. Wege, die hindurchführen, sind zum Begehen, aber Wiesen und Wälder eigentlich nicht. Der sensible und achtsame Umgang wird oft vernachlässigt, und das fällt bei mehr Ausflüglern ins Gewicht.
Hanspeter Pfister ist froh, hat er kein Land direkt an einer Strasse, weil man da vor dem Mähen immer noch den Abfall einsammeln muss. Und wieder frage ich mich, ob ein paar Vorschriften und Verbote nicht gut wären! Nun, es gibt sie nicht, und die Eigenverantwortung ist gefragt.
Seien wir also achtsam, liebe Wanderer, Fussgänger, E-Biker, Hundebesitzer und auch Ihr lieben Bauern. Die Natur, unsere Tiere – und dazu gehören auch die Tiere des Waldes – werden es uns danken, ebenso Jäger/-innen, Wildhüter und Bauern und Haustierbesitzer/-innen. Wer die Natur liebt, unsere Wälder, Wiesen und die Tiere darin, trampelt sie nicht nieder, sondern ist bemüht sie zu bewahren. Ein gemeinsames Anliegen!
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Zum Schutz von Wild- und Haustieren gibt es keine Verbote, aber einige Empfehlungen. Vor allem ist ein achtsamer und respektvoller Umgang mit der Natur gefragt.
Text: Ingrid Eva Liedtke, Bild: zvg
Kürzlich wurde in den sozialen Medien dieses Bild geteilt von einem Rehkitz, dessen Bein in einer kaputten, halbierten Aludose steckte. Das Tier musste erlöst werden, so schwer verletzt war es. Letzten Sommer wurde unsere Katze vom Bauern mit der Mähmaschine zerschnetzelt. Vor zwei Wochen starb unsere andere Katze, schon 16-jährig, eines gewaltsamen Todes, möglicherweise wurde sie angefahren, dies auf einem eigentlich unbefahrenen Waldweg.
Gesetze oder Empfehlungen
Jedes Jahr finden über 1500 Tiere in der Schweiz ihren Tod unter einer Mähmaschine. Dass Tiere im natürlichen Lebensraum immer weniger sicher sind, hat mich beschäftigt und veranlasst nachzufragen, wie der Schutz von Wild- und Haustieren geregelt ist. Gibt es Gesetze, Vorschriften, Empfehlungen?
Markus Hohl, Präsident vom Naturschutzverein Schönenberg, hat bestätigt, was ich vermutet habe: Es gibt nur Empfehlungen! Genauere Erläuterungen zum Thema habe ich von Hanspeter Pfister, Bauer und Wildhüter von Schönenberg, bekommen.
Sicher ist, dass das Thema komplex ist und nicht nur Bauern, Rehkitze und Hundehalter betrifft. Ganz einfach ausgedrückt geht es, wie immer, um einen achtsamen Umgang mit Tier und Umwelt, und dies geht uns alle an.
Schwarze Schafe
Schnell habe ich gemerkt, dass meine Wut auf den «Schnetzelbauern» nicht auf alle Landwirte übertragbar ist und dass wohl selbst dieser unsere Katze nicht mit Absicht getötet hat. Aber «schwarze Schafe gibt es überall», so klärt mich Hanspeter Pfister auf.
Eben solche Bauern, die in einem Affenzahn mit ihrem Traktor über die Wiesen brettern, die eine Hand am Steuer, die andere am Handy, und nicht links, noch rechts schauen. Dabei seien aber bitte auch die Reiter/-innen erwähnt, die man schon einen Kilometer gegen den Wind hört, weil sie so laut quatschen und die seit Corona explodierende Zahl von «Naturliebhabern», die sich nicht scheuen, die Ruhe der Tiere zu stören, indem sie kreuz und quer durch Wälder und hohe Wiesen marschieren, dort sogar picknicken und Feuer entfachen und dabei alles niederwalzen, was unter ihre Füsse kommt. Alles vielleicht nicht böse gemeint, aber doch rücksichtslos!
Man könne aber davon ausgehen, so Pfister, dass kein Bauer sich freue, wenn ihm ein Tier in die Maschine gerate. Die Meisten würden einige Mühe darauf verwenden, solche Vorfälle zu vermeiden. Zudem werde die Mahd durch ein totes Tier verunreinigt und könne im schlimmsten Fall für eine Kuh den Tod bedeuten.
«Ganz einfach ist es nicht, die Tiere im hohen Gras auszumachen», so Pfister: «Feldhasen, zum Beispiel, hocken in eine Grube und setzen ihre Jungen hinein. Wenn sie etwas hören, ducken sie sich. Ein Rehkitz kommt geruchlos auf die Welt. Es wird im hohen Gras versteckt, geschützt vor natürlichen Feinden, und die Rehgeiss geht nur zu ihrem Jungen, um es zu füttern und zu reinigen. Dies ist ein natürlicher Vorgang, der nur gestört wird durch den Menschen, durch Maschinen oder auch freilaufende Hunde.»
Darum die Warntafeln, die jedes Frühjahr aufgestellt werden und Hundehalter daran erinnern, ihre Hunde möglichst an der Leine zu führen!
Wenn Fussgänger ein Rehkitz im hohen Gras sehen, meinen sie oft, das Kitz sei verwaist und berühren es fatalerweise oder ihre Hunde beschnuppern es – im besten Fall. Das Junge wird dann von seiner Mutter verlassen, weil es nach Mensch oder Hund riecht.
Wenn der Bauer mähen möchte – Vorsichtsmassnahmen
«Möchte der Bauer mähen, sollte er am Vorabend rund um die Fläche einen Streifen mähen und in der Mitte ein paar Stöcke mit Säcken oder Staniolpapier daran, setzen. Das Reh wird dadurch verunsichert und nimmt sein Kitz aus der Wiese.» Das werde auch von vielen so gemacht, klärt mich Pfister auf. Leider schützt das nicht die Katze, die durch die Wiesen kommt und geht, wie es ihr beliebt. Die schützt wohl nur ein moderates Tempo.
Neuerdings gibt es auch die Möglichkeit einen Drohnenpiloten anzuheuern. Am frühen Morgen überfliegt er mit der Drohne, die mit einer Wärmekamera versehen ist, das Gebiet und kann so Tiere im hohen Gras ausmachen. Laut Hansjörg Pfister sind die drei lokalen Piloten sehr gefragt. Das Angebot wird also genutzt.
Jährlich werden 18 Rehe erlegt – warum also die Aufregung?
Im Jagdgebiet von Schönenberg gibt es jährlich eine Abschussliste für Rehe, dies, um das natürliche Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Es sind etwa 35 Rehe, wovon ca. 18 erlegt werden müssen. In Schönenberg gibt es fünf Jäger, die sich das Gebiet unter sich aufgeteilt haben.
Warum die Aufregung, könnte man sich fragen, wenn sowieso so viele Tiere wieder getötet werden?
Es ist ein Unterschied, ob ein Tier vom Jäger auf möglichst humane Art und Weise erlegt oder von einer Mähmaschine zerschnitten wird. Die Hetzjagd mit Hunden sei in der Schweiz eigentlich noch erlaubt. Aber die Jäger von Schönenberg verzichten bewusst darauf. Umso grösser ist das Unverständnis gegenüber privaten Hetzjagden. Hunde können ein Reh zu Tode hetzen. Das wollen wir Hundebesitzer doch wirklich nicht!
Mensch unterwegs in der Natur
Seit Corona sind viel mehr Menschen in der Natur unterwegs. Das ist ja eigentlich schön und gut. «Doch plötzlich laufen die Leute kreuz und quer durch den Wald und lassen da auch noch ihre Abfälle liegen», ärgert sich Pfister. Dadurch werden die Tiere ständig gestört und auch gefährdet. Was nicht bedacht wird ist, dass sowohl Wiesen als auch Wälder meistens jemandem gehören, also eigentlich nicht Allgemeingut sind. Wege, die hindurchführen, sind zum Begehen, aber Wiesen und Wälder eigentlich nicht. Der sensible und achtsame Umgang wird oft vernachlässigt, und das fällt bei mehr Ausflüglern ins Gewicht.
Hanspeter Pfister ist froh, hat er kein Land direkt an einer Strasse, weil man da vor dem Mähen immer noch den Abfall einsammeln muss. Und wieder frage ich mich, ob ein paar Vorschriften und Verbote nicht gut wären! Nun, es gibt sie nicht, und die Eigenverantwortung ist gefragt.
Seien wir also achtsam, liebe Wanderer, Fussgänger, E-Biker, Hundebesitzer und auch Ihr lieben Bauern. Die Natur, unsere Tiere – und dazu gehören auch die Tiere des Waldes – werden es uns danken, ebenso Jäger/-innen, Wildhüter und Bauern und Haustierbesitzer/-innen. Wer die Natur liebt, unsere Wälder, Wiesen und die Tiere darin, trampelt sie nicht nieder, sondern ist bemüht sie zu bewahren. Ein gemeinsames Anliegen!