Die Corona-Pandemie hat viele Menschen ans Existenzminimum getrieben. Der Hülfsverein und der Vinzenzverein haben deshalb gemeinsam eine besondere Spendenaktion ins Leben gerufen und mit vielen Freiwilligen ´Brennende Herzenª produziert.
Text & Bilder: Reni Bircher
Seit vielen Jahren engagieren sich die beiden Vereine aus Richterswil-Samstagern in enger Zusammenarbeit für «ihre» Bevölkerung. Sie stehen für unbürokratische, schnelle Hilfe, agieren konfessionsfrei, lösungsorientiert und diskret.
Nebst finanzieller und beratungstechnischer Hilfe für sozial benachteiligte Bürger haben die Vereinsvorstände auch immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen ihrer Mitmenschen.
«Aus den zahlreichen Gesprächen, die wir in den letzten Monaten auch mit jüngeren Menschen führen durften, kristallisierte sich eine Zukunftsangst heraus», sagt Ronald Herbig Weil, reformierter Pfarrer in Richterswil und Präsident des Hülfsvereins. Die Leute würden um ihren Job bangen, sind auf Kurzarbeit oder haben die Arbeitsstelle bereits verloren. «Die Unsicherheit, was die kommenden Monate noch bringen werden, ist bei vielen sehr gross.»
Diese Erkenntnis bewog das Pfarrteam dazu, einen Weg zu suchen, um ganz praktisch für Unterstützung sorgen zu können und konnte dafür glücklicherweise auf die beiden Vereine vor Ort zurückgreifen. «Wir mussten in diesen aussergewöhnlichen Zeiten das Kirchenleben ‹neu erfinden› und andere Wege einschlagen», erklärt Herbig Weil. «Wir sind ja nicht nur für das ‹Seelenheil› verantwortlich, wie man so schön sagt, sondern auch für praktische Hilfe im Alltag.»
Neue Wege beschreiten
Wegen dem eingeschränkten Sozialleben, welches auch Kirchenbesuche sowie Abdankungen betrifft, brechen den Vereinen die Spendengelder weg, mit denen wiederum die Hilfesuchenden unterstützt werden sollten. Von dieser Spendennot sind so gut wie alle Hilfswerke betroffen. Peter Bründler ist Präsident des Vinzenzvereins und weiss, dass die Spenden, welche letztes Jahr eingegangen sind, einem Tropfen auf den heissen Stein gleichkamen. Mit fatalen Folgen: «Wir rechnen mit einer grösseren Welle an Hilfegesuchen, die in den kommenden Wochen und Monaten auf uns zurollt», erklärt Bründler. «Das macht sich bereits bemerkbar.» Doch wie soll diesen Menschen geholfen werden, wenn die Mittel der Organisation knapp sind?
Den Vereinsvorständen schwebte ein «kreativer» Weg vor, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie auf Spenden angewiesen sind, um den Bedürftigen zu helfen. Die zündende Idee zur Umsetzung kam von Pfarrerin Andrea Spörri: es sollten aus Draht Herzen geflochten, im Feuer gebrannt und danach geschmückt werden, um sie zu verkaufen. Spörri vertraute ihre Idee zur Spendensammlung den beiden Hilfsvereinen an, in der Gewissheit, dass diese über das nötige Know-how und Netzwerk verfügen, um die Idee umzusetzen.
Die dekorativen herzförmigen Unikate wurden von zahlreichen helfenden Händen Freiwilliger liebevoll und ideenreich gefertigt. Nicht nur Vereinsmitglieder engagierten sich, sondern auch Firmlinge und Konfirmanden, sogar «Auswärtige» haben dazu beigesteuert, dass Spendengelder gesammelt werden können. «Dank dem Aufruf in den sozialen Medien haben sich auch Private engagiert und zum Teil fertige Herzen oder einfach die Rohlinge zum Brennen vorbeigebracht», freut sich Ronald Herbig Weil. «Das hat richtig Bewegung ins Dorf gebracht!»
Auch Peter Bründler zeigt sich gerührt ob diesen unglaublichen Einsätzen: «Die Leute haben schubladenweise Bänder, Dekorationsmaterial und Draht zusammengetragen.» Dank Unterstützung der reformierten und katholischen Kirchen konnten Flyer zur Aktion «Brennende Herzen» gedruckt werden, so dass jeder Franken, der beim Erwerb eines Herzens gespendet wird, an die Hilfsbedürftigen geht. Der Flyer informiert, wofür die Spenden gesammelt werden, ebenso über die beiden Anlaufstellen, bei denen sich Hilfesuchende wie Gönner melden können.
Wo bekommt man ein Herz?
Die Aktion läuft den ganzen März über, also bis zum Osterwochenende. In den Kirchen sind Osterbäumchen mit den Herzen verziert, welche zum Verkauf stehen. Das Geld kann bar oder per Einzahlungsschein (befindet sich im Flyer) gespendet werden. Der Spendenbetrag liegt im eigenen Ermessen: «Von 5 bis 500 Franken nehmen wir alles», meint der Pfarrer augenzwinkernd.
In den örtlichen Fachgeschäften sind die drahtigen Unikate ebenfalls erhältlich. Das macht die ganze Aktion noch um einiges lokaler. Bei Geburtstagen und Jubiläen der älteren Bevölkerung sowie bei den Weihnachtsaktionen für sozial Benachteiligte, kaufen der Hülfs- und Vinzenzverein immer bei den Fachgeschäften Gutscheine ein. Sie schaffen damit einen lokalen Bezug und einen ortsinternen Kreislauf, von dem alle profitieren. «Ein paar Ladenbesitzer sind pandemiebedingt schon selber am ‹Strampeln›. Dass sie bei dieser Herzen-Aktion mitmachen wollen, ist daher umso grossartiger», ist Peter Bründler begeistert.
Weitere finanzielle Zuschüsse erhoffen sich die beiden Vereinspräsidenten von der geplanten Orgelvesper Mitte März.
Warum spenden?
Dass es für die Betroffenen oftmals nicht einfach ist, die eigene Schamgrenze zu überwinden und sich jemandem anzuvertrauen, das ist den Leuten der Hilfsvereine klar. «Die Wahrung der Würde jeder Person ist uns sehr wichtig», erklärt Bründler. Die Hilfe werde jedem Bedürftigen äusserst diskret zukommen, bekräftigt er auch. Oftmals seien es eher Kleinigkeiten, welche das knappe Budget sprengen. «Manchmal liegen die Einkommen knapp über der Grenze, um sich beim Sozialamt zu melden», erläutert Ronald Herbig Weil. «Das ist dann eine ganz dumme Situation, in der sich die Leute befinden. Sie müssen jeden Franken umdrehen, um die laufenden Rechnungen und Alltägliches zu bezahlen.» Da würde nur schon ein Zahnarzttermin ausreichen, um die Menschen ins Schleudern zu bringen.
Für solche Hilfestellungen – die bedenklicherweise immer öfter nötig werden – engagieren sich die beiden Hilfsvereine, sind selber jedoch auf den guten Willen der Bevölkerung angewiesen. Armut ist nichts, was man in weiter Ferne suchen muss; sie passiert direkt vor unserer Haustüre, im eigenen Dorf. Deshalb hoffen der Vinzenz- und der Hülfsverein auf viele offene Herzen.
Die Aktion «Brennende Herzen» dauert bis zum 31. März. Die Herzen sowie Flyer können in Fachgeschäften, Kirchen und bei Peter Bründler, Zugerstrasse 11, erworben werden, ein Postversand ist ebenfalls möglich.
Bestellungen beim Hülfsverein unter Tel. 044 784 01 76, ronald.herbig.weil@refrichterswil.ch, oder beim Vinzenzverein unter 044 784 28 96, vpbruendler@bluewin.ch
Orgelvesper mit Spendensammlung: 19.3., 19 Uhr, kath. Kirche
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Die Corona-Pandemie hat viele Menschen ans Existenzminimum getrieben. Der Hülfsverein und der Vinzenzverein haben deshalb gemeinsam eine besondere Spendenaktion ins Leben gerufen und mit vielen Freiwilligen ´Brennende Herzenª produziert.
Text & Bilder: Reni Bircher
Seit vielen Jahren engagieren sich die beiden Vereine aus Richterswil-Samstagern in enger Zusammenarbeit für «ihre» Bevölkerung. Sie stehen für unbürokratische, schnelle Hilfe, agieren konfessionsfrei, lösungsorientiert und diskret.
Nebst finanzieller und beratungstechnischer Hilfe für sozial benachteiligte Bürger haben die Vereinsvorstände auch immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen ihrer Mitmenschen.
«Aus den zahlreichen Gesprächen, die wir in den letzten Monaten auch mit jüngeren Menschen führen durften, kristallisierte sich eine Zukunftsangst heraus», sagt Ronald Herbig Weil, reformierter Pfarrer in Richterswil und Präsident des Hülfsvereins. Die Leute würden um ihren Job bangen, sind auf Kurzarbeit oder haben die Arbeitsstelle bereits verloren. «Die Unsicherheit, was die kommenden Monate noch bringen werden, ist bei vielen sehr gross.»
Diese Erkenntnis bewog das Pfarrteam dazu, einen Weg zu suchen, um ganz praktisch für Unterstützung sorgen zu können und konnte dafür glücklicherweise auf die beiden Vereine vor Ort zurückgreifen. «Wir mussten in diesen aussergewöhnlichen Zeiten das Kirchenleben ‹neu erfinden› und andere Wege einschlagen», erklärt Herbig Weil. «Wir sind ja nicht nur für das ‹Seelenheil› verantwortlich, wie man so schön sagt, sondern auch für praktische Hilfe im Alltag.»
Neue Wege beschreiten
Wegen dem eingeschränkten Sozialleben, welches auch Kirchenbesuche sowie Abdankungen betrifft, brechen den Vereinen die Spendengelder weg, mit denen wiederum die Hilfesuchenden unterstützt werden sollten. Von dieser Spendennot sind so gut wie alle Hilfswerke betroffen. Peter Bründler ist Präsident des Vinzenzvereins und weiss, dass die Spenden, welche letztes Jahr eingegangen sind, einem Tropfen auf den heissen Stein gleichkamen. Mit fatalen Folgen: «Wir rechnen mit einer grösseren Welle an Hilfegesuchen, die in den kommenden Wochen und Monaten auf uns zurollt», erklärt Bründler. «Das macht sich bereits bemerkbar.» Doch wie soll diesen Menschen geholfen werden, wenn die Mittel der Organisation knapp sind?
Den Vereinsvorständen schwebte ein «kreativer» Weg vor, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie auf Spenden angewiesen sind, um den Bedürftigen zu helfen. Die zündende Idee zur Umsetzung kam von Pfarrerin Andrea Spörri: es sollten aus Draht Herzen geflochten, im Feuer gebrannt und danach geschmückt werden, um sie zu verkaufen. Spörri vertraute ihre Idee zur Spendensammlung den beiden Hilfsvereinen an, in der Gewissheit, dass diese über das nötige Know-how und Netzwerk verfügen, um die Idee umzusetzen.
Die dekorativen herzförmigen Unikate wurden von zahlreichen helfenden Händen Freiwilliger liebevoll und ideenreich gefertigt. Nicht nur Vereinsmitglieder engagierten sich, sondern auch Firmlinge und Konfirmanden, sogar «Auswärtige» haben dazu beigesteuert, dass Spendengelder gesammelt werden können. «Dank dem Aufruf in den sozialen Medien haben sich auch Private engagiert und zum Teil fertige Herzen oder einfach die Rohlinge zum Brennen vorbeigebracht», freut sich Ronald Herbig Weil. «Das hat richtig Bewegung ins Dorf gebracht!»
Auch Peter Bründler zeigt sich gerührt ob diesen unglaublichen Einsätzen: «Die Leute haben schubladenweise Bänder, Dekorationsmaterial und Draht zusammengetragen.» Dank Unterstützung der reformierten und katholischen Kirchen konnten Flyer zur Aktion «Brennende Herzen» gedruckt werden, so dass jeder Franken, der beim Erwerb eines Herzens gespendet wird, an die Hilfsbedürftigen geht. Der Flyer informiert, wofür die Spenden gesammelt werden, ebenso über die beiden Anlaufstellen, bei denen sich Hilfesuchende wie Gönner melden können.
Wo bekommt man ein Herz?
Die Aktion läuft den ganzen März über, also bis zum Osterwochenende. In den Kirchen sind Osterbäumchen mit den Herzen verziert, welche zum Verkauf stehen. Das Geld kann bar oder per Einzahlungsschein (befindet sich im Flyer) gespendet werden. Der Spendenbetrag liegt im eigenen Ermessen: «Von 5 bis 500 Franken nehmen wir alles», meint der Pfarrer augenzwinkernd.
In den örtlichen Fachgeschäften sind die drahtigen Unikate ebenfalls erhältlich. Das macht die ganze Aktion noch um einiges lokaler. Bei Geburtstagen und Jubiläen der älteren Bevölkerung sowie bei den Weihnachtsaktionen für sozial Benachteiligte, kaufen der Hülfs- und Vinzenzverein immer bei den Fachgeschäften Gutscheine ein. Sie schaffen damit einen lokalen Bezug und einen ortsinternen Kreislauf, von dem alle profitieren. «Ein paar Ladenbesitzer sind pandemiebedingt schon selber am ‹Strampeln›. Dass sie bei dieser Herzen-Aktion mitmachen wollen, ist daher umso grossartiger», ist Peter Bründler begeistert.
Weitere finanzielle Zuschüsse erhoffen sich die beiden Vereinspräsidenten von der geplanten Orgelvesper Mitte März.
Warum spenden?
Dass es für die Betroffenen oftmals nicht einfach ist, die eigene Schamgrenze zu überwinden und sich jemandem anzuvertrauen, das ist den Leuten der Hilfsvereine klar. «Die Wahrung der Würde jeder Person ist uns sehr wichtig», erklärt Bründler. Die Hilfe werde jedem Bedürftigen äusserst diskret zukommen, bekräftigt er auch. Oftmals seien es eher Kleinigkeiten, welche das knappe Budget sprengen. «Manchmal liegen die Einkommen knapp über der Grenze, um sich beim Sozialamt zu melden», erläutert Ronald Herbig Weil. «Das ist dann eine ganz dumme Situation, in der sich die Leute befinden. Sie müssen jeden Franken umdrehen, um die laufenden Rechnungen und Alltägliches zu bezahlen.» Da würde nur schon ein Zahnarzttermin ausreichen, um die Menschen ins Schleudern zu bringen.
Für solche Hilfestellungen – die bedenklicherweise immer öfter nötig werden – engagieren sich die beiden Hilfsvereine, sind selber jedoch auf den guten Willen der Bevölkerung angewiesen. Armut ist nichts, was man in weiter Ferne suchen muss; sie passiert direkt vor unserer Haustüre, im eigenen Dorf. Deshalb hoffen der Vinzenz- und der Hülfsverein auf viele offene Herzen.
Die Aktion «Brennende Herzen» dauert bis zum 31. März. Die Herzen sowie Flyer können in Fachgeschäften, Kirchen und bei Peter Bründler, Zugerstrasse 11, erworben werden, ein Postversand ist ebenfalls möglich.
Bestellungen beim Hülfsverein unter Tel. 044 784 01 76, ronald.herbig.weil@refrichterswil.ch, oder beim Vinzenzverein unter 044 784 28 96, vpbruendler@bluewin.ch
Orgelvesper mit Spendensammlung: 19.3., 19 Uhr, kath. Kirche