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Die traurige Geschichte der Kunsteisbahn Wädenswil

Vor 50 Jahren wurde die Kunsteisbahn von den Stimmbürgern beschlossen.

Jedes Mal, wenn ich am Bahnhof Wädenswil bin, schaue ich beim Eisfeld auf dem Seeplatz vorbei. Ich freue mich, wenn ich buntes und fröhliches Treiben sehe. Dem Vorstand des Vereins muss ich ein grosses Kompliment machen. Ich bewundere den uneigennützigen, idealistischen Einsatz des Vorstandes für die Eissportfreunde von Wädenswil und Umgebung. Es erinnert mich an die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts, als wir auf der Eidmattwiese mit Unterstützung der Feuerwehr nächtelang spritzten, um ein Natureisfeld herzurichten – oft mit der Enttäuschung, dass nach zwei Wochen die ganze Herrlichkeit wieder zu Ende war. Das Eisfeld auf dem Seeplatz ist ein «Trostpflaster» für die nicht realisierte Kunsteisbahn, die wie die damals schon bestehenden Kunsteisbahnen in Kloten, Dübendorf, Wallisellen, Effretikon, Urdorf, Küsnacht, Wetzikon und anderen Orten – auch in Wädenswil geplant war.

Der Eishockey-Club Wädenswil

Den Initianten einer Kunsteisbahn erklärte man von Seiten des Sport-Toto, dass für einen Beitrag ein Eishockeyclub erforderlich sei. Also schrieb man im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» die Gründungsversammlung des Eishockey-Clubs Wädenswil aus. Mehr als 40 Interessenten erschienen am 29. Januar 1965 im Hotel Engel. Während der Seegfrörni im Winter 1963 hatten viele Junge auf dem gefrorenen Zürichsee Eishockey gespielt. 

Die Begeisterung für diesen Sport war ungebrochen. Mangels eigenem Eisfeld musste in Rapperswil zu schlechten Randzeiten trainiert werden. Und auch alle «Heimspiele» der Eishockey-Meisterschaft fanden im Lido Rapperswil statt. Zweimal allerdings konnten die Wädenswiler ein Meisterschaftsspiel mit hohen Banden auf dem Natureisfeld Eidmatt mit 200 begeisterten Zuschauern durchführen, während auf der Kunsteisbahn Rapperswil jeweils nur gerade die Angehörigen der Spieler und ein paar wenige treue Fans mitfieberten. In seinen besten Zeiten hatte der EHCW vier Mannschaften (zwei Aktiv-, eine Junioren- und eine Novizenmannschaft); 1969 war der Höhepunkt in der Geschichte der Wädenswiler Eishockeyaner erreicht mit den Aufstiegsspielen in die 1. Liga.

Die Kunsteisbahn wird ­beschlossen

Nun stand der Realisierung einer Kunsteisbahn eigentlich nichts mehr im Weg. Nachdem schon im Jahr 1964 ein Initiativkomitee für eine Kunsteisbahn gegründet worden war, entstand 1970 die Kunsteisbahn-Genossenschaft Johanniter (Joku), gleichzeitig mit der Präsentation eines baureifen Projektes. Dem Patronatskomitee gehörten alle Gemeindepräsidenten und Schulpräsidenten von Wädenswil, Richterswil und Schönenberg, sowie Ärzte und namhafte Unternehmer an. Sport-Toto sicherte 300 000 Franken zu für die erste Kunsteisbahn am linken Zürichseeufer, und innert kurzer Zeit wurden von Privaten und Unternehmen  600 000 Franken Genossenschaftskapital gezeichnet. 

Anfang 1971 – also vor 50 Jahren – beschlossen die Stimmbürger von Wädenswil, Richterswil, Schönenberg und Hütten eine Gemeindebeteiligung an der Kunsteisbahn Johanniter in der Region Neuguet/Einsiedlerstrasse, übrigens erstmals mit Stimmbeteiligung der Frauen. 

Am 7. Februar 1971 stimmten in Wädenswil an der Urne 52 Prozent für das Projekt, bei einer hohen Stimmbeteiligung von 70 Prozent. Die anderen Gemeinden beschlossen die Kunsteisbahn-Beteiligung an der Gemeindeversammlung. 

Das Projekt sah zwei Eisfelder vor, je eines für Eishockey und freien Eislauf sowie eine Tribüne für 2000 Zuschauer und hätte 4,689 Mio. Franken gekostet.

Ausser Spesen nichts gewesen

Doch die Eishockeyaner und Eislaufbegeisterten hatten sich zu früh gefreut. Es begann eine lange Leidenszeit. Grüne Lokal­politiker und Eisbahngegner konnten sich mit der Niederlage nicht abfinden und bekämpften das Projekt mit legalen politischen Mitteln (Einsprachen, Rekurse) und erreichten, dass der Wählerwille nicht vollzogen wurde. Auch die weiteren vier alternativen Projekte in der Beichlen und im Neubüel scheiterten in den folgenden Jahren an bürokratischen Hürden und an der Wirtschaftskrise. Dass die Joku das Projekt in einfacherer Variante mit eigenen privaten Mitteln realisieren wollte, fand bei den Behörden keinen Zuspruch. Nachdem klar geworden war, dass mit einer Kunsteisbahn Wädenswil wohl nichts wird, resignierte der Eishockey-Club schliesslich enttäuscht und musste 1979 aufgeben, obwohl es 1994 nochmals einen Versuch gab, eine regionale Kunsteisbahn Neubühl zu realisieren, welche die Stimmbürger von Horgen ablehnten. Umso erfreulicher ist, dass auf dem Seeplatz wieder Eissportbegeisterung herrscht.

Hans Zollinger, ehemaliger Präsident der Kunsteisbahn-Genossenschaft Johanniter,
Gründer und ehemaliger Präsident des ­Eishockey-Clubs Wädenswil

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1 Kommentar zu “Die traurige Geschichte der Kunsteisbahn Wädenswil

  1. Sepp Betschart

    Ich habe an schulfreien Nachmittagen hunderte von Couverts mit Schreiben und Prospekten eingepackt…..

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