«Die vielen Facetten der Jugendsprache» war das Thema der Veranstaltung der Lesegesellschaft Wädenswil vom 8. Februar. Dem Coronavirus geschuldet, referierte Prof. Dr. Christa Dürscheid nicht live in Wädenswil, sondern vor dem Bildschirm bei sich zuhause.
Dreissig Sprachinteressierte nutzten diese ausserordentliche Gelegenheit zu einem Online-Anlass und übertrafen damit die Erwartungen der Veranstalterin bei weitem. Nach ein paar technischen Hinweisen bot die Referentin spannende und teilweise auch überraschende Einblicke in das Thema Jugendsprache.
Das Forschungsgebiet Jugendsprache ist recht jung, entstand es doch erst in den 1980er-Jahren. Damals stellten sich Fachleute erstmals die Frage, ob die Jugend eine andere Sprache spreche als die Erwachsenen. Daraus entwickelte sich, wie die Referentin erklärte, ein neues eigenes Forschungsgebiet, in welchem nach den Merkmalen, nach Unterschieden zwischen Deutschland und der Schweiz etwa oder nach dem Schreibstil in der Alltags- oder Freizeitkommunikation der Jugendlichen geforscht wird.
Typisch für die Jugendsprache seien Entlehnungen aus dem Englischen. «Isch doch voll easy, Mann!» oder «gömmer kino?», bekommen ältere Semester im ÖV zu hören. Ein weiteres Merkmal seien Satzkonstruktionen, wie sie Menschen mit Migrationshintergrund verwenden und was in Deutschland als Türkendeutsch und in der Schweiz als Jugo- oder Balkandeutsch bezeichnet werde.
Ähnlichkeiten lässt der Ländervergleich auch in der schriftlichen Kommunikation erkennen. So würden die Sätze häufig mit Emojis versehen, die als Stellvertreter für Begriffe verwendet würden. Aber es gibt einen markanten Unterschied: Obwohl es auch in Deutschland viele Dialekte gebe, werde im schriftlichen Austausch (SMS, WhatsApp …) das Hochdeutsche verwendet. In der Schweiz hingegen schreiben die Jugendlichen so, wie sie reden – in ihrem jeweiligen Dialekt.
Was ist nun von dieser Jugendsprache zu halten? Droht da eine Verkümmerung der Ausdruckskompetenz? Können die Jugendlichen überhaupt noch «richtig» Deutsch? Wie die Referentin anhand einer – allerdings schon etwas älteren – Untersuchung darlegt, seien die Bedenken und Befürchtungen diesbezüglich unbegründet. Die Jugendlichen seien sich durchaus bewusst, dass ein Schulaufsatz eine andere Sprache verlange als eine WhatsApp-Nachricht an Freunde, selbst wenn sich auch bei ersterem hin und wieder ein Smiley einschleiche. (e)
«Die vielen Facetten der Jugendsprache» war das Thema der Veranstaltung der Lesegesellschaft Wädenswil vom 8. Februar. Dem Coronavirus geschuldet, referierte Prof. Dr. Christa Dürscheid nicht live in Wädenswil, sondern vor dem Bildschirm bei sich zuhause.
Dreissig Sprachinteressierte nutzten diese ausserordentliche Gelegenheit zu einem Online-Anlass und übertrafen damit die Erwartungen der Veranstalterin bei weitem. Nach ein paar technischen Hinweisen bot die Referentin spannende und teilweise auch überraschende Einblicke in das Thema Jugendsprache.
Das Forschungsgebiet Jugendsprache ist recht jung, entstand es doch erst in den 1980er-Jahren. Damals stellten sich Fachleute erstmals die Frage, ob die Jugend eine andere Sprache spreche als die Erwachsenen. Daraus entwickelte sich, wie die Referentin erklärte, ein neues eigenes Forschungsgebiet, in welchem nach den Merkmalen, nach Unterschieden zwischen Deutschland und der Schweiz etwa oder nach dem Schreibstil in der Alltags- oder Freizeitkommunikation der Jugendlichen geforscht wird.
Typisch für die Jugendsprache seien Entlehnungen aus dem Englischen. «Isch doch voll easy, Mann!» oder «gömmer kino?», bekommen ältere Semester im ÖV zu hören. Ein weiteres Merkmal seien Satzkonstruktionen, wie sie Menschen mit Migrationshintergrund verwenden und was in Deutschland als Türkendeutsch und in der Schweiz als Jugo- oder Balkandeutsch bezeichnet werde.
Ähnlichkeiten lässt der Ländervergleich auch in der schriftlichen Kommunikation erkennen. So würden die Sätze häufig mit Emojis versehen, die als Stellvertreter für Begriffe verwendet würden. Aber es gibt einen markanten Unterschied: Obwohl es auch in Deutschland viele Dialekte gebe, werde im schriftlichen Austausch (SMS, WhatsApp …) das Hochdeutsche verwendet. In der Schweiz hingegen schreiben die Jugendlichen so, wie sie reden – in ihrem jeweiligen Dialekt.
Was ist nun von dieser Jugendsprache zu halten? Droht da eine Verkümmerung der Ausdruckskompetenz? Können die Jugendlichen überhaupt noch «richtig» Deutsch? Wie die Referentin anhand einer – allerdings schon etwas älteren – Untersuchung darlegt, seien die Bedenken und Befürchtungen diesbezüglich unbegründet. Die Jugendlichen seien sich durchaus bewusst, dass ein Schulaufsatz eine andere Sprache verlange als eine WhatsApp-Nachricht an Freunde, selbst wenn sich auch bei ersterem hin und wieder ein Smiley einschleiche. (e)