Allgemein Feuilleton Wädenswil

Ein höllisches Stück Theater

In seiner Jubiläumssaison gibt das Volkstheater Wädenswil – es wird heuer 75 Jahre alt – unter der Regie von Jeannot Hunziker das Stück «Spielverderber» von Michael Ende. Die «Commedia Infernale» hält dem Publikum den Spiegel zu menschlichen Abgründen vor. Am Samstag, 5. September, war Premiere in der Kulturgarage.

Text: Stefan Baumgartner
Bild: Foto Tevy, Wädenswil

Zehn unterschiedliche Charaktere werden auf ein geheimnisvolles Anwesen geladen, bekommen von Notar Dr. Leo Arminius (gespielt von Markus Zollinger) je einen Ausschnitt des Testaments des geheimnisvollen Erblassers. Diese Einzelteile müssen zusammengesetzt werden, um einen Sinn zu ergeben; fehlt ein Teil, gibt’s kein Ganzes und kein Erbe. Jeder Einzelne muss zum Gelingen beitragen. Schnell breiten sich Misstrauen und Gewinnsucht aus und geben Raum für Händel und Betrügereien. Gier, Na­ivität, Selbstüberschätzung geben den Raum für die «infernale Komödie». Da ist Egon S. Geryon (Heinz Brodbeck) mit seiner Frau Elsbeth (Christina Wildi). Der Versicherungsdirektor versucht, möglichst viele der Einzelteile zusammenzukaufen, um seine Verhandlungsposition zu stärken. Was Geryon nicht ahnt: Der Kriminelle Jakob Nebel (André Lee) fälscht Testamentsteile, so dass auf einmal mehr Teile als mögliche Erben im Umlauf sind. Geryons Tochter (Alina Kasper) bandelt mit Lebemann Sebastian Nothaft (Dimitri Brodbeck) an, die blinde Bäuerin Anna Fenris (Heidi Diggelmann) benutzt die etwas naive pensionierte Putzfrau Paula Olm (Margrit Meier) für ihre Zwecke. Der General Markus Schweler (Koni Groher) findet seine Meisterin in der Freifrau Alexandra von Xanadu (Daniela Brodbeck). Klara Dunkelstern (Seraina Kühne) träumt, mit der zu erwartenden Erbschaft ihrem tristen Lehrerinnendasein ein Ende bereiten zu können. Mittendrin und omnipräsent ist der alte Diener des Hauses, Anton Buldt (Peter Weber).

Anstatt das alle zum guten Gelingen beitragen, ist die Situation bald völlig verfahren. Zu allem Übel beginnt sich das Anwesen auf geheimnisvolle Weise zu verändern – so sind etwa plötzlich alle Ausgänge versperrt. Allen Beteiligten ist klar, dass sie ihr Verhalten ändern müssten – aber das fordert jeder nur vom Anderen. Schliesslich eskaliert das Geschehen – werden sich die Protagonisten finden?

Bei der Uraufführung des Stücks 1967 soll es zu Tumulten gekommen sein, die Presse zerriss die Aufführung in ihren Kritiken. Dies blieb dem Volkstheater an der Premiere erspart: Nicht nur, weil es dem Premierenpublikum zur Verdauung des Stücks einen Alpenbitter offerierte – das Ensemble überzeugte vor allem mit seiner schauspielerischen Leistung. Untermalt und begleitet wurde das Stück vom Duo «Cave of Hands» – auch sie vermochten zuweilen überraschende Akzente zu setzen.
Das gut gelaunte Premierenpublikum in der ausverkauften Kulturgarage dankte es mit herzlichem Applaus.

Das Stück wird noch vom 23. September bis zum 3. Oktober täglich (ausser am 28.9.) jeweils um 20 Uhr – sonntags um 16 Uhr – aufgeführt.

Tickets online unter www.volkstheater-waedenswil.ch oder im Kafisatz, Schönenbergstrasse 1, Wädenswil.

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