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The Beauty of Gemina: Stillstand? Ein Fremdwort

Ehemals in der Gothic- und Electro-
soundszene verankert, geht die Schweizer Band The Beauty of Gemina (TBoG) längst andere Wege. Momentan spielen sie ihr neuntes Studioalbum ein. Der Richterswiler Anzeiger sprach mit Michael Sele – als Komponist und Arrangeur Herz und Kopf der Band – und Mac Vinzens, Schlagzeuger der ersten Stunde und Lehrer an der Musikschule.

Interview: Reni Bircher

Bilder: Reni Bircher / Roland Korner

Wir sitzen im Foyer vom Alten Kino Mels: hier hat alles angefangen mit Eurer Band. Das Studio befindet sich im Keller unten, dort probt ihr für Konzerte und macht die Aufnahmen für Eure Alben.

Seit wann hast Du dieses Studio?

Michael: Das waren schon Proberäume, als ich in Sargans ins Seminar ging und mit meiner ersten Band hier probte. Das mit dem Studio hat sich erst mit den Jahren entwickelt und wurde zum kreativen Hafen, hier entsteht die Musik von TBoG. Ich bin hier richtiggehend verwurzelt, und wenn wir im Alten Kino spielen, ist das immer sehr schön und besonders.

Ihr nehmt gerade Euer neues Studioalbum auf, «Skeleton Dreams»; wie läuft das ab, wieviel Zeit nehmen die Aufnahmen in Anspruch?

Michael: Ein Album passiert in drei Schritten und ist ein langer Prozess. Es ist wie ein leeres Stück Papier, welches sich mit Ideen, Skizzen, Sequenzen füllt. Das passiert meistens schon, kaum dass das letzte Album erschienen ist. Es folgen die Kompositionen, das Schreiben der Texte. Musik soll eine Geschichte erzählen und deren Tiefe ist wichtig für mich. Aktuell arbeite und tüftle ich mit Philipp Küng im Studio – einem Schweizer Bassisten und Multiinstrumentalisten – an den Arrangements, das ist sehr spannend. Ansonsten arbeite ich gerne alleine. In einem Album stecken mindestens ein bis zwei Jahre Arbeit. Das Handwerk und die Idee gehen nicht immer Hand in Hand und man muss immer wieder daran arbeiten, manchmal über Wochen. Dabei spürt man das Potenzial darin und weiss, es lohnt sich; Aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Kreativität ist halt auch Arbeit.

Du bist ein Multiinstrumentalist und spielst vieles selber ein.

Michael: Das stimmt, und mit den Jahren bin ich zudem regelrecht zum Tontechniker geworden und nehme das komplette Album selber auf.

Wie ist es, wenn Du Michaels Arbeiten das erste Mal siehst oder hörst, wie gehst Du darauf ein?

Mac: Für mich ist es spannend zu sehen, was ihn musikalisch beschäftigt hat. Das ganze Album hat ein Konzept und ist als Ganzes zu betrachten. Das erste, was ich bekomme, sind meist nur Skizzen mit Gitarre und Gesang, Fragmente eines Themas. Im Studio entwickeln sich die Songs dann weiter.

Michaels Ideen als Nicht-Schlagzeuger sind für mich teils etwas unkonventionell, denn seine Herangehensweise an die Drums ist manchmal eine andere als meine. Ich weiss auch, dass Michael ganz klare Vorstellungen hat, wie sich die Drums anhören sollten, weil er sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Meine Vorstellungen sind jedoch zum Teil etwas anders und so gilt es sich zu finden. Ziel ist es, das Beste für den Song herauszufiltern.

Richtest Du Dich beim Komponieren nach Mac betreffend Schlagzeug?

Michael: Nein, und wenn, passiert das unbewusst. Mac kann einfach alles spielen, auch wenn es manchmal sicher eine Herausforderung ist. Als junger Mensch suchst du am Anfang immer viele Töne, und irgendwann lernst du, dass die Töne, die du NICHT spielst, die wichtigen sind. Also Mut zur Reduktion. Dass ich mich stilistisch, musikalisch verändert habe, ist vermutlich nicht sehr einfach für Mac, weil weniger Virtuosität gefragt ist. Für diesen Prozess ist er aber sehr offen. Live merke ich, wie er sich häufig zurückhalten muss. Dann müssen wir auch mal was spielen, wo er sich austoben kann. (*lacht*) Aber die Frage im Vordergrund ist: Wen kann ich mit der Musik emotional berühren?

Wann, wie und wo entstehen die Lieder meistens?

Michael: Unterwegs, Zuhause und im Studio. Da kommen Passagen und Texte, die ich dann für mich einfach auch mal nur mit dem iPhone aufnehme und festhalte.

Wenn Du eine Idee hast, musst Du das sofort niederschreiben?

Michael: Das Schreiben hat mir als Kind schon gelegen, ich erfand damals schon Geschichten, Theaterstücke, Spiele, Verse. Es ist ein Geschenk und ein Privileg, und ich bin dankbar, dass es so viele Menschen hören bzw. lesen wollen. Mit dem Texten verbinde ich aber keine therapeutischen Ziele für mich selbst. Musik ist ein Dialog, den ich mit dem Publikum führe, eine Reise.

Welches Instrument verwendest Du beim Komponieren?

Michael: Klavier und Gitarre.

Die Single «The World is going on» wurde wegen Corona nicht so aufgenommen, wie das eigentlich geplant war …

Michael: Ich wollte tatsächlich einen Song, der den Zeitgeist aufgreift, da hätten auch zwei, drei andere gepasst. Bei denen wäre jedoch das Schlagzeug zwingend gewesen und es war nicht möglich, die Leute ins Studio zu holen. Die ausgewählte Single hat nur mit Stimme und Gitarre funktioniert. Der Text handelt von gegenseitiger Verantwortung und Solidarität gegenüber den Schwächeren, der Natur und all seinen Lebewesen – wenn die Leute das begreifen würden, wäre es DIE grosse Lehre, welche sie aus dieser Krise mitnehmen könnten. Für das Album könnte ich mir vorstellen, dass wir es noch mit einem Cello unterlegen … aber ich habe ja noch etwas Zeit, bis das Album erscheint. (*lacht*)

Kannst Du etwas über den Inhalt von «Skeleton Dreams» erzählen?

Michael: Musikalisch ist es eine Weiterführung von «Flying with the Owl», aber erdiger – ein bisschen Blues, Folk, ein wenig Wave, eine gute Mischung. Die Lieder sind aus der Ich-Perspektive geschrieben; ich als eine Rolle, eine Figur, in die ich schlüpfe. Das führt wie ein roter Faden durch eine Art Traumwelt. Das Thema Träume ist an sich nichts Neues, ich persönlich habe mich bisher einfach weniger damit beschäftigt. Es geht halt um die grossen Themen, die zum Menschensein gehören. 

Mac: Ich möchte hier nicht zuviel verraten – aus meiner Sicht ist es das ausgereifteste Album in unserer Discographie.

Ihr habt schon zahlreiche Musikvideos gedreht, u.a. auch in Venedig: Wären die leeren Strassen während des Coronalockdowns verlockend gewesen für einen Videodreh?

Michael: Absolut – die Kulisse wird zur Geschichte. Das wäre faszinierend. 

Während Corona kam auf BlickTV ein kurzes Solokonzert mit Dir an der Gitarre; wie kam es dazu?

Michael: Dominic Hug von People Schweiz hat mich deswegen angefragt. TBoG eignet sich nicht für eine Homestory, wir sind nicht Mainstream. Aber ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, mich wieder mal zu präsentieren. Ich wollte das jedoch nicht zuhause machen, im Pyjama, Waschmaschine im Hintergrund und Katze auf dem Schoss, also haben wir das in meinem Studio aufgezeichnet. Ich wollte es persönlich haben, aber mit Stil und Eleganz.

Seit der Gründung von TBoG (2006) wart ihr sehr elektrolastig und vor allem in der Wave-/Gothicszene angesagt. 2013 kam euer erstes Akustikalbum («The Myrrh Session») heraus, «Flying with the Owl» von 2018 zeugt von zahlreichen Einflüssen; wie kam es zu diesem Wandel?

Michael: Mit der akustischen Umsetzung und Aufnahme unserer existierenden Lieder entstanden komplett neue Versionen. Diese zwei Herzen schlugen schon immer in meiner Brust, denn ich komme aus der Generation «handgemachter» Musik, wie die von Leonard Cohen, Neil Young, aber auch Georg Danzer. Somit schliesst sich für mich der Kreis. Eine Akustikgitarre ist ein so tolles, kraftvolles Instrument. 

Machen die Fans bei dieser Wandlung mit?

Mac: Wir sind eine produktive Band: in 14 Jahren haben wir bereits acht Studio-Alben und zwei Live-Alben inklusive DVDs aufgenommen. Für mich ist und bleibt es spannend. Für die Fans ist es, so vermute ich, eine Herausforderung, sich mit uns weiterzuentwickeln. Einige kommen mit uns mit, andere bleiben zurück und stetig kommen neue Fans dazu.

Michael: Für manche Fans, die uns im Gothic-/Dark-Wave-Kontext kannten, war es wohl schwierig, uns mit diesen feineren Tönen zu erleben. Das hat Zeit gebraucht, die Stile haben sich langsam vermischt, und ich glaube, auf «Flying with the Owl» ist es mir am besten gelungen die Emotionen dieser beiden Welten zusammenzuführen.

Musik ist gerade bei Euch eine sehr intime und persönliche Sache, so auch Deine Texte; verarbeitest Du damit gewisse Aspekte Deines Lebens und Gedanken?

Michael: Natürlich sind es Dinge, die mich umtreiben. Ich finde Menschen jeden Alters faszinierend, ich mag es, mit ihnen zu reden und ihnen zuzuhören. Ich lese auch gerne Biografien. Die grossen Themen, die das Leben ausmachen – Liebe, Tod, Scheitern, Freude, Verzweiflung – das streue ich im Kleinen in meine Texte ein.

Würdest Du Dich als schwermütig und nachdenklich bezeichnen?

Michael: Schwermütig bin ich überhaupt nicht, nachdenklich schon. Ich mag den Herbst, ich mag Dramen genauso wie eine gute Komödie. Depressionen sind mir glücklicherweise fremd, auch wenn mich das Thema fasziniert, weil das sehr viele Menschen betrifft und eine ernstzunehmende Krankheit ist. Wenn es mich selber betreffen würde könnte ich wohl nicht darüber nachdenken.

Ich brauche ein harmonisches Umfeld, ich mag keine Konflikte. Ginge es mir selber schlecht, befände ich mich in einer Ohnmacht und ein Output wäre nicht möglich.

Wenn ich das richtig verstanden habe, so hat das Lied «River» einen dramatischen Hintergrund.

Michael: Ich musste mich letztes Jahr unerwartet einer Herz-OP unterziehen, drei Monate Ausnahmezustand. Das Lied entstand schon vorher. Das Bild, welches ich in «River» beschreibe, war plötzlich genau das, was ich damals erlebt habe, nachdem ich aus der Narkose erwachte. «River» wurde zu einem Begleiter, einem Sinnbild für einen bestimmten Zeitraum. Ich wurde irgendwie aus dem Leben gerissen und wusste nicht: War’s das jetzt? Oder bekomme ich noch eine Chance? 

Das weisse Boot, welches darin erwähnt wird, steht für die Hoffnung, und es nahm mich nochmals mit, trug mich weg vom schwarzen Fluss. An den Konzerten ist das für alle ein sehr emotionaler Moment, weil die Fans das ja mitbekommen haben. Inzwischen ist es für viele zum Sinnbild geworden, und ich lese immer wieder in Chats, wenn es nach einer schlechten Phase wieder aufwärts geht: «I see a white boat coming». Das ist sehr schön. Im Nachhinein wirkt das Lied sehr spirituell. Auch das darin verwendete «Oh Lord» ist kein Ausdruck meines Glaubens; es fühlte sich einfach richtig an.

Wie geht ihr mit Kritik um?

Michael: Kritiker, wie man sie von früher kennt, gibt es kaum noch. Heute passiert das meist auf den sozialen Netzwerken. Zum Beispiel bei der neusten Single auf Youtube: Da schreiben hundert Leute etwas Tolles, und dann gibt es drei, die einfach etwas raushauen und das Stück zermalmen – aus welchem Grund auch immer. Konstruktive Kritik ist okay, aber es gibt halt immer die, die einfach alles nur schlecht machen wollen. Das tut auch nach all den Jahren noch weh. Ich sehe auch nicht ein, warum man zu allem seinen Senf dazu geben muss.

Mac: Man kennt uns inzwischen in der Musikszene und ich bin stolz auf unsere Werke. Negative Kritik schmerzt mich und ich frage mich in solchen Momenten, ob die Kritik persönlich oder auf die Musik bezogen ist. Konstruktive Kritik kann ich gut annehmen, aber es gilt der Grundsatz «Musik ist Geschmacksache».

Bei der vorgängigen Band «Nuuk» warst Du Komponist und Gitarrist; wolltest Du nicht Sänger sein?

Michael: Bei meiner ersten Band «Two Tunes» haben wir im Duett gesungen. Das hat mir schon gefallen. Bei «Nuuk» hat mich die Studiowelt gepackt: lernen aufzunehmen, produzieren, der Computer … Das war ein so riesiges Feld, dass ich gar nicht bereit gewesen wäre für den Part als Sänger. 

Manchmal denke ich, ich hätte früher damit beginnen sollen. Plötzlich Frontmann zu sein war schon eine Herausforderung und 2005 hatte ich das Selbstvertrauen von heute noch nicht. Da gab es sehr viel zu lernen.

Woher ist der Bandname «The Beauty of Gemina»?

Michael: Der Name stammt aus Porphyros Buch «Plotin». Darin erscheint Gemina als eine Art Muse, und den Namen fand ich sehr interessant. Ich dachte mir, dass sie sicher eine Schönheit war. Es ist ein Sinnbild und kann für jeden etwas anderes sein, ein Ort, ein Zustand, eine Person … Ausserdem steckt noch der Zwilling in diesem Gemina, und die Zusammenführung von Gegensätzen scheint mir schon symbolisch zu sein. 

Der Name hat einfach was… und passt zu unserer Musik: sie hat zwar Ecken und Kanten, ist aber nie aggressiv oder destruktiv. Das wäre einfach nicht ich; ich mag die leisen Töne.

Zwei Jahre vor Auflösung von «Nuuk» bist Du dazu gestossen und hast darauf mit Michael TBoG gegründet – was hat Dich dazu bewogen diese Reise anzutreten?

Mac: Ich war schon immer von Michael’s Musikalität begeistert. Weil es musikalisch zwischen ihm und mir von Anfang an funkte, war es für mich keine Frage, dass wir weitermachen und eine Band gründen. Ich wusste bereits dort, dass es grossartig wird!

Du bist neben Michael als einziges Gründungsmitglied noch immer dabei …

Mac: Michael ist eine standhafte, seriöse und visionäre Person und es ist ein Privileg mit ihm auf der Bühne zu stehen. Wir haben viel Spannendes erlebt und es wird noch vieles dazu kommen.

Ihr seid international auf Tour und hockt mehrere Wochen fast Tag und Nacht zusammen: Wie meistert man eine so intensive Zeit?

Michael: Es gab einfachere und schwierigere Zusammensetzungen – Nervosität und Müdigkeit verändern den Charakter. Eine Band kann man auch als Sozialprojekt sehen und als Bandleader ist man immer auch ein bisschen Psychologe, Vater und grosser Bruder; man kümmert sich um alle und alles. Da gäbe es einige spannende Geschichten, sollte ich mal eine Biografie schreiben. (*schmunzelt*)

Ich bin kein Kind von Traurigkeit, aber ich habe gerne eine gewisse Kontrolle; den Punkt, an dem ich mich selber nicht mehr kontrollieren kann, den überschreite ich nicht. Letztendlich geht es auch um Wertschätzung, um Respekt, darum wie man miteinander umgeht. Die Mitglieder von TBoG wissen um dieses hohe Gut. Ich musste auch lernen Bandleader zu sein, aber ich bin einfach nicht der autoritäre Typ, der ständig nur befiehlt. Ich finde, der Mensch sollte Raum haben und nicht nur Regeln.

Geholfen hat mir die Zeit nach der OP. Wenn man so lange alleine in Spital und Reha verbringt, dann kommt man schon zu sich selbst. Da überlegt man sich plötzlich: was möchte ich, was nicht, mit welchen Personen will ich meine Zeit verbringen? Denn die Lebenszeit ist knapp.

Mac: Das Ziel ist für alle dasselbe: eine gute Zeit, gute Konzerte, glückliche Fans. Inzwischen sind wir auch älter geworden und schätzen die Harmonie zwischen uns sehr und stehen für einander ein. Nach einer Tournee fehlt mir das manchmal schon.

Es ist jedoch auch herausfordernd mit schwierigen Charakteren zu reisen, dass kann so richtig zum Problem werden. Hinzu kommt, dass man sich während einer Tournee in einer Art Ausnahmezustand befindet – aber man lernt dazu. Für mich ist klar: an jedem Konzert will ich alles geben, die Band unterstützen und die Fans begeistern.

Wie lässt sich ein solcher «Lebenswandel» mit dem Familienleben
arrangieren?

Michael: Bei mir gut, weil ich das Privileg habe, Teilzeit zu unterrichten. Durch die finanzielle Absicherung und der Position als eigenständiger Musiker kann ich meinen Terminkalender selber bestimmen. Ich war über 40, als ich Vater wurde, und irgendwie ist dann vieles einfacher. (*schmunzelt*) Sicher liegt das genauso an der Frau an meiner Seite, die das im Team händeln muss. 

Es gab Jahre, in denen ich viel unterwegs war und die Kinder noch klein. Dann ist es beruhigend zu wissen, dass zuhause jetzt nicht Land unter herrscht. Aber ich hätte die Familie nie für eine Karriere riskiert. Für mich ist klar, dass es so lange gut geht, wenn sowohl Beruf wie Familie Passion sind. Wenn ich zuhause schlecht gelaunt und nur auf Tour gut drauf bin, dann hätte das nicht funktioniert. Oder umgekehrt: wenn ich auf Tour nur denke, ich wäre lieber zuhause. 

Entscheidend ist – und das ist wohl ein kleines Lebensrezept – dass man nichts davon mit einer «Jetzt muss ich halt noch»-Einstellung macht. Dann lässt sich wohl sehr viel verbinden. Ich glaube, wenn etwas davon zum Frustteil wird, dann scheitert man zwangsläufig.

Mac: Da ich keine Kinder habe, ist das nie ein Problem für mich. Die Schlagzeug-Schülerinnen und -Schüler sind «meine» Kinder. (*grinst*)

Ihr seid im Oktober in Deutschland und der Schweiz auf Tournee: wie fühlt ihr Euch deswegen?

Michael: Ich freue mich sehr, es stehen 15 Konzerte an 17 Tagen auf dem Programm. Durch die Coronakrise mussten wir alle unsere Konzerte und Festivals für diesen Sommer ausfallen lassen. Umso wichtiger ist es nun, dass wir diese Tour spielen können. Wir sind zuversichtlich, dass es klappen wird und wir das neue Album «Skeleton Dreams» auch live präsentieren können!

Mac: Nach Corona weiss ich nicht, ob die Menschen schon wieder bereit sind, Konzerte zu besuchen. Ich freue mich aber bereits jetzt extrem darauf, denn es gibt nichts Schöneres, als ein neues Album live vorzustellen, der Gedanke motiviert mich. Wir haben noch einige Proben vor uns … ich bin bereit!

Mac ist seit vielen Jahren als Schlagzeuglehrer bei der Musikschule
Wädenswil-Richterswil tätig, Michael arbeitet als Lehrer in Lichtenstein; seht ihr das als Ausgleich zur Band?

Mac: Tatsächlich durfte ich diesen Frühling mein 20-Jahr-Jubiläum bei der Musikschule feiern. Ich investiere viel und gern in den Unterricht. 

Nach meiner Ausbildung als Mechaniker konnte ich mich endlich mehr meiner Passion, dem Schlagzeugspiel widmen. Um diese «Berufung» Realität werden zu lassen, habe ich viel gearbeitet und mir ein Schlagzeugstudium finanziert. In Wien und den USA studierte ich Drums, diese Jahre waren für mich sehr wichtig und bereichernd für meine musikalische Zukunft. Anerkennung muss man sich in jedem Job verdienen. Der Unterricht als Schlagzeuglehrer bietet mir die Grundlagenexistenz, damit ich in der Freizeit meine Leidenschaft
für die Musik und Band ausleben kann.

Michael: Ich unterrichte in Teilzeit an der Primarschule, unter anderem auch Musik. Es war mir immer möglich längere Pausen zu machen, wenn ich auf Tournee ging oder als ich eine kreative Pause in England eingelegt habe.

Eine Band ist auch eine Beziehung; was sind die Privilegien und Schwierigkeiten dieses Arrangements?

Michael: Ich kann das jetzt nur auf Mac beziehen. Natürlich hatten wir unsere Krisen, auch Motivationsprobleme. Man verändert sich in 15 Jahren zwangsläufig. Das ist nicht viel anders als in einer Ehe. 

Mac: Da wir nicht nahe zueinander wohnen, treffen wir uns privat nicht sehr oft. Aber Quantität ist nicht gleich Qualität. Unsere Treffen sind dafür immer sehr bereichernd. Der Respekt untereinander ist gross. Ich durfte durch die Band so viel Schönes erleben und daran werde ich mich immer erinnern. Dafür bin ich sehr dankbar. Unser Leben ist sicher nicht durchschnittlich – und das gefällt mir.

Ihr wohnt beide sehr ländlich; geniesst ihr es, nicht anonym in einer Stadt zu leben?

Michael: Sargans ist ländlich, doch gut erschlossen. Ich mag Städte, ich liebe London, den Puls der Stadt, finds auch toll mit Kindern. Aber ich komme gerne zurück, denn hier bin ich verwurzelt. Es gibt Menschen, die hier und dort leben, das bin ich nicht. Ich bin kein Reisender – ausser im Geiste.

Mac:  Auf dem Land aufgewachsen gefällt es mir immer noch, in einem beschaulichen Dorf zu leben. Die Natur ist mir wichtig und ich mag es sehr, draussen unterwegs zu sein. Ich bin aber auch gerne zwischendurch in einer schönen Stadt und geniesse es, viele Menschen um mich zu haben.

Wie seht ihr die Zukunft von TBoG?

Michael: Manchmal frage ich mich, warum ich das noch immer mache: nochmals ein Album, nochmals eine Tournee. Aber es macht halt immer noch Spass! Wir haben nur ein Leben, und die Band macht meines reicher und bunter. Allein die vielen Reisen: Wir haben in über 20 Ländern gespielt und die Begegnungen dort sind unbezahlbar. Unglaubliche Erlebnisse, die einem keiner nehmen kann. Das Musikbusiness ist hart, es wird immer schwieriger darin zu bestehen. Dass ich jemanden wie Mac an meiner Seite habe, der die Band als etwas Exklusives ansieht, schätze ich enorm. Er ist TBoG und Musiklehrer mit Leib und Seele. Musik ist Leben.

Mac: Das kann ich so nicht sagen, was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist: solange es TBoG gibt werde ich dabei sein!

«Skeleton Dreams» erscheint am 4. September
www.thebeautyofgemina.com

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