Integrative Medizin geniesst einen immer höheren Stellenwert, nicht nur bei Schwerkranken. Bei der kürzlich abgeschlossenen Vergrösserung des Spitalgebäudes präsentiert sich die Onkologie-Abteilung grosszügig mit Licht, Wärme und neusten medizinischen Gerätschaften.
Text: Reni Bircher; Bilder: zvg
Das Richterswiler Paracelsus-Spital ist Standort-Zentrum für Integrative Onkologie (ZIO) und bietet als eine der wenigen Einrichtungen in der Schweiz eine umfassende und ganzheitliche Krebstherapie an. Patienten aus der Region, aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland kommen selbständig oder durch ärztliche Empfehlung/Überweisung hierher, um sich behandeln zu lassen.
«Der Schwerpunkt unseres Hauses ist – nebst Gynäkologie und Geburtshilfe – die Integrative Onkologie, und damit haben wir ein klar hervorstechendes Merkmal und ein Angebot, welches sich von vielen anderen Spitälern abhebt. Wir müssen und wollen sowohl im schulmedizinischen wie im komplementärmedizinischen Bereich fundierte Angebote anbieten», führt Dr. med. Michael Decker, Facharzt für Hämatologie und Onkologie und Ärztlicher Leiter des ZIO, aus. Das Paracelsus-Spital steht somit fest verankert auf zwei Beinen da – ein elementarer Vorteil für die Patienten.
Integrativ, nicht alternativ
Die integrative Onkologie verknüpft zwei Ansätze: die der Schulmedizin und der Komplementärmedizin. Ziel ist die optimale Kombination für jeden einzelnen Patienten zu finden und die Krebstherapie entsprechend auszurichten. Da eine solche Krankheit immer auch das soziale Umfeld betrifft, bietet sich der integrative Ansatz besonders an, denn sie begleitet alle Beteiligten auf umsichtige Weise.
Dr. med. Michael Decker erläutert das Zusammenspiel beider Ansätze: «Integrative Medizin bedeutet für uns hier einen Brückenbau zwischen leitliniengerechter, klassischer Onkologie, wie sie weltweit angewandt wird – samt Anwendung und Einbindung neuster medizinischer Entwicklungen, Erkenntnissen und Fortschritten.» Die andere Seite ist die komplementäre Onkologie, welche stark mitgeprägt worden ist durch die in diesem Haus fest verankerte Anthroposophische Medizin. «Wir wollen die bestmöglichen Behandlungsmöglichkeiten aus beiden Bereichen anwenden, denn diese arbeiten Hand in Hand», erläutert der ärztliche Leiter weiter.
Für Patienten, welche onkologisch erkrankt sind, ist es wichtig, dass sie sich selber in den Prozess einbringen können, vor allem, da sich solche Behandlungen häufig über lange Zeiträume erstrecken. «Das fördert das Bedürfnis nach einer einheitlichen Behandlung, und wir bieten das hier unter einem Dach an», erklärt Decker den Schwerpunkt des Spitals. Weil die Nachfrage nach dieser Behandlungsmethode immer grösser wird, wurden bereits drei Praxisaussenstellen (ZIO AG mit Standorten in Zürich, Glarus und Winterthur) aufgebaut, denn aus Studien geht hervor, dass zwei Drittel der langfristig chronisch Erkrankten eine komplementärmedizinische Begleitung suchen.
Aufenthalt entspannt wie möglich gestalten
Wie wichtig der menschliche Kontakt ist, das ist allen Fachärztinnen, Fachärzten und dem Pflegepersonal sehr bewusst. Die sowohl in konventionellen als auch in komplementärmedizinischen Verfahren ausgebildeten und erfahrenen Fachkräfte beraten, pflegen und betreuen die Patientinnen und Patienten in den neu ausgestatteten Räumen mit viel Hingabe und menschlicher Wärme.
Neu wurden nach dem Umbau alle Patienten- und Behandlungszimmer seeseitig angelegt und mit grossen Fenstern ausgestattet. «Wer hier mehrere Stunden oder gar Tage für eine Behandlung verbringt, ist froh um eine schöne Aussicht, Naturnähe und viel Licht», erklärt Dr. med. Michael Decker. Die grosszügige Einrichtung der Zimmer und warme Farben vermitteln eine ruhige, möglichst behagliche Atmosphäre. Im stationären Bereich sind es Ein- bis Zwei-Bett-Zimmer, im ambulanten Zwei- bis Drei-Bett-Zimmer. Ambulant werden in der onkologischen Tagesklinik täglich zwischen 30 und 40 Patienten behandelt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flures sind die Funktionszimmer, in denen das Pflegepersonal arbeitet. Der neu angelegte Kaffee- und Begegnungsraum am Ende des Ganges mit der Fensterfront darf von Patienten wie Angehörigen genutzt werden: für Gespräche, eine Auszeit oder die Überbrückung von Wartezeiten.
Komplementär heisst nicht technikfrei
Einsatz bei der Krebsbehandlung findet beispielsweise ein sogenanntes Tiefenhyperthermiegerät: Durch die Behandlung mit Hyperthermie erwärmt sich das bestrahlte Tumorgewebe. Die Blutgefässe weiten sich und es kommt zu einer stärkeren Durchblutung des Tumors. So gelangen in ursprünglich schlecht durchblutete Tumoranteile grössere Mengen an Chemotherapie-Medikamenten. Dadurch kann ihre Wirkung auf Krebszellen verbessert werden, die unter normalen Temperaturen nur schlecht auf die Behandlung ansprechen würden.
Durch die Überwärmung wird zudem das Immunsystem lokal angeregt und damit der tumorbedingten Immununterdrückung entgegengewirkt. Eine Hyperthermie-Behandlung dauert etwa ein bis zwei Stunden und wird zeitgleich mit der Chemotherapie eingesetzt.
Während des Coronavirus-Lockdowns installierte das Paracelsus-Spital eine neue Anlage zur Just-in-Time-Medikamentenherstellung. Dieses Verfahren erfolgt in einer sogenannten sterilen Sicherheitswerkbank (Safety Cabinet) und ermöglicht dem geschulten Fachpersonal onkologische Medikamente für jeden einzelnen Patienten unmittelbar vor der Behandlung herzustellen und so, falls erforderlich, auch kurzfristige Dosierungsanpassungen vorzunehmen.
www.paracelsus-spital.ch
www.integrative-onkologie.ch
Integrative Medizin geniesst einen immer höheren Stellenwert, nicht nur bei Schwerkranken. Bei der kürzlich abgeschlossenen Vergrösserung des Spitalgebäudes präsentiert sich die Onkologie-Abteilung grosszügig mit Licht, Wärme und neusten medizinischen Gerätschaften.
Text: Reni Bircher; Bilder: zvg
Das Richterswiler Paracelsus-Spital ist Standort-Zentrum für Integrative Onkologie (ZIO) und bietet als eine der wenigen Einrichtungen in der Schweiz eine umfassende und ganzheitliche Krebstherapie an. Patienten aus der Region, aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland kommen selbständig oder durch ärztliche Empfehlung/Überweisung hierher, um sich behandeln zu lassen.
«Der Schwerpunkt unseres Hauses ist – nebst Gynäkologie und Geburtshilfe – die Integrative Onkologie, und damit haben wir ein klar hervorstechendes Merkmal und ein Angebot, welches sich von vielen anderen Spitälern abhebt. Wir müssen und wollen sowohl im schulmedizinischen wie im komplementärmedizinischen Bereich fundierte Angebote anbieten», führt Dr. med. Michael Decker, Facharzt für Hämatologie und Onkologie und Ärztlicher Leiter des ZIO, aus. Das Paracelsus-Spital steht somit fest verankert auf zwei Beinen da – ein elementarer Vorteil für die Patienten.
Integrativ, nicht alternativ
Die integrative Onkologie verknüpft zwei Ansätze: die der Schulmedizin und der Komplementärmedizin. Ziel ist die optimale Kombination für jeden einzelnen Patienten zu finden und die Krebstherapie entsprechend auszurichten. Da eine solche Krankheit immer auch das soziale Umfeld betrifft, bietet sich der integrative Ansatz besonders an, denn sie begleitet alle Beteiligten auf umsichtige Weise.
Dr. med. Michael Decker erläutert das Zusammenspiel beider Ansätze: «Integrative Medizin bedeutet für uns hier einen Brückenbau zwischen leitliniengerechter, klassischer Onkologie, wie sie weltweit angewandt wird – samt Anwendung und Einbindung neuster medizinischer Entwicklungen, Erkenntnissen und Fortschritten.» Die andere Seite ist die komplementäre Onkologie, welche stark mitgeprägt worden ist durch die in diesem Haus fest verankerte Anthroposophische Medizin. «Wir wollen die bestmöglichen Behandlungsmöglichkeiten aus beiden Bereichen anwenden, denn diese arbeiten Hand in Hand», erläutert der ärztliche Leiter weiter.
Für Patienten, welche onkologisch erkrankt sind, ist es wichtig, dass sie sich selber in den Prozess einbringen können, vor allem, da sich solche Behandlungen häufig über lange Zeiträume erstrecken. «Das fördert das Bedürfnis nach einer einheitlichen Behandlung, und wir bieten das hier unter einem Dach an», erklärt Decker den Schwerpunkt des Spitals. Weil die Nachfrage nach dieser Behandlungsmethode immer grösser wird, wurden bereits drei Praxisaussenstellen (ZIO AG mit Standorten in Zürich, Glarus und Winterthur) aufgebaut, denn aus Studien geht hervor, dass zwei Drittel der langfristig chronisch Erkrankten eine komplementärmedizinische Begleitung suchen.
Aufenthalt entspannt wie möglich gestalten
Wie wichtig der menschliche Kontakt ist, das ist allen Fachärztinnen, Fachärzten und dem Pflegepersonal sehr bewusst. Die sowohl in konventionellen als auch in komplementärmedizinischen Verfahren ausgebildeten und erfahrenen Fachkräfte beraten, pflegen und betreuen die Patientinnen und Patienten in den neu ausgestatteten Räumen mit viel Hingabe und menschlicher Wärme.
Neu wurden nach dem Umbau alle Patienten- und Behandlungszimmer seeseitig angelegt und mit grossen Fenstern ausgestattet. «Wer hier mehrere Stunden oder gar Tage für eine Behandlung verbringt, ist froh um eine schöne Aussicht, Naturnähe und viel Licht», erklärt Dr. med. Michael Decker. Die grosszügige Einrichtung der Zimmer und warme Farben vermitteln eine ruhige, möglichst behagliche Atmosphäre. Im stationären Bereich sind es Ein- bis Zwei-Bett-Zimmer, im ambulanten Zwei- bis Drei-Bett-Zimmer. Ambulant werden in der onkologischen Tagesklinik täglich zwischen 30 und 40 Patienten behandelt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flures sind die Funktionszimmer, in denen das Pflegepersonal arbeitet. Der neu angelegte Kaffee- und Begegnungsraum am Ende des Ganges mit der Fensterfront darf von Patienten wie Angehörigen genutzt werden: für Gespräche, eine Auszeit oder die Überbrückung von Wartezeiten.
Komplementär heisst nicht technikfrei
Einsatz bei der Krebsbehandlung findet beispielsweise ein sogenanntes Tiefenhyperthermiegerät: Durch die Behandlung mit Hyperthermie erwärmt sich das bestrahlte Tumorgewebe. Die Blutgefässe weiten sich und es kommt zu einer stärkeren Durchblutung des Tumors. So gelangen in ursprünglich schlecht durchblutete Tumoranteile grössere Mengen an Chemotherapie-Medikamenten. Dadurch kann ihre Wirkung auf Krebszellen verbessert werden, die unter normalen Temperaturen nur schlecht auf die Behandlung ansprechen würden.
Durch die Überwärmung wird zudem das Immunsystem lokal angeregt und damit der tumorbedingten Immununterdrückung entgegengewirkt. Eine Hyperthermie-Behandlung dauert etwa ein bis zwei Stunden und wird zeitgleich mit der Chemotherapie eingesetzt.
Während des Coronavirus-Lockdowns installierte das Paracelsus-Spital eine neue Anlage zur Just-in-Time-Medikamentenherstellung. Dieses Verfahren erfolgt in einer sogenannten sterilen Sicherheitswerkbank (Safety Cabinet) und ermöglicht dem geschulten Fachpersonal onkologische Medikamente für jeden einzelnen Patienten unmittelbar vor der Behandlung herzustellen und so, falls erforderlich, auch kurzfristige Dosierungsanpassungen vorzunehmen.
www.paracelsus-spital.ch
www.integrative-onkologie.ch