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Das Regionale wird gestärkt

Immobilienexperte Remo Schärer ist von der Corona-Krise weniger betroffen. Doch das Ungewisse macht auch ihm zu schaffen. Immerhin, so sagt er im Interview, das Regionale wird gestärkt und der Zusammenhalt wächst wieder. Wädenswil hat eine gute Infrastruktur und mit den vielen Geschäfte viel zu bieten. Kunden suchen das Vertraute, meint er.

Wädenswil, 22. Mai 2020, Interview mit Remo Schärer

Das Video zeigt einen Auszug aus dem Live-Gespräch. Untenstehend ist das ganze Interview im Original nachzulesen.  

 

Herr Schärer, inwiefern hat Sie der Lockdown am 13. März betroffen?
Klar haben auch wir uns Gedanken gemacht, was alles passieren kann, wie das Ganze unser Umfeld trifft. Komisch waren das Ungewisse und auch das Tempo der Vorgänge. Zum Glück änderte sich bei uns aber nicht sehr viel. Wir können grösstenteils weiterhin Besichtigungen durchführen und Termine machen.

Haben Sie Ihre Arbeit auch ins Homeoffice verlagert?
Nein, ich habe ja ein schönes grosses Büro. Aber ich musste die Kinder mehr hüten, da meine Partnerin auch arbeitet. Von einem Tag auf den anderen war der Kindergarten geschlossen und die Grosseltern durften eben auch nicht nach den Kindern schauen. Das gab natürlich einige logistische Herausforderungen.

Wie haben die Kunden reagiert, zum Beispiel in Bezug auf Besichtigungen?
Ich habe mit den Kunden Rücksprache genommen, was für sie noch möglich ist und was nicht, was sie sich wünschen. Bei Besichtigungen habe ich jeweils die Türe geöffnet, damit die Kunden nichts anfassen mussten und bei leeren Wohnungen draussen gewartet. Zuvor habe ich noch durchgelüftet und die Griffe desinfiziert. Aber sonst ist es bei uns eigentlich fast normal weitergelaufen. Auch in unserem Sitzungsbereich können wir gut zwei Meter Abstand einhalten. Ich war vorsichtig. Viele fanden aber auch, dass es gut ist, wenn ich nicht übervorsichtig bin und zum Beispiel alles absage. Ich habe es den Kunden überlassen, ob sie die Termine wahrnehmen möchten oder nicht.

Es drohten Probleme mit Umzügen, weil sie zeitweilig nicht durchgeführt werden konnten. Haben Sie etwas in dieser Richtung erlebt?
Ich musste auch eine Wohnung abnehmen, das war etwas schwierig. Das Putzinstitut wollte nicht kommen und die Wohnung übergeben, obwohl sie eine Abnahmegarantie hatten. Sie wollten nicht, dass wir im gleichen Raum stehen. Das hat mich erstaunt. Das alles ist mit doppeltem und dreifachem Zeitaufwand verbunden.

Was hat sich negativ ausgewirkt?
Ich persönlich empfinde das neue Miteinander als etwas schwierig. Die Hälfte trägt Mundschutz und auch die sozialen Distanzen sind für mich relativ schwierig. Ich freue mich, wenn man wieder Freunde treffen und umarmen kann. Immer zu fragen, wieviel Distanz jedem jeweils recht ist, ist nicht einfach.

Wirtschaftlich gehen Experten von einer Rezession aus. Diese wird sich zwangsweise auch auf den Immobilienmarkt auswirken. Spüren Sie das bereits?
Preislich merken wir erstaunlich wenig. Klar, den Immobilienmarkt trifft es immer erst später zeitversetzt. Es ist noch wichtiger geworden, dass einem die Kunden vertrauen. Das Persönliche ist wichtiger auf Käufer- und Verkäuferseite.

Gibt es noch keinen Verkaufsdruck?
Sicher sind alle extrem verunsichert. Von einem Notverkauf habe ich gehört, da war ich aber nicht involviert. Das ist aber aus meiner Sicht recht früh und möglicherweise auf das Corona-Virus abgeschoben worden. Vielleicht ist es für den einen oder anderen Verkauf noch nicht der richtige Zeitpunkt im Moment. Vor allem, weil auch die Investoren verunsichert sind. Ich würde nicht unbedingt empfehlen, Renditeobjekte zum jetzigen Zeitpunkt zu verkaufen. Aber bei «normalen» Wohnobjekten, die man auch selbst bewohnt, kann die aktuelle Situation auch eine Chance sein. Es sind weniger Interessenten und weniger Angebote, das kann sich auch preislich auswirken.

Viele halten derzeit das Geld lieber zusammen.
Ja, ich kenne zum Beispiel Geschäftsleute, die im Moment ihre Liquidität wahren und nicht noch eine Immobilie kaufen wollen. Es ist klar, dass man das Geld derzeit bei sich behält und nicht anderweitig gross ausgibt. Die Leute sind halt wirklich gerade verunsichert; haben sie ihren Job auch nach dieser Zeit später noch, was wird sich alles ändern etc..

Wie ist die Immobiliensituation am Zürichsee und hier in Wädenswil. Es wird und wurde viel gebaut. Zuviel?
Ich glaube, zuviel sicher nicht. Es ist eine grosse Nachfrage da. Man möchte hier in Wädenswil wohnen. Ich sag immer, wir haben den grossen Vorteil, dass Wädenswil eine Stadt ist. Es gibt viele kleine Unternehmer, Dienstleister und Lädelis. Der ÖV funktioniert sehr gut, wir haben eine gute Anbindung an die Autobahn. Infrastrukturmässig sind wir immer noch top hier und deshalb ist auch die Nachfrage nach Wohnraum enorm gross.

Ist Wädenswil also “the place to be”?
(lacht) Das ist eine schwierige Frage. Nach Thalwil wird es einfach fast unbezahlbar für die meisten Richtung Stadt. Horgen, Wädenswil und Richterswil sind auch schön zum Wohnen mit dem jeweiligen Seeanstoss. Und die Stadt Wädenswil hat viel zu bieten.

Was nehmen Sie Positives aus der Situation, aus der Krise, mit?
Ich glaube, es ist schön, dass die Kunden eher wieder das Vertraute möchten, mit jenen zusammenarbeiten möchten, die sie kennen. Im Unternehmerkreis, in dem ich verkehre, bestätigen das viele, auch die Handwerker beispielsweise. Das Regionale wird gestärkt und der Zusammenhalt im Privaten wie auch im Geschäft wieder grösser. Das lokale Geschäft profitiert ganz klar von dieser Situation.  

Vielen Dank für das Gespräch.

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