Am 13. August 1920 wurde die Gründungsversammlung der Familiengarten-Genossenschaft Wädenswil im Restaurant Volkshaus abgehalten.
100 Jahre später hätte dieses Jubiläum mit einem grossen Fest auf dem Glärnisch-Areal gefeiert werden sollen.
Das Fest findet nun – aus bekannten Gründen – ein Jahr später, am 24. April 2021, statt.
Gerne erzählen die Vizepräsidentin des Vereins, Renate Fischer, und Präsident Markus Bass aber heute schon vom regen Vereinsleben.
In den Familiengärten wachsen mehr als nur Gemüse und Beeren. Auch soziale Beziehungen werden hier sorgsam gepflegt und gedeihen hier besonders gut. Markus Bass etwa, seit 2009 Präsident des Vereins, hat einen schönen Teil seines Lebens in den Familiengärten verbracht. Schon sein Vater war Familiengärtner und stand dem Verein von 1984 bis 1997 vor, ehe Bass Junior 2009 in des Vaters Fussstapfen trat und ebenso Präsident wurde. Vizepräsidentin Renate Fischer kam durch ihre Schwiegermutter zu den Wädenswiler Familiengärtnern, seit dem Umzug in die Au bewirtschaftet sie mit ihrer Familie eine Parzelle beim Zopfbach.
Auf acht Arealen – im Büelenquartier, in der Eichweid, im Gerberacher, auf der Fuhr, im Hottenmoos, im Neubüel, in der Rietliau und im Zopf stellt der Verein seinen Gärtnern Land zur Verfügung. Land in der Freihaltezone, das er von der Stadt Wädenswil zu einem fairen Pachtzins bekommt und ebenso günstig an die Vereinsmitglieder weitergibt. Eine Are, also eine Fläche von 10×10 m, kostet den Pächter ca. 150 Franken pro Jahr. Markus Bass weiss: «Zur Stadt Zürich hin werden die Kosten höher, gegen 500 Franken pro Jahr für eine vergleichbare Parzelle. Wir sind hier also wirklich vergleichsweise günstig.»
Die beiden Vorstandsmitglieder stehen etwa 260 Mitgliedern vor, davon sind etwa 230 aktiv am Gärtnern auf den verschiedenen Vereinsarealen.
Gärtnern liegt im Trend, dies merkt auch der Verein: «Wir verspüren vermehrt Zulauf, gerade auch von jüngeren Leuten, die wieder mehr Zeit in der Natur verbringen und auch ihren Kindern zeigen wollen, woher das Gemüse und der Salat kommt. Das ist aber auch gut so, da das Vereinsmitglieds-Durchschnittsalter aktuell wahrscheinlich bei etwa 65 Jahren liegt», meint Renate Fischer. Und Markus Bass ergänzt: «Wir haben Mitglieder von Nationen aus allen Kontinenten bei uns, wir sind bestes Beispiel für Integration und friedliches Zusammenleben. Keine Nachwuchsprobleme also: «Wir können jede Parzelle sofort wieder verpachten, für einzelne Lagen besteht eine Warteliste», bestätigt Renate Fischer.
Kann denn jeder Gärtnern? «Es gibt keine Bevorzugung», bestätigt Markus Bass, «ausser das der Wohnsitz in Wädenswil sein sollte. Denn dank des von der Stadt günstig abgegebenen Lands sollen auch die Wädenswiler davon profitieren können!»
Auch sozial Benachteiligte – Arbeitslose etwa – finden bei den Familiengärtnern mit der Bewirtschaftung einer Parzelle eine sinnvolle Beschäftigung. Im übrigen haben auch Schulen das Gärtnern für sich entdeckt: Im Areal Fuhr bewirtschaften Oberstufenschüler ihren eigenen «Pflanzblätz».
Die einzelnen Parzellen der Gärtner sind auch so individuell wie die Gärtner selbst: Hier das gepflegte Beet mit akkurat ausgerichteten Pflugfurchen, dort ein windschiefes Tomatengewächshaus, andernorts weht eine Landesflagge über dem Garten. Doch einige Regeln müssen alle Gärtner beherzigen: Die Parzelle muss bepflanzt und bewirtschaftet werden, nur etwas Rasen, dafür ein grosses Cheminée vor dem Gartenhaus, das reicht nicht. «Darum fragen wir bei Anfragen für eine Parzelle, die gross genug für ein Gartenhäuschen wäre, auch nach dem eigentlichen Verwendungszweck nach. Natürlich: grillieren etwa gehört zum Gärtnern, das Gesellige darf nicht zu kurz kommen. Aber nur Party machen, das geht nicht – und auch wir müssen die Nachtruhe einhalten», bestätigt Markus Bass.
Jeder Pächter wird auch verpflichtet, Fronarbeit zu leisten. «Wir halten unsere Anlagen in Gemeinschaftsarbeit in Schuss», und erzählt, wie sie in der letzten Gartensaison eine neue Drainage zur Hangentwässerung im Hottenmoos gelegt hätten. Auch das schöne Vereinshaus im Areal wurde gemeinschaftlich errichtet.
Und wie geht der hundertjährige Verein in die Zukunft? «Schön wäre, wir könnten das Zopf-Areal ausbauen, die Nachfrage im stark wachsenden Ortsteil ist da», erzählt der Präsident. Eigentlich bestehe eine Vereinbarung mit der Stadt, dass verloren gegangenes Land – wie etwa die Parzellen in der Rietliau, die für den behindertengerechten Ausbau der Bushaltestelle aufgelöst wurden – gleichwertig ersetzt wird. Bis anhin seien sie mit ihrem Anliegen jedoch noch nicht weitergekommen. Der Ausbau des Zopf-Areals wäre so für den Vorstand der Familiengärtner das schönste Geburtstagsgeschenk.
Der heutige «Verein für Familiengärtner Wädenswil» wurde am 13. August 1920 als Familiengarten-Genossenschaft Wädenswil gegründet. 138 Personen haben unter dem Vorsitz von Gemeinderat Otto Vollrath beschlossen, sich einzusetzen, «um alle Vorteile eines genossenschaftlichen Zusammenschlusses verwirklichen zu können». Der neugegründete Verein musste die Eintragung ins Kantonale Handelsregister vornehmen, weil die Gemeinde damals nur unter dieser Bedingung Pachtverträge abzuschliessen versprach. Im Februar 1927 wurde die Familiengarten-Genossenschaft aufgelöst und in Verein für Familiengärten umgewandelt. Die 83. Generalversammlung vom 29. März 2003 nahm mit der Statutenänderung eine Namensänderung in «Verein für Familiengärtner Wädenswil» vor. 1930 traten die Wädenswiler Familiengärtner dem Schweizerischen Verband (SFGV) bei.
Am 13. August 1920 wurde die Gründungsversammlung der Familiengarten-Genossenschaft Wädenswil im Restaurant Volkshaus abgehalten.
100 Jahre später hätte dieses Jubiläum mit einem grossen Fest auf dem Glärnisch-Areal gefeiert werden sollen.
Das Fest findet nun – aus bekannten Gründen – ein Jahr später, am 24. April 2021, statt.
Gerne erzählen die Vizepräsidentin des Vereins, Renate Fischer, und Präsident Markus Bass aber heute schon vom regen Vereinsleben.
In den Familiengärten wachsen mehr als nur Gemüse und Beeren. Auch soziale Beziehungen werden hier sorgsam gepflegt und gedeihen hier besonders gut. Markus Bass etwa, seit 2009 Präsident des Vereins, hat einen schönen Teil seines Lebens in den Familiengärten verbracht. Schon sein Vater war Familiengärtner und stand dem Verein von 1984 bis 1997 vor, ehe Bass Junior 2009 in des Vaters Fussstapfen trat und ebenso Präsident wurde. Vizepräsidentin Renate Fischer kam durch ihre Schwiegermutter zu den Wädenswiler Familiengärtnern, seit dem Umzug in die Au bewirtschaftet sie mit ihrer Familie eine Parzelle beim Zopfbach.
Auf acht Arealen – im Büelenquartier, in der Eichweid, im Gerberacher, auf der Fuhr, im Hottenmoos, im Neubüel, in der Rietliau und im Zopf stellt der Verein seinen Gärtnern Land zur Verfügung. Land in der Freihaltezone, das er von der Stadt Wädenswil zu einem fairen Pachtzins bekommt und ebenso günstig an die Vereinsmitglieder weitergibt. Eine Are, also eine Fläche von 10×10 m, kostet den Pächter ca. 150 Franken pro Jahr. Markus Bass weiss: «Zur Stadt Zürich hin werden die Kosten höher, gegen 500 Franken pro Jahr für eine vergleichbare Parzelle. Wir sind hier also wirklich vergleichsweise günstig.»
Die beiden Vorstandsmitglieder stehen etwa 260 Mitgliedern vor, davon sind etwa 230 aktiv am Gärtnern auf den verschiedenen Vereinsarealen.
Gärtnern liegt im Trend, dies merkt auch der Verein: «Wir verspüren vermehrt Zulauf, gerade auch von jüngeren Leuten, die wieder mehr Zeit in der Natur verbringen und auch ihren Kindern zeigen wollen, woher das Gemüse und der Salat kommt. Das ist aber auch gut so, da das Vereinsmitglieds-Durchschnittsalter aktuell wahrscheinlich bei etwa 65 Jahren liegt», meint Renate Fischer. Und Markus Bass ergänzt: «Wir haben Mitglieder von Nationen aus allen Kontinenten bei uns, wir sind bestes Beispiel für Integration und friedliches Zusammenleben. Keine Nachwuchsprobleme also: «Wir können jede Parzelle sofort wieder verpachten, für einzelne Lagen besteht eine Warteliste», bestätigt Renate Fischer.
Kann denn jeder Gärtnern? «Es gibt keine Bevorzugung», bestätigt Markus Bass, «ausser das der Wohnsitz in Wädenswil sein sollte. Denn dank des von der Stadt günstig abgegebenen Lands sollen auch die Wädenswiler davon profitieren können!»
Auch sozial Benachteiligte – Arbeitslose etwa – finden bei den Familiengärtnern mit der Bewirtschaftung einer Parzelle eine sinnvolle Beschäftigung. Im übrigen haben auch Schulen das Gärtnern für sich entdeckt: Im Areal Fuhr bewirtschaften Oberstufenschüler ihren eigenen «Pflanzblätz».
Die einzelnen Parzellen der Gärtner sind auch so individuell wie die Gärtner selbst: Hier das gepflegte Beet mit akkurat ausgerichteten Pflugfurchen, dort ein windschiefes Tomatengewächshaus, andernorts weht eine Landesflagge über dem Garten. Doch einige Regeln müssen alle Gärtner beherzigen: Die Parzelle muss bepflanzt und bewirtschaftet werden, nur etwas Rasen, dafür ein grosses Cheminée vor dem Gartenhaus, das reicht nicht. «Darum fragen wir bei Anfragen für eine Parzelle, die gross genug für ein Gartenhäuschen wäre, auch nach dem eigentlichen Verwendungszweck nach. Natürlich: grillieren etwa gehört zum Gärtnern, das Gesellige darf nicht zu kurz kommen. Aber nur Party machen, das geht nicht – und auch wir müssen die Nachtruhe einhalten», bestätigt Markus Bass.
Jeder Pächter wird auch verpflichtet, Fronarbeit zu leisten. «Wir halten unsere Anlagen in Gemeinschaftsarbeit in Schuss», und erzählt, wie sie in der letzten Gartensaison eine neue Drainage zur Hangentwässerung im Hottenmoos gelegt hätten. Auch das schöne Vereinshaus im Areal wurde gemeinschaftlich errichtet.
Und wie geht der hundertjährige Verein in die Zukunft? «Schön wäre, wir könnten das Zopf-Areal ausbauen, die Nachfrage im stark wachsenden Ortsteil ist da», erzählt der Präsident. Eigentlich bestehe eine Vereinbarung mit der Stadt, dass verloren gegangenes Land – wie etwa die Parzellen in der Rietliau, die für den behindertengerechten Ausbau der Bushaltestelle aufgelöst wurden – gleichwertig ersetzt wird. Bis anhin seien sie mit ihrem Anliegen jedoch noch nicht weitergekommen. Der Ausbau des Zopf-Areals wäre so für den Vorstand der Familiengärtner das schönste Geburtstagsgeschenk.
Der heutige «Verein für Familiengärtner Wädenswil» wurde am 13. August 1920 als Familiengarten-Genossenschaft Wädenswil gegründet. 138 Personen haben unter dem Vorsitz von Gemeinderat Otto Vollrath beschlossen, sich einzusetzen, «um alle Vorteile eines genossenschaftlichen Zusammenschlusses verwirklichen zu können». Der neugegründete Verein musste die Eintragung ins Kantonale Handelsregister vornehmen, weil die Gemeinde damals nur unter dieser Bedingung Pachtverträge abzuschliessen versprach. Im Februar 1927 wurde die Familiengarten-Genossenschaft aufgelöst und in Verein für Familiengärten umgewandelt. Die 83. Generalversammlung vom 29. März 2003 nahm mit der Statutenänderung eine Namensänderung in «Verein für Familiengärtner Wädenswil» vor. 1930 traten die Wädenswiler Familiengärtner dem Schweizerischen Verband (SFGV) bei.