In der Dezemberausgabe des Richterswiler Anzeigers haben wir unsere Leserinnen und Leser aufgefordert uns Ihre Telefonkabinenerlebnisse zu schildern. Und hier sind sie:
Manchmal packte mich das Heimweh nach Zürich und ich genoss die Spaziergänge durch die altbekannten Quartiere. So geschah es öfters, dass ich mich verspätete und meine Familie auf mich warten musste. Telefonkabinen gab es an jeder Ecke, und da spielte sich jedes Mal dasselbe ab und hörte sich so an: Klingel, klingel, … «Ja, hallo! Ach so, du kannst nicht reden, du musst aufs WC, ja, ja, das wissen wir bereits. Sobald du in einer Telefonkabine stehst, musst du ganz dringend aufs Klo. Also, melde dich dann wieder, wenn du dein Geschäft erledigt hast. Wir warten».
Die Telefonkabinen hatten eine unglaubliche Suggestivkraft. Selbst wenn beim Abheben des Hörers und Wählen der Nummer noch kein Signal von der Blase kam: sobald sich der Angerufene meldete, war höchste Not, und weder Beine zusammenklemmen noch ignorieren halfen. Immer geschah dasselbe und immer waren meine ersten Worte: «Ich melde mich später wieder, ich muss erst go bisle, tschüss». Tempi passati … D. A.
Mein Erlebnis war nicht in der Telefonzelle selber, aber dort hat es begonnen. Als Kind sind mein Bruder und ich während den Ferien beim Spazieren immer in die Kabinen und haben nach Kleingeld gesucht, immer abwechslungsweise. Im Tessin hinter einem Schrottplatz gab es eine Kabine und ich war dran mit kontrollieren, fand aber nichts. Aber aus dem Seitenfenster sah ich beim Schrottplatz etwas liegen, was sich als Zwanzigernötli herausstellte, total dreckig, es muss schon lange unbemerkt dort gelegen haben. Ärgerlicherweise musste ich das Geld mit meinem kleinen Bruder teilen, das hat mich ganz schön geärgert. Ich habe mich schon auf den Kiosk gefreut in der Stadt, dort gab es so ganz andere Schleckereien, als bei uns zuhause. Heute ist ja überall das Gleiche.
Aber ich habe aus den Ferien auch schon meine Freundin angerufen aus der Telefonkabine. Das hat Spass gemacht. Mir hats gefallen. Schade ist’s vorbei.
Andrea W.
Anstehen und warten
Als junger Soldat Anfang der 80er-Jahre absolvierte ich meine WKs jedes Jahr, mehrheitlich im Tessin. Ich war bei den Übermittlungstruppen, und unsere Aufgabe war, in gebirgigem Gelände Sprechfunkverbindungen aufzubauen, was sehr aufwändig war und oft frustrierend schlecht funktionierte. Im Ausgang dann, frisch verliebt, ging die Suche nach einer Telefonkabine los. In den kleineren Ortschaften gab es oft nur eine bei der Post und – falls ein Bahnhof vorhanden war – eine beim Bahnhof. In Wirtschaften gab es auch die Möglichkeit zu telefonieren, bloss war es dann meist sehr laut.
Also, Abtreten für den Ausgang und dann nichts wie los. Aber, kaum zu fassen, hat man die Telefonkabine erreicht, stehen dort schon mindestens fünf andere, und einer telefonierte bereits, und das konnte dauern. War ich dann endlich in der Kabine – Wartezeit bis zu einer Stunde – konnte ich nur hoffen, dass die Verbindung nicht besetzt war, ich genügend Münzen hatte oder dass mein Schatz zu Hause war. Klar, es gab auch noch die Möglichkeit zu schreiben, die Feldpost war gratis.
Wie einfach ist es doch heute, wie schnell hat sich das alles geändert, und schon denke ich oft fast wehmütig zurück; nicht an die Tage im Militär, aber an die vertraulichen Gesprächsminuten in der Telefonkabine, während draussen mehrere Kameraden ungeduldig warteten … G.B.
Bild: Am Bahnhof Horgen wurden die Telefonkabinen zu einer Tauschbörse für kleine Gegenstände und eine Nachrichtenbörse umfunktioniert.
In der Dezemberausgabe des Richterswiler Anzeigers haben wir unsere Leserinnen und Leser aufgefordert uns Ihre Telefonkabinenerlebnisse zu schildern. Und hier sind sie:
Manchmal packte mich das Heimweh nach Zürich und ich genoss die Spaziergänge durch die altbekannten Quartiere. So geschah es öfters, dass ich mich verspätete und meine Familie auf mich warten musste. Telefonkabinen gab es an jeder Ecke, und da spielte sich jedes Mal dasselbe ab und hörte sich so an: Klingel, klingel, … «Ja, hallo! Ach so, du kannst nicht reden, du musst aufs WC, ja, ja, das wissen wir bereits. Sobald du in einer Telefonkabine stehst, musst du ganz dringend aufs Klo. Also, melde dich dann wieder, wenn du dein Geschäft erledigt hast. Wir warten».
Die Telefonkabinen hatten eine unglaubliche Suggestivkraft. Selbst wenn beim Abheben des Hörers und Wählen der Nummer noch kein Signal von der Blase kam: sobald sich der Angerufene meldete, war höchste Not, und weder Beine zusammenklemmen noch ignorieren halfen. Immer geschah dasselbe und immer waren meine ersten Worte: «Ich melde mich später wieder, ich muss erst go bisle, tschüss». Tempi passati … D. A.
Mein Erlebnis war nicht in der Telefonzelle selber, aber dort hat es begonnen. Als Kind sind mein Bruder und ich während den Ferien beim Spazieren immer in die Kabinen und haben nach Kleingeld gesucht, immer abwechslungsweise. Im Tessin hinter einem Schrottplatz gab es eine Kabine und ich war dran mit kontrollieren, fand aber nichts. Aber aus dem Seitenfenster sah ich beim Schrottplatz etwas liegen, was sich als Zwanzigernötli herausstellte, total dreckig, es muss schon lange unbemerkt dort gelegen haben. Ärgerlicherweise musste ich das Geld mit meinem kleinen Bruder teilen, das hat mich ganz schön geärgert. Ich habe mich schon auf den Kiosk gefreut in der Stadt, dort gab es so ganz andere Schleckereien, als bei uns zuhause. Heute ist ja überall das Gleiche.
Aber ich habe aus den Ferien auch schon meine Freundin angerufen aus der Telefonkabine. Das hat Spass gemacht. Mir hats gefallen. Schade ist’s vorbei.
Andrea W.
Anstehen und warten
Als junger Soldat Anfang der 80er-Jahre absolvierte ich meine WKs jedes Jahr, mehrheitlich im Tessin. Ich war bei den Übermittlungstruppen, und unsere Aufgabe war, in gebirgigem Gelände Sprechfunkverbindungen aufzubauen, was sehr aufwändig war und oft frustrierend schlecht funktionierte. Im Ausgang dann, frisch verliebt, ging die Suche nach einer Telefonkabine los. In den kleineren Ortschaften gab es oft nur eine bei der Post und – falls ein Bahnhof vorhanden war – eine beim Bahnhof. In Wirtschaften gab es auch die Möglichkeit zu telefonieren, bloss war es dann meist sehr laut.
Also, Abtreten für den Ausgang und dann nichts wie los. Aber, kaum zu fassen, hat man die Telefonkabine erreicht, stehen dort schon mindestens fünf andere, und einer telefonierte bereits, und das konnte dauern. War ich dann endlich in der Kabine – Wartezeit bis zu einer Stunde – konnte ich nur hoffen, dass die Verbindung nicht besetzt war, ich genügend Münzen hatte oder dass mein Schatz zu Hause war. Klar, es gab auch noch die Möglichkeit zu schreiben, die Feldpost war gratis.
Wie einfach ist es doch heute, wie schnell hat sich das alles geändert, und schon denke ich oft fast wehmütig zurück; nicht an die Tage im Militär, aber an die vertraulichen Gesprächsminuten in der Telefonkabine, während draussen mehrere Kameraden ungeduldig warteten … G.B.
Bild: Am Bahnhof Horgen wurden die Telefonkabinen zu einer Tauschbörse für kleine Gegenstände und eine Nachrichtenbörse umfunktioniert.