Der Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil führte am Samstag, 25., und Sonntag, 26. November zum zweiten Mal in der Geschichte dieses Chors Haydns Spätwerk «Die Jahreszeiten» auf. Es ist kein Zufall, dass Haydn nach dem bereits früher komponierten Oratorium «Die Schöpfung» noch ein zweites folgen liess. Mit den «Jahreszeiten» brachte er einerseits seine Verehrung für das Göttliche und anderseits die jahreszeitlich typischen Erscheinungen zum Ausdruck.
Die Aufführung mit dem Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil, den Solisten Sarah Maeder (Sopran/Hanne), Andreas Winkler (Tenor/Lucas) und Markus Volpert (Bass/Simon) und dem Neuen Glarner Musikkollegium fand am Samstag und Sonntag in der reformierten Kirche Wädenswil statt. Als Hörer war man gespannt darauf, wie die Künstler unter Leitung von Felix Schudel die unterschiedlich gesetzten Partien von Frühling, Sommer, Herbst und Winter umset-zen würden.
Haydn, den Komponisten von 104 Symphonien, zu verstehen, verlangt von Chor und Orchester, ihn dort abzuholen, wo er eine teils dramatische, teils lyrisch geistliche Handlung in liedhaft-volksnahe Musik verwandelt. Seine Religiosität färbt ab auf die gesamte Anlage der Solostimmen, des Chors und Orchesters, die aus dem Text eine mehrheitlich fröhliche musikalische Erzählung machen, eine erhebende Schilderung des frühlingshaften Spriessens, des sommerlichen Überschusses an Kraft und Wetterwucht, des herbstlichen Umbruchs in Ernte und Jagd sowie der winterlichen Beschaulichkeit, besonders hervorgehoben in der Spinnszene im Winter.
Mit der Arie «Schon eilet froh der Ackersmann» und dem Freudenlied «O wie lieblich ist der Anblick» lässt Haydn und in seinem Gefolge Solo-Sopran und Orchester das lyrische Moment des Frühlings aufblitzen, das im Finale des Chors «Ewiger, mächtiger, gütiger Gott» wieder ausklingt.
Die Sopranstimme Hanne erweist sich bereits im Rezitativ «Erhört ist unser Flehn» als resonanztragende Darstellerin dieses noch eher unscheinbaren Parts des frühlingshaften Kündens. Die Preisung des ewigen, mächtigen und gütigen Gotts leitet über in den Eröffnungspart, der den Sommer durch das Piano des Orchesters und das bedrückende Rezitativ vom Tenor Lucas «In grauem Schleier rückt heran das sanfte Morgenlicht» und «Des Tages Herold meldet sich» vom Bass Simon heranschleichend darstellt. Man muss sich wirklich zusammennehmen, dass «das bange Herz» ob der «Leichenvögel Schar» und dem «dumpfen Klageton» nicht tatsächlich «beklemmt», derart ergreifend erfasst das Timbre der beiden Vokalisten den Hörer. Man spürt spätestens nach dem im Largo gesetzten Terzett und Chor der Sopranstimme Hanne «Sie steigt herauf die Sonne», dass der Sonnenaufgang Dirigent, Chor und Orchester zu einem derart liebevollen Zusammenklang beseligt und beflügelt, so dass alles Weitere, das noch kommt, die Hörerschaft untrüglich bis zum Schlussakkord fesseln wird.
Tosender Applaus ertönt, in tiefer Überzeugung, dass hier eine Leistung erbracht wurde, die eigentlich nach weiteren Auftritten ruft: Jetzt auf Tournee! Erstaunlich, wie beherrscht der Dirigent mit knappen Gesten Chor und Orchester leitet. Dies ist wohl nur dann so differenziert möglich, wenn ein eingespieltes Team auf allen Ebenen funktioniert und die Grundlage für die geistige Kraft legt, die dieses Ensemble ausstrahlt. Es wird damit das erreicht, was sich Dirigenten und Konzertbesucher wünschen: Ein künstlerisches Vermitteln tiefsinnigster Musik, wie sie Haydn erträumt, erdacht und erarbeitet hat. Für ihn waren die vier Jahreszeiten mehr als nur Veränderungen, gemessen an Erscheinungen von Natur, Wetter, Wärme und Kälte. Sie waren für ihn wesenhafte Naturbilder, wahrnehmbar von empfindenden Menschen. Diese unterschiedlichen Empfindungen hat das ganze Ensemble zum Ausdruck gebracht, was nur durch eine intensive Auseinandersetzung mit Text und Partitur möglich ist. Dem Dirigenten ist für seine hervorragende Arbeit ein grosser Dank auszusprechen. Roger Bührer, Dornach
Konzert 2018: 40-Jahr-Jubiläum des Dirigenten Felix Schudel
Samstag, 24., und Sonntag, 25. November 2018
Franz Schubert, Es-Dur Messe
Der Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil führte am Samstag, 25., und Sonntag, 26. November zum zweiten Mal in der Geschichte dieses Chors Haydns Spätwerk «Die Jahreszeiten» auf. Es ist kein Zufall, dass Haydn nach dem bereits früher komponierten Oratorium «Die Schöpfung» noch ein zweites folgen liess. Mit den «Jahreszeiten» brachte er einerseits seine Verehrung für das Göttliche und anderseits die jahreszeitlich typischen Erscheinungen zum Ausdruck.
Die Aufführung mit dem Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil, den Solisten Sarah Maeder (Sopran/Hanne), Andreas Winkler (Tenor/Lucas) und Markus Volpert (Bass/Simon) und dem Neuen Glarner Musikkollegium fand am Samstag und Sonntag in der reformierten Kirche Wädenswil statt. Als Hörer war man gespannt darauf, wie die Künstler unter Leitung von Felix Schudel die unterschiedlich gesetzten Partien von Frühling, Sommer, Herbst und Winter umset-zen würden.
Haydn, den Komponisten von 104 Symphonien, zu verstehen, verlangt von Chor und Orchester, ihn dort abzuholen, wo er eine teils dramatische, teils lyrisch geistliche Handlung in liedhaft-volksnahe Musik verwandelt. Seine Religiosität färbt ab auf die gesamte Anlage der Solostimmen, des Chors und Orchesters, die aus dem Text eine mehrheitlich fröhliche musikalische Erzählung machen, eine erhebende Schilderung des frühlingshaften Spriessens, des sommerlichen Überschusses an Kraft und Wetterwucht, des herbstlichen Umbruchs in Ernte und Jagd sowie der winterlichen Beschaulichkeit, besonders hervorgehoben in der Spinnszene im Winter.
Mit der Arie «Schon eilet froh der Ackersmann» und dem Freudenlied «O wie lieblich ist der Anblick» lässt Haydn und in seinem Gefolge Solo-Sopran und Orchester das lyrische Moment des Frühlings aufblitzen, das im Finale des Chors «Ewiger, mächtiger, gütiger Gott» wieder ausklingt.
Die Sopranstimme Hanne erweist sich bereits im Rezitativ «Erhört ist unser Flehn» als resonanztragende Darstellerin dieses noch eher unscheinbaren Parts des frühlingshaften Kündens. Die Preisung des ewigen, mächtigen und gütigen Gotts leitet über in den Eröffnungspart, der den Sommer durch das Piano des Orchesters und das bedrückende Rezitativ vom Tenor Lucas «In grauem Schleier rückt heran das sanfte Morgenlicht» und «Des Tages Herold meldet sich» vom Bass Simon heranschleichend darstellt. Man muss sich wirklich zusammennehmen, dass «das bange Herz» ob der «Leichenvögel Schar» und dem «dumpfen Klageton» nicht tatsächlich «beklemmt», derart ergreifend erfasst das Timbre der beiden Vokalisten den Hörer. Man spürt spätestens nach dem im Largo gesetzten Terzett und Chor der Sopranstimme Hanne «Sie steigt herauf die Sonne», dass der Sonnenaufgang Dirigent, Chor und Orchester zu einem derart liebevollen Zusammenklang beseligt und beflügelt, so dass alles Weitere, das noch kommt, die Hörerschaft untrüglich bis zum Schlussakkord fesseln wird.
Tosender Applaus ertönt, in tiefer Überzeugung, dass hier eine Leistung erbracht wurde, die eigentlich nach weiteren Auftritten ruft: Jetzt auf Tournee! Erstaunlich, wie beherrscht der Dirigent mit knappen Gesten Chor und Orchester leitet. Dies ist wohl nur dann so differenziert möglich, wenn ein eingespieltes Team auf allen Ebenen funktioniert und die Grundlage für die geistige Kraft legt, die dieses Ensemble ausstrahlt. Es wird damit das erreicht, was sich Dirigenten und Konzertbesucher wünschen: Ein künstlerisches Vermitteln tiefsinnigster Musik, wie sie Haydn erträumt, erdacht und erarbeitet hat. Für ihn waren die vier Jahreszeiten mehr als nur Veränderungen, gemessen an Erscheinungen von Natur, Wetter, Wärme und Kälte. Sie waren für ihn wesenhafte Naturbilder, wahrnehmbar von empfindenden Menschen. Diese unterschiedlichen Empfindungen hat das ganze Ensemble zum Ausdruck gebracht, was nur durch eine intensive Auseinandersetzung mit Text und Partitur möglich ist. Dem Dirigenten ist für seine hervorragende Arbeit ein grosser Dank auszusprechen. Roger Bührer, Dornach
Konzert 2018: 40-Jahr-Jubiläum des Dirigenten Felix Schudel
Samstag, 24., und Sonntag, 25. November 2018
Franz Schubert, Es-Dur Messe