Sobald im Richterswiler Horn die Stühle aufgereiht, das Gastrozelt aufgestellt und die Leinwand zum Aufbau bereitliegt, dann weiss man, dass die Sommerferien beginnen.
Schon zwei Jahrzehnte begeistert das Open-Air-Kino in der Parkanlage am See Einheimische wie Zugereiste mit ihrer Filmauswahl und phantastischer Atmosphäre. Seit elf beziehungsweise 13 Jahren widmen sich Barbara Buono und Hardowin Wolhoff mit grosser Leidenschaft diesem Spektakel. Dabei dürfen sie jedes Jahr auf eine grosse und treue Anzahl freiwilliger Helfer vertrauen, ohne die dieser Anlass kaum auf die Beine gestellt werden könnte. Das betont Barbara Buono ganz besonders und nennt die Belegschaft liebevoll «Cinéfamily».
Die Vielfalt machts
Die Auswahl der Filme bildet eine Art Jahresrückblick und wird von den beiden Organisatoren sorgfältig ausgewählt. Dabei spielt die Vielfalt eine grosse Rolle, denn es soll für alle etwas dabei sein. Inputs bekommen sie auch von Dritten, Empfehlungen von Kinogängern, aber auch von den Filmgesellschaften, welche um die Lage am See wissen und entsprechendes Material anbieten.
Schwieriger wird es dann bei Vorpremieren, ob die Anzahl Besucherplätze des Ciné au Lac dem Filmverleih angemessen erscheint. Das Kino am See bietet 600 Stühle, zusätzlich bieten sich Sitzbänke und die Wiese an. Bei Besucherzahlen zwischen 40 und weit über 1000 Menschen sind diese Ausweichmöglichkeiten auch nötig.
Im Wandel der Zeit
Im Sommer 2010 kam es zu einer kleinen Katastrophe, als die Leinwand vom Sturm zerrissen wurde. Diese konnte nicht mehr rechtzeitig heruntergenommen werden, weil das Gerüst schon unter den Böen gelitten hatte und ein Aufstieg zu gefährlich gewesen wäre. Personenschäden gab es zum Glück keine.
Seitdem verfügen Buono und Wolhoff über eine aufblasbare Leinwand. Innerhalb zehn Minuten kann diese aufgepumpt und im Notfall in nur zwei Minuten wieder geleert werden. Das ist für eine so exponierte Lage wie dem Richterswiler Horn eine schlicht perfekte Lösung.
Seit vier Jahren werden die Filme – so wie in den grossen Kinos auch – nur noch digital übertragen. Barbara Buono wird ein wenig nostalgisch beim Rückblick auf die schweren Filmspulen, welche herumgeschleppt werden mussten, erkennt aber durchaus den Wert der einfacheren Handhabung durch die neue Technologie.
Ohne Geld geht gar nichts
Ein weiteres Phänomen der digitalisierten Gesellschaft ist, dass sich die Leute beim Aufzug von ein paar Wolken lieber nicht vom heimischen Sofa weg bewegen und den Film zuhause downloaden, den sie eigentlich unter freiem Himmel hätten geniessen können. Das macht sich vor allem bei der jüngeren Generation bemerkbar.
Was ist sonst noch anders als früher, frage ich meine Gesprächspartnerin. Die Erfahrung lehre sie jedes Jahr aufs Neue, und dies führe zu kleinen Änderungen in der Organisation, Details bei den Abläufen und daraus resultiere schliesslich der Erfolg.
Natürlich gab es schlecht besuchte Jahre, worauf sie auf die Suche nach neuen Geldgebern gehen und viele Klinken putzen mussten. Aber seit gut zwei Jahren befindet sich das Ciné au Lac in der glücklichen Lage, dass immer mehr Sponsoren von sich aus auf die Organisatoren zukommen, um ein Kinosponsoring zu übernehmen. Alleine der Kinobetrieb könnte sie nie über Wasser halten, deshalb sind diese zusätzlichen Einnahmen so wichtig und auch die Festwirtschaft trägt dazu bei, dass das Open-Air-Kino weiterhin jeden Sommer stattfinden kann.
Die kleinen Dinge, die zählen
An einem so grossen Anlass wie dem Open-Air-Kino werden Barbara Buono und Hardowin Wolhoff auch immer wieder vor neue Probleme gestellt. Auch die monatelangen Vorbereitungen laufen nicht einfach so nebenbei und scheinen für ein Zweierteam kaum stemmbar. Aber dann begegnen ihnen im Dorf beim Plakateaufhängen Menschen, die sich enorm auf das Ciné au Lac freuen, sogar ihre Ferien danach richten. Es gibt unzählige positive Rückmeldungen, es gehen Ticketreservierungen ein von Leuten, welche gerne eine 40-minütige Fahrt auf sich nehmen, nur um in den Genuss der Atmosphäre des Richterswiler Horns zu kommen, selbst Mehrfachtickets werden immer zahlreicher gekauft.
Hinzu kommt die wertvolle Unterstützung durch die Freiwilligen, die hunderte von Einsätzen unentgeltlich leisten in diesen zehn Tagen bzw. Abenden.
Und dann sind da die Filmabende, von denen auch nach Jahren noch geredet wird, etwa als das Publikum im strömendem Regen sass, während auf der Leinwand die Titanic unterging. Oder als 1200 Besucher vergnügt die Eigenarten der «Sch‘tis» mitverfolgten und Lachsalven über die Wiese hallten. Das bleibt im Gedächtnis der Leute und macht die Bemühungen für das gesamte Team umso wertvoller.
Es gilt ein Jubiläum zu feiern
Zum 20-Jahr-Jubiläum des Ciné au Lac wurde die Cüplibar wieder ins Leben gerufen, welche seinerzeit aus finanziellen Gründen nicht mehr betrieben werden konnte. Das freut Gäste wie Organisatoren gleichermassen.
Und wie lief es in der Saison 2017? Es herrschte perfektes Sommerwetter, und wenn es am Nachmittag geregnet hat, so verzog sich dieser wieder rechtzeitig für die Vorführung. Nur der Samstag stand unter keinem guten Stern: da bereitet ein Sturmtief der Vorpremiere von «Valerian» ein vorzeitiges Ende. Die Zuschauer wurden ins Zelt geholt, aber auch nachdem sich der Regen etwas gelegt hatte, konnten die Meteorologen keinen positiven Bescheid geben und sagten noch heftigere Gewitter voraus. So musste der Abend abgebrochen und die Besucher zu deren eigenen Sicherheit nach Hause geschickt werden. Ein Gewitter dieser Stärke, mit 25 000 Blitzeinschlägen in der Schweiz, wäre für die Open-Air-Veranstaltung zu gefährlich. Die Organisatoren sind jedoch stolz darauf, dass bis anhin 99 Prozent aller Vorstellungen stattfinden konnten.
Wir hoffen auf weiterhin schöne, atmosphärische und cinéfantastische Sommerabende! (rb)
Cine au Lac 2018: 13.-22. Juli. www.cineaulac.ch
Sobald im Richterswiler Horn die Stühle aufgereiht, das Gastrozelt aufgestellt und die Leinwand zum Aufbau bereitliegt, dann weiss man, dass die Sommerferien beginnen.
Schon zwei Jahrzehnte begeistert das Open-Air-Kino in der Parkanlage am See Einheimische wie Zugereiste mit ihrer Filmauswahl und phantastischer Atmosphäre. Seit elf beziehungsweise 13 Jahren widmen sich Barbara Buono und Hardowin Wolhoff mit grosser Leidenschaft diesem Spektakel. Dabei dürfen sie jedes Jahr auf eine grosse und treue Anzahl freiwilliger Helfer vertrauen, ohne die dieser Anlass kaum auf die Beine gestellt werden könnte. Das betont Barbara Buono ganz besonders und nennt die Belegschaft liebevoll «Cinéfamily».
Die Vielfalt machts
Die Auswahl der Filme bildet eine Art Jahresrückblick und wird von den beiden Organisatoren sorgfältig ausgewählt. Dabei spielt die Vielfalt eine grosse Rolle, denn es soll für alle etwas dabei sein. Inputs bekommen sie auch von Dritten, Empfehlungen von Kinogängern, aber auch von den Filmgesellschaften, welche um die Lage am See wissen und entsprechendes Material anbieten.
Schwieriger wird es dann bei Vorpremieren, ob die Anzahl Besucherplätze des Ciné au Lac dem Filmverleih angemessen erscheint. Das Kino am See bietet 600 Stühle, zusätzlich bieten sich Sitzbänke und die Wiese an. Bei Besucherzahlen zwischen 40 und weit über 1000 Menschen sind diese Ausweichmöglichkeiten auch nötig.
Im Wandel der Zeit
Im Sommer 2010 kam es zu einer kleinen Katastrophe, als die Leinwand vom Sturm zerrissen wurde. Diese konnte nicht mehr rechtzeitig heruntergenommen werden, weil das Gerüst schon unter den Böen gelitten hatte und ein Aufstieg zu gefährlich gewesen wäre. Personenschäden gab es zum Glück keine.
Seitdem verfügen Buono und Wolhoff über eine aufblasbare Leinwand. Innerhalb zehn Minuten kann diese aufgepumpt und im Notfall in nur zwei Minuten wieder geleert werden. Das ist für eine so exponierte Lage wie dem Richterswiler Horn eine schlicht perfekte Lösung.
Seit vier Jahren werden die Filme – so wie in den grossen Kinos auch – nur noch digital übertragen. Barbara Buono wird ein wenig nostalgisch beim Rückblick auf die schweren Filmspulen, welche herumgeschleppt werden mussten, erkennt aber durchaus den Wert der einfacheren Handhabung durch die neue Technologie.
Ohne Geld geht gar nichts
Ein weiteres Phänomen der digitalisierten Gesellschaft ist, dass sich die Leute beim Aufzug von ein paar Wolken lieber nicht vom heimischen Sofa weg bewegen und den Film zuhause downloaden, den sie eigentlich unter freiem Himmel hätten geniessen können. Das macht sich vor allem bei der jüngeren Generation bemerkbar.
Was ist sonst noch anders als früher, frage ich meine Gesprächspartnerin. Die Erfahrung lehre sie jedes Jahr aufs Neue, und dies führe zu kleinen Änderungen in der Organisation, Details bei den Abläufen und daraus resultiere schliesslich der Erfolg.
Natürlich gab es schlecht besuchte Jahre, worauf sie auf die Suche nach neuen Geldgebern gehen und viele Klinken putzen mussten. Aber seit gut zwei Jahren befindet sich das Ciné au Lac in der glücklichen Lage, dass immer mehr Sponsoren von sich aus auf die Organisatoren zukommen, um ein Kinosponsoring zu übernehmen. Alleine der Kinobetrieb könnte sie nie über Wasser halten, deshalb sind diese zusätzlichen Einnahmen so wichtig und auch die Festwirtschaft trägt dazu bei, dass das Open-Air-Kino weiterhin jeden Sommer stattfinden kann.
Die kleinen Dinge, die zählen
An einem so grossen Anlass wie dem Open-Air-Kino werden Barbara Buono und Hardowin Wolhoff auch immer wieder vor neue Probleme gestellt. Auch die monatelangen Vorbereitungen laufen nicht einfach so nebenbei und scheinen für ein Zweierteam kaum stemmbar. Aber dann begegnen ihnen im Dorf beim Plakateaufhängen Menschen, die sich enorm auf das Ciné au Lac freuen, sogar ihre Ferien danach richten. Es gibt unzählige positive Rückmeldungen, es gehen Ticketreservierungen ein von Leuten, welche gerne eine 40-minütige Fahrt auf sich nehmen, nur um in den Genuss der Atmosphäre des Richterswiler Horns zu kommen, selbst Mehrfachtickets werden immer zahlreicher gekauft.
Hinzu kommt die wertvolle Unterstützung durch die Freiwilligen, die hunderte von Einsätzen unentgeltlich leisten in diesen zehn Tagen bzw. Abenden.
Und dann sind da die Filmabende, von denen auch nach Jahren noch geredet wird, etwa als das Publikum im strömendem Regen sass, während auf der Leinwand die Titanic unterging. Oder als 1200 Besucher vergnügt die Eigenarten der «Sch‘tis» mitverfolgten und Lachsalven über die Wiese hallten. Das bleibt im Gedächtnis der Leute und macht die Bemühungen für das gesamte Team umso wertvoller.
Es gilt ein Jubiläum zu feiern
Zum 20-Jahr-Jubiläum des Ciné au Lac wurde die Cüplibar wieder ins Leben gerufen, welche seinerzeit aus finanziellen Gründen nicht mehr betrieben werden konnte. Das freut Gäste wie Organisatoren gleichermassen.
Und wie lief es in der Saison 2017? Es herrschte perfektes Sommerwetter, und wenn es am Nachmittag geregnet hat, so verzog sich dieser wieder rechtzeitig für die Vorführung. Nur der Samstag stand unter keinem guten Stern: da bereitet ein Sturmtief der Vorpremiere von «Valerian» ein vorzeitiges Ende. Die Zuschauer wurden ins Zelt geholt, aber auch nachdem sich der Regen etwas gelegt hatte, konnten die Meteorologen keinen positiven Bescheid geben und sagten noch heftigere Gewitter voraus. So musste der Abend abgebrochen und die Besucher zu deren eigenen Sicherheit nach Hause geschickt werden. Ein Gewitter dieser Stärke, mit 25 000 Blitzeinschlägen in der Schweiz, wäre für die Open-Air-Veranstaltung zu gefährlich. Die Organisatoren sind jedoch stolz darauf, dass bis anhin 99 Prozent aller Vorstellungen stattfinden konnten.
Wir hoffen auf weiterhin schöne, atmosphärische und cinéfantastische Sommerabende! (rb)
Cine au Lac 2018: 13.-22. Juli. www.cineaulac.ch