Wädenswil

Historische Entscheidung mit Freude, Respekt – und etwas Wehmut

Am 21. Mai hat das Stimmvolk aus Schönenberg, Hütten und Wädenswil nicht nur über die nationalen und kantonalen Vorlagen entschieden, sondern auch über eine gemeinsame Zukunft.

Die Initiative zur Eingemeindung der beiden Berggemeinden Hütten und Schönenberg basiert auf den 24 Leitsätzen zur Reform der Gemeindestrukturen, die der Zürcher Kantonsrat bereits im November 2007 in die Vernehmlassung schickte. Hätte sich bei dieser Abstimmung nur eine der drei Gemeinden gegen die geplante Fusion ausgesprochen, wäre die Eingemeindung von Hütten und Schönenberg gescheitert. Nach einem emotional geführten Abstimmungskampf und mit Blick auf die Historie der gescheiterten Fusionen in der Schweiz war der Ausgang ungewiss und die Anspannung bei Befürwortern und Gegner gleichermassen hoch.

«Weitsichtiger Entscheid der Bevölkerung»

Mit einer ausserordentlich hohen Stimmbeteiligung (Hütten 82,85%, Schönenberg 80,6% und Wädenswil 50,12%) und drei deutlichen «Jas» stimmt die Bevölkerung der Eingemeindung zu. Ab dem 1. Januar 2018 werden Hütten und Schönenberg als Ortsteile von Wädenswil geführt.
Die Gemeindepräsidenten von Schönenberg und Hütten sowie der Stadtpräsident von Wädenswil haben den Abstimmungskampf alle als sehr intensiv erlebt. «Angesichts der Tragweite der Entscheidung sind die Emotionen absolut nachvollziehbar. Umso mehr freut mich das klare ‹Ja›», resümiert der Wädenswiler Stadtpräsident Philipp Kutter. Und Lukas Matt, Gemeindepräsident Schönenberg, drückt es wie folgt aus: «Ich habe grossen Respekt vor der weitsichtigen Entscheidung der Bevölkerung. Schliesslich ging es um die Aufgabe der eigenen Autonomie – und das fällt niemandem leicht.» Verena Dressler, Gemeindepräsidentin Hütten, teilt die Freude ihrer beiden Kollegen über die hohe Stimmbeteiligung und das klare, positive Ergebnis: «Heute überwiegt ganz klar die Freude. Aber selbstverständlich ist auch etwas Wehmut dabei. 1799 löste sich Hütten von Richterswil und heute enden mit diesem Entscheid fast 220 Jahre eigenständiger Geschichte.»

Zeitlich sportliches, ehrgeiziges Ziel

Ab dem 1. Januar 2018 wird es offiziell nur noch eine Gemeinde Wädenswil geben. Auf die Frage nach den grössten Herausforderungen in den nächsten sieben Monaten sind sich die drei Präsidenten einig: Zeitlich ist es eine ehrgeizige Zielsetzung. Lukas Matt sorgt dann auch für realistische Erwartungen: «In den nächsten sieben Monaten wird man sich viel besser kennenlernen – es wird ab dem 1. Januar aber noch nicht alles perfekt sein. Ich rechne mit zwei bis drei Jahren, die ein solch grosses Projekt bis zum Abschluss benötigt.» Und auch bei den Herausforderungen sind sich die drei einig: Viele Herausforderungen – wie die Fragestellungen im Bereich EDV – sind bereits bekannt. «Das Allerwichtigste wird nun sein, dass wir als Erstes mit dem Personal sprechen, welches vom Zusammenschluss direkt betroffen ist», erklärt Matt die Priorisierung. Auch Verena Dessler und Philipp Kutter unterstreichen die Bedeutung einer guten Kommunikation – nicht nur mit dem Personal. «Dank der hohen Stimmbeteiligung und dem deutlichen ‹Ja› aus der Bevölkerung gehe ich davon aus, dass wir nun in der Umsetzung auch auf die Unterstützung der politischen Gegner aus dem Abstimmungskampf zählen können», führt Dessler aus und ergänzt: «Ich bin äusserst zuversichtlich, dass etwas Gutes aus diesem Entscheid entstehen wird.»

Zwei neue Ortsteile: Eine Bereicherung für alle

Mit der Eingemeindung erhält Wädenswil zwei neue Ortsteile. Dem Wädenswiler Stadtpräsidenten ist ein offenes Aufeinander-Zugehen und eine Willkommenskultur besonders wichtig: «Die lebendigen, eigenständigen Charakteristika von Hütten und Schönenberg müssen unbedingt erhalten bleiben. Wir möchten diese Vielfalt in Wädenswil pflegen. Wir alle profitieren von starken Ortsteilen mit einem aktiven Vereinsleben.» Die Gemeinde Wädenswil werde überdies ihr Bestes geben, um dafür zu sorgen, dass sich in Zukunft auch diejenigen in der neuen Gemeinde wohlfühlen, die vom Ausgang der Abstimmung enttäuscht sind.

Chantal Schmelz

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