Wädenswil

Chiletalk: Im Gespräch über Gott und das Leben 

Die Kirchenglocke läutet am 12. März einen Gottesdienst ein, der in einer ganz anderen Form stattfindet: Dem Chiletalk. 

Mit ihren verschiedenen Lebenswegen und Erfahrungen bringen die geladenen Gäste Heidi Ungerer, Programmchefin bei SRF 1, Brita Ostertag, Flötistin, Musikschullehrerin und Betreiberin des Kulturbetriebs Neugut und Ernst Stocker, Bauer und Regierungsrat eine breite Auswahl an Themen in die Runde. Mit Anita Richner nimmt eine erfahrene Journalistin insbesondere im Bereich von Gesprächsformaten die Moderation in die Hand. 

Pfarrer Ernst Hörler freut sich sichtbar über die grosse Besuchermenge auf den Kirchenbänken. «Wunderbar, dass die Kirche vor 250 Jahren so gross gebaut wurde, dass wir auch heute noch genug Platz darin finden», leitet er den speziellen Anlass im Rahmen des 250-Jahr-Jubiläum der Kirche Wädenswil ein und erntet Lachen aus den Zuschauerreihen. Die Kirche beschreibt Pfarrer Hörler als Ort, an dem Menschen in der Freude und im Leiden zusammenkommen und ihr Leben zusammenbringen. So scheint auch die unkonventionelle Art des heutigen Gottesdienstes naheliegend: Beim Chiletalk sollen sich die drei mit Wädenswil verbundenen Gäste über Lebensthemen austauschen – mit Publikum. 

Der Gesprächsstoff geht nicht aus

Persönlich wird es unter der Gesprächsleitung von Anita Richner nicht nur in ihrer Radiosendung auf SRF 1. Mit einer ersten Frage an Brita Ostertag nach deren Morgenritual gelingt der Einstieg in einen menschennahen Talk perfekt. Während die weiblichen Gäste den Tag eher spirituell mit Kerzenanzünden und Meditation angehen, geht ihn Urwädenswiler Ernst Stocker etwas pragmatischer an und freut sich, wenn er einmal ausschlafen kann. Heidi Ungerer wünscht sich für jüngere Leute, dass sie «das Urvertrauen und damit den Draht zu etwas Höherem wiederfinden», da dies viel Kraft geben und sehr tröstlich sein könne. «Wir brauchen immer einen Schutzengel», schliesst sich Ernst Stocker an, der bei seinen Motorradfahrten darauf achtet, seinen nicht herauszufordern. «Das merken wir leider oft erst, wenn wir von jemandem hören, dem es nicht gut geht», fügt er an. Brita Ostertag gefällt die Idee der Reformation, die Freiheit jedes einzelnen. Sie selbst musste ihre freien Entscheidungen oft auch verteidigen. Dennoch findet sie auch als Mutter von vier Kindern, dass «es gerade in der Erziehung immer wieder Grenzen braucht, damit sich die Kinder orientieren können».  

So werden im Laufe des Gesprächs verschiedene Ansichten erörtert, ausgeführt und ausgetauscht. Richner findet flüssig den Übergang vom einen ins andere und immer so, dass die Gesprächsgäste persönliche Ansichten preisgeben können, ohne dafür beurteilt zu werden. 

Beim Ausklang mit Brita Ostertag an der Querflöte und Esther Lenherr am Flügel findet Zeit, wer sich selbst zu den angesprochenen Themen Gedanken machen möchte. Gelegenheit, diese mit anderen zu teilen, bietet der anschliessende Apéro in der Kirche – vielleicht wird es genauso persönlich wie bei den heutigen Talkgästen. 

Der nächste Chiletalk findet am 29. Oktober mit den Gästen Annelies Gantner, Beat Bornhauser und Ueli Burkhardt statt. Susanna Valentin

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