Wädenswil

Leute von heute: Willi Schilling, neu gewählter Gemeinderat von Schönenberg

Schönenberg hat gewählt und die vakante Stelle im Gemeinderat neu besetzt. Nun ist der Gemeinderat wieder vollzählig. Willi Schilling (FDP), einziger bekannter Bewerber, wurde mit 497 Stimmen gewählt. Die Wähler haben einen sicheren Wert gewählt. Schilling, der von 2011 bis 2014 Mitglied des Gemeinderates war, hat diesen ab 2012 auch präsidiert.

Viele hoffen, dass sich jetzt das Machtgerangel abschwächt, da die Verhältnisse neu verteilt sind.

Willi, ich gratuliere Dir herzlich zu dieser Wahl. Freust Du Dich über dieses eindeutige Resultat?
Ja, schon – verhalten. Denn ich finde es bedenklich, dass ausser mir niemand gefunden wurde, der sich engagieren wollte. Es wird immer schwieriger, Leute zu finden, die diesen Job machen wollen. Die Erwartungen an Gemeinderäte werden immer höher – man muss praktisch Jurist sein – um der wachsenden Komplexität der Aufgaben gewachsen zu sein.

Du kommst diesmal in ein gespaltenes Gremium, die Zustände sind alles andere als rosig. Immer noch läuft ein Amtsenthebungsverfahren gegen Felix Meier und gewisse Räte werden deshalb nicht mehr gegrüsst – kurz, die Stimmung ist mies. Mit Dir verschiebt sich das Kräfteverhältnis im Rat. Wie gedenkst Du mit all dem umzugehen?
Prinzipiell ist meine Meinung nicht relevant, sondern ich – wir – vertreten den Volkswillen. Dafür wurden wir gewählt. Zudem weiss ich ja jetzt noch nicht, wie es dann sein wird. Darum versuche ich möglichst unbelastet an die Sache heranzugehen. Da sitzen ja nicht sieben Fremde, sondern ich kenne einige schon. Was zählt ist, dass wir eine faire Sachpolitik betreiben.
Ich gebe nicht allzu viel auf die Hintergrundgeräusche und bin es gewohnt, mit sehr verschiedenen Menschen zu arbeiten, auch mit nicht so pflegeleichten. Ich möchte sachlich und respektvoll politisieren.
Bezüglich des Kräfteverhältnisses kann ich nur sagen: Es ist, wie es ist.

Glaubst Du, dass Du ein wenig Ruhe in den Gemeinderat bringen kannst oder was waren Deine Gründe zu kandidieren?
Ich bin weder Opfer noch Heilsbringer. Wie schon gesagt, es wird sich zeigen. Jemand musste es machen! Darum habe ich mich zur Verfügung gestellt. Ich habe es schon mal gemacht, darum war meine Kandidatur für diese kurze Amtszeit sinnvoll. Zudem fühle ich mich irgendwie auch den Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung verpflichtet. Mit meiner Erfahrung kann ich in dieser schwierigen Situation sicher helfen. Das eigene Verhalten ist ja immer sehr wichtig, und ich denke, ich kann viel zu einem guten Teamgeist beisteuern. In der Vergangenheit war es mir schon öfters möglich, beruhigend einzuwirken, wenn sich ein Team nicht finden konnte. Ich hoffe, dass ich diese Kraft auch hier einbringen kann, wie überhaupt meine Erfahrungen, die ich während meiner beruflichen Laufbahn gemacht habe – auch mit Fusionen. Es ist diese Herausforderung, die mich reizt. Ich kann Überzeugungsarbeit leisten, zur Problemlösung beitragen und dann zu deren Umsetzung. Dabei geht es immer um Menschen und das ist spannend, auch wenn es unangenehme Phasen geben kann.

Du bist privat in einer schmerzhaften Phase. Deine Frau ist gestorben. Hat das Deine Pläne verschoben?
Ja, natürlich, komplett! Es war sehr traurig für mich und ist es immer noch, aber langsam kann ich wieder unter die Leute. Ich war auf einer Reise durch Indien, die mir sehr gut getan hat, kulturell wie spirituell, und nun bin ich bereit, wieder hinaus zu gehen. Diese Aufgabe im Gemeinderat gibt mir eine Struktur und das ist ein positiver Aspekt: Ich gebe etwas und mir wird etwas gegeben.

Was ist Deine Meinung zur Fusion?
Für kleine Gemeinden wird es in der Zukunft immer schwieriger, autonom zu bleiben. Ich sehe die grossen Schwierigkeiten vor allem in den Bereichen Finanzen und Rekrutierung von geeigneten Behördenmitgliedern.
Gerade bezüglich Selbstbestimmung hat die Fusion sicher auch Nachteile, die man durchaus bedenken muss. Wir müssen unbedingt die Diskussion so führen, dass wir über Vor- und Nachteile sprechen
Wenn man die Entwicklung einer Gemeinde aber auf lange Frist ansieht, dann ist eine Fusion sicher sinnvoll.

Auf jeden Fall ist es eine spannende Zeit – auch staatspolitisch. Gewisse Entwicklungen sind wohl kaum aufzuhalten.
Es ist zu hoffen, dass Willi Schilling mit seiner beruflichen, wie auch seiner Lebenserfahrung dazu beitragen kann, unser arg schwankendes Gemeindeschiff in ruhigere Wasser zu lenken.
Ingrid Eva Liedtke

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