Im Gespräch mit Nicole Dreyfus von der Lesegesellschaft servierte die Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach literarische und historische Leckerbissen zur Entwicklung der Esskultur der letzten hundert Jahre. Begleitet wurde das Zwiegespräch von einem auf den Anlass abgestimmten Menü.
Ein «sinnlicher Abend, der in Erinnerungen schwelgen lässt» wurde den etwa 70 Besuchern des Auftaktanlasses des Programms 2016/2017 der Lesegesellschaft in der Fabrikbeiz einleitend versprochen. Und tatsächlich: Vieles des Erzählten oder des auf den Tellern gereichten löste Erinnerungen aus. Zumeist gute.
Aber was genau ist eine Mahlzeit? «Wir essen immer und überall, mehrmals täglich. Immer aber und in jeder Kultur ist eine Mahlzeit ein besonderes Erlebnis», erzählte die an der ZHAW in Wädenswil lehrende Chrsitine Brombach. Wir essen nicht gerne allein. Ausserdem muss eine Mahlzeit stärken und nähren. Essen – auch in Gesellschaft – ist aber auch das egoistischste, was wir tun: Die Nahrung, die in unserem Bauch landet, können wir nicht teilen.
Woher kommt das Wort Mahlzeit? Was macht eine Mahlzeit aus? Was bewirkt sie? Was unterscheidet Alltags- von Festtagsmahlzeiten? Wie verhält man sich bei Tisch? All diesen Fragen ging Brombach im ersten Teil der Veranstaltung nach. Was ist der «Code» einer Mahlzeit? Brombach zog dazu die wissenschaftliche Arbeit der britschen Sozialanthropologin Mary Douglas hinzu. So bestehen unsere Mahlzeiten aus drei Komponenten: Gekochtes Eiweiss (Fleisch), Gemüse und Stärkebeilage. Dies wiederholt sich auch beim typischen Drei-Gang-Menü. Ausserdem bemerkte die Britin etwa bei ihren Landsleuten ein alle Mahlzeiten verbindendes Element: die Sauce.
Was verbindet man mit gewissen Gerichten oder Speisen? Kennen Sie Partyeier? Was verbinden Sie damit? Denken Sie bei Gebäck mit Zimtgeschmack automatisch an Ihre Grossmutter? Oder an Weihnachten? Was rufen Büchsen-Ravioli bei Ihnen hervor? Erinnerungen an die Pfadi oder an den Militärdienst? Aber wussten Sie, dass Dosenravioli in Deutschland einst ein Sonntagsgericht waren? Toast Hawaï durfte einst auf keiner Speisekarte fehlen, wurde assoziiert mit Fernweh und Fernreisen. Riz Casimir, das damals so exotisch anmutende Gericht, mit Gewürzen und Früchten von weit her – ist eine Schweizer Erfindung von Ueli Prager, dem Mövenpick-Gründer.
Jedes Jahrzehnt hatte seine besondere kulinarische Prägung: In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts macht in Zürich die erste MacDonald’s-Filiale der Schweiz auf, die 90er waren geprägt durch den BSE-Skandal, die 2000er-Jahre durch die jungen, wilden Köche à la Jamie Oliver.
Passend zum Gesagten wurde den Gästen ein besonderes Menü gereicht: als Amuse-bouche die erwähnten Partyeier, zusammen mit Russischem Salat. Als Beispiele für «Convenience Food» servierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fabrikbeiz Büchsenravioli und Stocki, danach eine Flädlisuppe. Hauptgang das ebenfalls erwähnte Riz Casimir. Nachspeise war eine Vanillecrème aus der Tüte, glücklicherweise kam der Kaffee frisch gemahlen und gebrüht aus der Maschine und nicht aus dem Instantkaffeeglas.
Die spannende und kurzweilige kulinarische Zeitreise beendete Brombach mit einer Frage und einem Aufruf: «Wohin gehen wir? Jede Zeit hat ihre Trends.» Den aktuellen Trend ortete die Ernährungswissenschafterin bei den aktuell zum Teil sektiererisch geführten Diskussionen um die richtige Ernährungsform: karnivor – vegetarisch – vegan. Daher rief sie auf, dass Essen doch etwas unaufgeregter zu sehen.
Das weitere Programm der Lesegellschaft unter www.lesegesellschaft.org
Im Gespräch mit Nicole Dreyfus von der Lesegesellschaft servierte die Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach literarische und historische Leckerbissen zur Entwicklung der Esskultur der letzten hundert Jahre. Begleitet wurde das Zwiegespräch von einem auf den Anlass abgestimmten Menü.
Ein «sinnlicher Abend, der in Erinnerungen schwelgen lässt» wurde den etwa 70 Besuchern des Auftaktanlasses des Programms 2016/2017 der Lesegesellschaft in der Fabrikbeiz einleitend versprochen. Und tatsächlich: Vieles des Erzählten oder des auf den Tellern gereichten löste Erinnerungen aus. Zumeist gute.
Aber was genau ist eine Mahlzeit? «Wir essen immer und überall, mehrmals täglich. Immer aber und in jeder Kultur ist eine Mahlzeit ein besonderes Erlebnis», erzählte die an der ZHAW in Wädenswil lehrende Chrsitine Brombach. Wir essen nicht gerne allein. Ausserdem muss eine Mahlzeit stärken und nähren. Essen – auch in Gesellschaft – ist aber auch das egoistischste, was wir tun: Die Nahrung, die in unserem Bauch landet, können wir nicht teilen.
Woher kommt das Wort Mahlzeit? Was macht eine Mahlzeit aus? Was bewirkt sie? Was unterscheidet Alltags- von Festtagsmahlzeiten? Wie verhält man sich bei Tisch? All diesen Fragen ging Brombach im ersten Teil der Veranstaltung nach. Was ist der «Code» einer Mahlzeit? Brombach zog dazu die wissenschaftliche Arbeit der britschen Sozialanthropologin Mary Douglas hinzu. So bestehen unsere Mahlzeiten aus drei Komponenten: Gekochtes Eiweiss (Fleisch), Gemüse und Stärkebeilage. Dies wiederholt sich auch beim typischen Drei-Gang-Menü. Ausserdem bemerkte die Britin etwa bei ihren Landsleuten ein alle Mahlzeiten verbindendes Element: die Sauce.
Was verbindet man mit gewissen Gerichten oder Speisen? Kennen Sie Partyeier? Was verbinden Sie damit? Denken Sie bei Gebäck mit Zimtgeschmack automatisch an Ihre Grossmutter? Oder an Weihnachten? Was rufen Büchsen-Ravioli bei Ihnen hervor? Erinnerungen an die Pfadi oder an den Militärdienst? Aber wussten Sie, dass Dosenravioli in Deutschland einst ein Sonntagsgericht waren? Toast Hawaï durfte einst auf keiner Speisekarte fehlen, wurde assoziiert mit Fernweh und Fernreisen. Riz Casimir, das damals so exotisch anmutende Gericht, mit Gewürzen und Früchten von weit her – ist eine Schweizer Erfindung von Ueli Prager, dem Mövenpick-Gründer.
Jedes Jahrzehnt hatte seine besondere kulinarische Prägung: In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts macht in Zürich die erste MacDonald’s-Filiale der Schweiz auf, die 90er waren geprägt durch den BSE-Skandal, die 2000er-Jahre durch die jungen, wilden Köche à la Jamie Oliver.
Passend zum Gesagten wurde den Gästen ein besonderes Menü gereicht: als Amuse-bouche die erwähnten Partyeier, zusammen mit Russischem Salat. Als Beispiele für «Convenience Food» servierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fabrikbeiz Büchsenravioli und Stocki, danach eine Flädlisuppe. Hauptgang das ebenfalls erwähnte Riz Casimir. Nachspeise war eine Vanillecrème aus der Tüte, glücklicherweise kam der Kaffee frisch gemahlen und gebrüht aus der Maschine und nicht aus dem Instantkaffeeglas.
Die spannende und kurzweilige kulinarische Zeitreise beendete Brombach mit einer Frage und einem Aufruf: «Wohin gehen wir? Jede Zeit hat ihre Trends.» Den aktuellen Trend ortete die Ernährungswissenschafterin bei den aktuell zum Teil sektiererisch geführten Diskussionen um die richtige Ernährungsform: karnivor – vegetarisch – vegan. Daher rief sie auf, dass Essen doch etwas unaufgeregter zu sehen.
Das weitere Programm der Lesegellschaft unter www.lesegesellschaft.org