Wädenswil

Au-Konsortium und Primarschule spannen für den Erhalt des Naherholungsgebietes zusammen

Die Halbinsel Au ist eines der schönsten Naherholungsgebiete, ein einmaliges Naturparadies am Zürichsee. Erholungssuchende, Spaziergänger, Sportler schätzen das Gebiet direkt vor der Haustür. Die hohen Besucherfrequenzen zeigen jedoch auch negative Seiten. Zurückgelassene Abfälle und mutwillige Zerstörung trüben die Idylle. Das Au-Konsortium geht nun mit der Primarschule neue Wege.

Seit 1911 gehört ein Grossteil der Halbinsel dem Au-Konsortium, damals gegründet, um die Halbinsel der Immobilienspekulation zu entziehen. Seither ist es auch für Pflege und Unterhalt verantwortlich – und diese Aufgabe wird immer anspruchsvoller. So meint Florian Gattiker vom Au-Konsortium: «Wenn Sie an einem schönen Sommertag durch die Halbinsel schlendern, sehen Sie viele zufriedene Gesichter. Wenn die Leute dann weg sind, finden Sie Abfallberge, oder aber auch zerstörte Sachen. Wir vom Au-Konsortium machten uns immer wieder Gedanken, wie wir dem entgegenwirken können. Mehr Tafeln? Mehr Abfallkübel? Es nutzte alles nichts. So kamen wir auf den Gedanken, dass wir die jungen Leute auf die Au bewegen und in die Pflicht nehmen müssen. Wenn die jungen Leute von Beginn weg einen engen Bezug zu etwas haben, gehen sie auch respektvoll damit um – das war unser Ansatz. Wir wollen Freude an der Umwelt, an der Tier- und Pflanzenwelt auf der Au fördern. Und so gelangten wir an die Primarschule.»
Und die Primarschule erwies sich als interessierter und zuverlässiger Partner. Auf einem Themenweg rund um die ganze Halbinsel werden wechselnde, von Schülern gestaltete Ausstellungen präsentiert. Mit einer Vernissage wurde am 30. September die erste von 12 geplanten Ausstellungen eröffnet. Noch bis November 2016 zeigt die 6. Klasse von Lehrer Andi Müller die Ausstellung «Zeitreise auf der Halbinsel Au, Koffer der Erinnerungen». An der Vernissage konnten die Schüler ihre 7 Projekte gleich selbst vorstellen. Jeweils zu dritt widmeten sich die Schülerinnen und Schüler einem Thema, so etwa der Steinzeit, den Pfahlbauern, Wikingern, den alten Römern und dem Mittelalter. Je eine Gruppe beschäftigte sich mit der Au in der Zukunft und der Au in der Nacht. Ihre Eindrücke platzierten sie in einem Koffer, nun ausgestellt in sieben Schaukästen auf dem Themenweg.

Die Schüler sind während der Ausstellungen verantwortlich, dass die Ateliers gepflegt und instand gehalten bleiben. Sie stellen einen Kontrollplan auf und machen regelmässige Rundgänge. Denn es ist Teil des Konzepts, dass die Schüler für ihre Ausstellung besorgt sind. Dass dies Not tut, zeigt dass sogar schon vor der Eröffnung erste Vitrinen beschädigt waren.
Bereits fixiert sind auch die nachfolgenden Ausstellungen: von November 2016 bis Januar 2017 zeigt die 3. Klasse von Olivia Huwiler «Die kunterbunte Welt der Eulen», von Januar bis März 2017 gestaltet die 6. Klasse Kunz/Sonderegger den Themenweg unter dem passenden Motto «Das Jahr 2017».

Die Genossenschaft Au-Konsortium Wädenswil
In den Statuten der gemeinnützigen Genossenschaft Au-Konsortium Wädenswil ist festgelegt, dass das in ihrem Besitz befindliche, 15 Hektaren umfassende Grundstück für die Öffentlichkeit erhalten und unüberbaut bleiben soll. Die Mitglieder – es sind überwiegend Privatpersonen aus Wädenswil, Horgen und Zürich – setzen sich bis heute bei aller Publikumsoffenheit dafür ein, dass die Schönheit und Stille der Au-Halbinsel bewahrt bleibt.
Die Gründung: 1911 geriet der vormalige Eigentümer des Gasthauses auf der Halbinsel Au in Zahlungsschwierigkeiten. Haus und Hof sollten auf öffentlicher Gant versteigert werden. Es fehlte nicht an zahlungskräftigen Interessenten, und es drohte die spekulative Parzellierung und Überbauung des Au-Hügels. Innerhalb von nur 48 Stunden musste über das weitere Schicksal der Halbinsel entschieden werden. Der Brauereibesitzer Fritz Weber-Lehnert handelte unverzüglich. Als ehemaliger Gemeindepräsident von Wädenswil kannte er die Bedürfnisse seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger und wusste, welchen Verlust es bedeuten würde, wenn dieses prächtige Naherholungsgebiet und Ausflugsziel verloren ginge. Das Au-Konsortium wurde auf seine Initiative hin aus der Taufe gehoben und rettete durch Erwerb die grosse Obere Au mit Wohnhaus, Bauernhaus und Scheune vor der angesetzten amtlichen Versteigerung. 1951 wurde am Südhang wieder ein Rebberg angelegt, 1959 der gut in die Landschaft eingepasste Gasthof neu errichtet; Kinderspielplatz und Tiergarten sowie der traditionelle Bauerngarten machen die Au heute zu einem beliebten Familienausflugsort.
Heute zählt die Genossenschaft Au-Konsortium Wädenswil rund 300 Mitglieder. Zur jährlichen Generalversammlung kommen sie jeweils auf der Halbinsel Au zusammen. Im Jahr 2011 feierte die Genossenschaft ihr 100-jähriges Bestehen. Die uneigennützige Weitsichtigkeit der Gründer wissen heute noch Tausende von Besucher dieses Kleinodes am Zürichsee zu schätzen.

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