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Begegnungen zwischen den Welten

Ab dem 15. September spielt das Volkstheater Wädenswil «Das Hotel zu den zwei Welten». Ein tiefsinniges Theaterstück des französischen Autors Eric-Emmanuel Schmitt, spannend inszeniert von Regisseur Richard Wehrli und von hervorragenden Schauspielern umgesetzt.

Kein Gast weiss, wie er in das Hotel zu den zwei Welten gelangt ist. Die Erinnerung bleibt draussen, die Gebrechen auch. Die Hotelgäste sind Komapatienten, die in irgendeinem Spitalbett liegen und deren Schicksal sich irgendwann entscheidet – früher oder später. Zentral ist der Lift, der neue Gäste bringt – oder Gäste verabschiedet. Deren Reise führt aufwärts – oder abwärts ins Leben zurück.
Interessant das Bühnenbild: Der Zuschauer befindet sich in der Hotellobby. Geschickt nimmt sie die Farbgebung der Kulturhalle auf, lässt so den Zuschauer selbst Teil des Hotels werden. Zwei Trakte hat das Hotel: Trakt «U» für die Unfälle, Trakt «F» für die Freiwilligen. Zentral der Lift, der eben Julien (gespielt von Markus Zollinger)als neuen Gast gebracht hat. Er, der vermeintlich erfolgreiche Chefredaktor einer Sportzeitung. Autounfall, «mit 200 km/h um einen Baum gewickelt», wie ihm Dr. S (Margrit Meier) mitteilt. Dr. S, die androgyne Leiterin des Hotels mit den treffenden Kommentaren, assistiert von zwei stummen Wesen (Marusca Klein und André Lee). Sind es Engel? Haben Engel Sex? Nicht alle gestellten Fragen werden in diesem Stück beantwortet. Jedoch wird klar, dass Julien nicht versehentlich im Trakt «F» gelandet ist. Immer wieder öffnen sich die einzelnen Charakteren: Putzfrau Marie etwa, brillant gespielt von Luzia Hitz, sucht nach Bestätigung, leidet an mangelndem Selbstwertgefühl – und an einem müden Herzen, wie ihr die Ärzte beschieden haben. Doch meint sie: «Mis Härz isch nöd müed. Nur Iigroschtet!» Und verkündet, dass sie im nächsten Leben Philosophin werde. Worauf der stets zynisch kommentierende Magier Rajapur (Urs Zweifel) erwidert: «Tot sein macht nicht gescheiter.» Er, der am längsten im Hotel wohnt: diabetisches Koma, seit 6 Monaten. Auch er hat ein bewegtes Leben hinter sich, das er im Verlaufe des Stücks preisgibt. Bürgerlich hiess er Marc Fischer. Zur falschen Zeit war er zu weit weg vom Leben, sucht nun nach Antworten. Doch auch ihm beschied Dr. S treffend: «Sie wollen keine Antworten – Sie wollen Illusionen.»
Schliesslich ist da noch der überhebliche Direktor (Peter Weber); erfolgreich, rücksichtslos. Wegen eines Unfalls landete er im «Hotel zu den zwei Welten». Zu Unrecht, wie er stets betont.
Marie ist die erste, die in den Lift muss – wohin der Weg führt, sei an dieser Stelle nicht verraten. Doch bringt der Lift auch einen neuen Gast: Laura (Desi Keller). Sie kennt Dr. S, steigt nicht zum ersten Mal im Hotel ab. Sie meint dazu lakonisch: «Gesundheit ist nicht meine Stärke.» Und doch bringt Laura neues Leben in die Gruppe. Ausdrucksstark bringt sie die anderen Gäste zum lieben, weinen, lachen. «Ich liebe das Leben. Nicht dass das Leben mich lieben würde – eher aus Trotz.» So zeigt in der Folge auch Dr. S Regungen …
Der Lift wird sich im Verlaufe des Stücks noch einige Male bewegen, das Publikum darf hoffen und bangen, wohin die Reise der Benützer führt. Aber wie schon erwähnt: Auf nicht alles gibt es auch Antworten.
Mit der aktuellen Produktion spricht das Ensemble des Volkstheater einige gesellschaftskritische Fragen an – die Beantwortung jedoch bleibt dem Zuschauer selbst überlassen. Das Stück aber ist absolut sehenswert!

Das Theater-Bistro ist vor und nach der Vorstellung geöffnet.
Vorverkauf:
www.volkstheater-waedenswil.ch, per Telefon 079 866 45 27 (15–19 Uhr) und im «Kafisatz».
Premiere: 15. September.
Weitere Aufführungen:
16., 17., 22., 23., 24., 25., 28., 29., 30. September sowie 1. Oktober, 20 Uhr, sonntags 16 Uhr.
www.volkstheater-waedenswil.ch

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