Valerie Arnaldi machte in den ersten drei Monaten des Jahres ein Hoplaa-Praktikum in Kenia. Die seit 2013 in Wädenswil wohnende und studierende Berner Oberländerin schildert ihre Beweggründe und Eindrücke im Gespräch mit dem Wädenswiler Anzeiger.
3 Monate Kenia. Was waren die Beweggründe für dieses Praktikum, wie kam es zustande? Wo waren Sie genau – und was waren die Aufgaben?
Im Rahmen des Umweltingenieur-Studiums an der ZHAW in Wädenswil haben Studenten im fünften oder sechsten Semester Gelegenheit, ein Praktikum zur internationalen Zusammenarbeit, ein sogenanntes IZA-Praktikum, zu machen. Dies sollte in der Entwicklungszusammenarbeit in einem Land des Südens oder Ostens stattfinden und in einem mit der gewählten Vertiefungsrichtung relevanten Kontext stehen. Ich wollte unbedingt nach Afrika; nach Kenia oder Tansania. Wir mussten uns selbstständig kundig machen nach Praktikumsplätzen, so bin ich auf Comundo gestossen. Die Schweizer Organisation bietet 3-monatige Praktika an, sowie’s auch für mich vom Studienlehrgang her vorgeschrieben war. Ein Hoplaa-Praktikum von Comundo – zusammen mit Caritas Ngong, Kenia, liess sich mit meiner Aufgabenstellung der Studienarbeit und auch vom Zeitpunkt her vereinbaren. In Zusammenarbeit mit der Comundo-Mitarbeiterin vor Ort konnte ich ein geeignetes Projekt vereinbaren. Vor drei Jahren wurden mehreren Primarschulen im Gebiet Kajiado Wassertanks zur Verfügung gestellt, um Regenwasser von den Schuldächern zu sammeln und Kinder und Lehrer mit Trinkwasser zu versorgen. Mit dem Wasserüberschuss wurden zudem noch Aufforstungsprojekte gestartet. Meine Aufgabe bestand nun darin, den Entwicklungsstand dieses Projektes zu überprüfen und zu dokumentieren. So kam ich schliesslich nach Ngong, nahe Nairobi.
Bei der Organisation Comundo spielt Glaube und Religion eine wichtige Rolle. Was spielt Glauben für Sie eine Rolle und wie hat sich Ihr Bild von Glauben und Religion in den 3 Monaten in Afrika verändert?
Für Comundo selbst spielt der Glaube der Praktikanten nur insofern eine Rolle, das Offenheit erwartet wird. Anders sieht es in Kenia selbst aus. Die katholische Diözese Ngong besteht seit 1959. Die Diözese unterstützt die Bevölkerung mit verschiedenen Projekten, unter anderem im Bereich Gesundheit und Lebensgrundlagen. Die hier lebenden Einheimischen sind sehr gläubig, sehr katholisch … Da ich Gast in dieser Organisation und im Land war, habe ich mich den Ritualen der Gesellschaft angepasst, soweit es das berufliche Umfeld betraf, und zeigte Interesse für die religiösen Vorstellungen und Handlungen der Menschen. Die Messe, die jeweils am Montagmorgen stattfand, fand ich sogar sehr schön und bereichernd.
Die politische Lage in Kenia ist nicht stabil, das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rät von Reisen in einzelne Landesteile ab. Wie gefährlich war Ihr Einsatz?
Hätte ich mich nur im Areal der Diözese aufgehalten, wäre der Aufenthalt ziemlich unproblematisch gewesen. Während meiner Freitage und Wochenenden wollte ich jedoch auch noch etwas anderes vom Land sehen. Man musste immer vorsichtig sein. Von Unternehmungen nach Einbruch der Dunkelheit wurde mir dringend abgeraten. Auch einzelne Gebiete sollten gemieden werden. An diese Sicherheitsvorkehrungen habe ich mich stets gehalten. Ich kam nie in eine gefährliche Situation, auch wenn ich alleine unterwegs war. Man lernt mit der Zeit solche Situationen einzuschätzen, entwickelt ein Gespür, wenn’s brenzlig werden könnte.
Denkt man an Kenia, denkt man auch an unendliche Savannen und an wilde Tiere. In der Umgebung von Ngong spielt Karen Blixens Roman «Jenseits von Afrika». Wie ist Ihr Eindruck von Kenia und diesem Klischee? Gab es auch Gelegenheit, die Schönheiten des Landes zu erleben?
Wann immer möglich, war ich unterwegs und habe die Gegend auskundschaftet. Ich habe natürlich auch eine Safari gemacht (lacht). Ausserdem bin ich an die Küste gereist. Das Land ist wunderschön, die Landschaften sowie die Tier- und Pflanzenwelt vielfältig und faszinierend. Ich hatte ausserdem eindrückliche und bleibende Begegnungen mit Einheimischen. Trotzdem ist es schwierig, das Land in wenigen Sätzen zu beschreiben. Die Regierung ist labil und der Staat korrupt. Dadurch entstehen Armut und Kriminalität. Dieses Problem wird mit Entwicklungszusammenarbeit alleine nicht gelöst werden können.
Die stärksten Eindrücke während Ihres Aufenthaltes?
Durch mein Projekt kam ich oft mit Massais in Kontakt. So ein Urvolk kennen zu lernen, auch bei ihren Ritualen dabei sein zu dürfen, war sehr spannend.
Seit Ende März sind Sie wieder zurück in Wädenswil. Was tun Sie nun?
Ich beende im September mein Studium. Nun besuche ich noch mein letztes Modul und arbeite an meiner Bachelor-Arbeit. Wohin es mich nach dem Abschluss meines Studiums zieht ist im Moment noch ziemlich offen. Mein Wunsch, mich im Bereich Natur- und Umweltschutz einzusetzen, hat sich während den drei Jahren Studium verstärkt. Deshalb hoffe ich, in der Schweiz oder im Ausland eine Stelle in diesem Bereich zu finden.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Comundo ist die führende Schweizer Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (Peza). Sie verantwortet seit 2013 das operative Geschäft der drei Trägervereine Bethlehem Mission Immensee, E-Changer und Inter-Agire. Comundo betreibt je eine Geschäftsstelle in Luzern, Freiburg und Bellinzona sowie ein Büro in Deutschland (Rottweil). Zurzeit beschäftigt Comundo rund 200 Mitarbeitende, davon sind über 100 Fachpersonen in 11 Einsatzländern in Lateinamerika, Afrika und Asien tätig.
Hoplaa steht für «Hospitations-Praktikum Lateinamerika Afrika Asien». Das Angebot richtet sich an junge Menschen zwischen zwanzig und dreissig Jahren, die sich auf andere Lebensweisen einlassen und interkulturelle Kompetenzen erwerben möchten. Weitere Informationen unter www.comundo.org/hoplaa.
Valerie Arnaldi machte in den ersten drei Monaten des Jahres ein Hoplaa-Praktikum in Kenia. Die seit 2013 in Wädenswil wohnende und studierende Berner Oberländerin schildert ihre Beweggründe und Eindrücke im Gespräch mit dem Wädenswiler Anzeiger.
3 Monate Kenia. Was waren die Beweggründe für dieses Praktikum, wie kam es zustande? Wo waren Sie genau – und was waren die Aufgaben?
Im Rahmen des Umweltingenieur-Studiums an der ZHAW in Wädenswil haben Studenten im fünften oder sechsten Semester Gelegenheit, ein Praktikum zur internationalen Zusammenarbeit, ein sogenanntes IZA-Praktikum, zu machen. Dies sollte in der Entwicklungszusammenarbeit in einem Land des Südens oder Ostens stattfinden und in einem mit der gewählten Vertiefungsrichtung relevanten Kontext stehen. Ich wollte unbedingt nach Afrika; nach Kenia oder Tansania. Wir mussten uns selbstständig kundig machen nach Praktikumsplätzen, so bin ich auf Comundo gestossen. Die Schweizer Organisation bietet 3-monatige Praktika an, sowie’s auch für mich vom Studienlehrgang her vorgeschrieben war. Ein Hoplaa-Praktikum von Comundo – zusammen mit Caritas Ngong, Kenia, liess sich mit meiner Aufgabenstellung der Studienarbeit und auch vom Zeitpunkt her vereinbaren. In Zusammenarbeit mit der Comundo-Mitarbeiterin vor Ort konnte ich ein geeignetes Projekt vereinbaren. Vor drei Jahren wurden mehreren Primarschulen im Gebiet Kajiado Wassertanks zur Verfügung gestellt, um Regenwasser von den Schuldächern zu sammeln und Kinder und Lehrer mit Trinkwasser zu versorgen. Mit dem Wasserüberschuss wurden zudem noch Aufforstungsprojekte gestartet. Meine Aufgabe bestand nun darin, den Entwicklungsstand dieses Projektes zu überprüfen und zu dokumentieren. So kam ich schliesslich nach Ngong, nahe Nairobi.
Bei der Organisation Comundo spielt Glaube und Religion eine wichtige Rolle. Was spielt Glauben für Sie eine Rolle und wie hat sich Ihr Bild von Glauben und Religion in den 3 Monaten in Afrika verändert?
Für Comundo selbst spielt der Glaube der Praktikanten nur insofern eine Rolle, das Offenheit erwartet wird. Anders sieht es in Kenia selbst aus. Die katholische Diözese Ngong besteht seit 1959. Die Diözese unterstützt die Bevölkerung mit verschiedenen Projekten, unter anderem im Bereich Gesundheit und Lebensgrundlagen. Die hier lebenden Einheimischen sind sehr gläubig, sehr katholisch … Da ich Gast in dieser Organisation und im Land war, habe ich mich den Ritualen der Gesellschaft angepasst, soweit es das berufliche Umfeld betraf, und zeigte Interesse für die religiösen Vorstellungen und Handlungen der Menschen. Die Messe, die jeweils am Montagmorgen stattfand, fand ich sogar sehr schön und bereichernd.
Die politische Lage in Kenia ist nicht stabil, das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rät von Reisen in einzelne Landesteile ab. Wie gefährlich war Ihr Einsatz?
Hätte ich mich nur im Areal der Diözese aufgehalten, wäre der Aufenthalt ziemlich unproblematisch gewesen. Während meiner Freitage und Wochenenden wollte ich jedoch auch noch etwas anderes vom Land sehen. Man musste immer vorsichtig sein. Von Unternehmungen nach Einbruch der Dunkelheit wurde mir dringend abgeraten. Auch einzelne Gebiete sollten gemieden werden. An diese Sicherheitsvorkehrungen habe ich mich stets gehalten. Ich kam nie in eine gefährliche Situation, auch wenn ich alleine unterwegs war. Man lernt mit der Zeit solche Situationen einzuschätzen, entwickelt ein Gespür, wenn’s brenzlig werden könnte.
Denkt man an Kenia, denkt man auch an unendliche Savannen und an wilde Tiere. In der Umgebung von Ngong spielt Karen Blixens Roman «Jenseits von Afrika». Wie ist Ihr Eindruck von Kenia und diesem Klischee? Gab es auch Gelegenheit, die Schönheiten des Landes zu erleben?
Wann immer möglich, war ich unterwegs und habe die Gegend auskundschaftet. Ich habe natürlich auch eine Safari gemacht (lacht). Ausserdem bin ich an die Küste gereist. Das Land ist wunderschön, die Landschaften sowie die Tier- und Pflanzenwelt vielfältig und faszinierend. Ich hatte ausserdem eindrückliche und bleibende Begegnungen mit Einheimischen. Trotzdem ist es schwierig, das Land in wenigen Sätzen zu beschreiben. Die Regierung ist labil und der Staat korrupt. Dadurch entstehen Armut und Kriminalität. Dieses Problem wird mit Entwicklungszusammenarbeit alleine nicht gelöst werden können.
Die stärksten Eindrücke während Ihres Aufenthaltes?
Durch mein Projekt kam ich oft mit Massais in Kontakt. So ein Urvolk kennen zu lernen, auch bei ihren Ritualen dabei sein zu dürfen, war sehr spannend.
Seit Ende März sind Sie wieder zurück in Wädenswil. Was tun Sie nun?
Ich beende im September mein Studium. Nun besuche ich noch mein letztes Modul und arbeite an meiner Bachelor-Arbeit. Wohin es mich nach dem Abschluss meines Studiums zieht ist im Moment noch ziemlich offen. Mein Wunsch, mich im Bereich Natur- und Umweltschutz einzusetzen, hat sich während den drei Jahren Studium verstärkt. Deshalb hoffe ich, in der Schweiz oder im Ausland eine Stelle in diesem Bereich zu finden.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Comundo ist die führende Schweizer Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (Peza). Sie verantwortet seit 2013 das operative Geschäft der drei Trägervereine Bethlehem Mission Immensee, E-Changer und Inter-Agire. Comundo betreibt je eine Geschäftsstelle in Luzern, Freiburg und Bellinzona sowie ein Büro in Deutschland (Rottweil). Zurzeit beschäftigt Comundo rund 200 Mitarbeitende, davon sind über 100 Fachpersonen in 11 Einsatzländern in Lateinamerika, Afrika und Asien tätig.
Hoplaa steht für «Hospitations-Praktikum Lateinamerika Afrika Asien». Das Angebot richtet sich an junge Menschen zwischen zwanzig und dreissig Jahren, die sich auf andere Lebensweisen einlassen und interkulturelle Kompetenzen erwerben möchten. Weitere Informationen unter www.comundo.org/hoplaa.