Politik Wädenswil

Für ein Jahr die höchste Wädenswilerin

Zum Frühlingsanfang war Wahltag im Wädenswiler Parlament: Erich Schärer (SVP) verabschiedete sich vom «Bock» und beendete sein Präsidialjahr als höchster Wädenswiler. Erwartungsgemäss folgte ihm Monika Greter (CVP) nach.

In seiner letzten Rede als Gemeinderatspräsident be­grüsste Erich Schärer als erstes die beiden neuen Mitglieder des Wädenswiler Gemeinderates, Gaby Bachmann (EVP) sowie Hans Roth (SP). Sie rutschten nach für Rahel Sonderegger und Thomas Rom, die beide ihren Rücktritt bekanntgegegen haben.
Ebenso begrüsst wurde Peter Krapf, der neue Ratsweibel und damit Nachfolger von Paul Bossert, der den Ruhestand angetreten hat.

Weiter führte Schärer aus, dass es klar sei, dass wenn man sich ins Büro wählen lasse, man dann drei Jahre politisch aus dem Verkehr gezogen werde. Es sei nicht Usanz, dass man sich als Vize – und natürlich auch als Präsident – zu einzelnen Geschäften im Rat äussere. Er habe sich das ganze Jahr der Stimme enthalten, und durfte – leider, wie er anfügte –, nie einen Stichentscheid fällen. Grundsätzlich sei sein vor einem Jahr ge­äus­ser­ter Wunsch, alle demokratisch gefällten Entscheide ohne wenn und aber zu akzeptieren, erfüllt worden. Es habe aber gewisse Tendenzen gegeben, die ihm nicht gefallen haben: Es sei eine Misstrauenskultur zwischen Stadt- und Gemeinderat entstanden. Anstatt direkt nachzufragen, würden Anfragen «nach Zürich» gemacht, mit eher unverbindlichen Antworten. Dadurch würden Verzögerungen entstehen, so dass daraus sogar eine Gemeinderatssitzung verschoben werden musste. «Wir sind ein politisches und nicht ein juristisches Gremium!» Und: «Spar-Zeiten sind harte Zeiten – es ist wie mit dem verdichteten Bauen: alle sind dafür, aber bitte nicht bei mir! Fast alle sind fürs Sparen, aber bitte nicht in meiner Abteilung oder bei meiner Klientel.» Kein Verständnis habe er, wenn man in diesem Zusammenhang auf die Frau oder den Mann spiele, wie vorgekommen in der Budget-Debatte. Auch die Zusammenarbeit mit den Verwaltungsabteilungen und diesen untereinander liess zu wünschen übrig. Hier sprach Schärer die Weisung zum Planungskredit für den Neubau des Schulhauses Ort an, sprach gar von einem Trauerspiel.
Abschliessend meinte er, man sei nun in der Mitte der Amtszeit angekommen, und mit dem neusten Rücktritt von Jonas Rickli (GLP) haben bereits 8 Personen den Rat verlassen – fast ein Viertel –, und mit jedem Wechsel gehe Knowhow verloren. Er habe aber ein schönes Jahr verbringen dürfen, und dankte speziell seinen Vizepräsidenten und dem Büro für die Unterstützung.
Danach schritt Schärer zu seiner letzten Amtshandlung als Ratspräsident: der Wahl seiner Nachfolgerin.

Den Versprecher des Abends leistete sich ausgerechnet Monika Greters Parteikollege Marc Lütolf in seiner Eigenschaft als Präsident der Interfraktionellen Konferenz: er wollte anstelle von Monika Greter Monika Stocker auf den obersten Ratssessel portieren und erntete so einige Lacher. Parallelen zwischen der ehemaligen Zürcher Stadträtin und Monika Greter sind zwar durchaus vorhanden, doch ist es wohl diesem Versprecher geschuldet, dass Monika Greter schliesslich nicht einstimmig gewählt wurde: prompt wurden zwei Stimmzettel mit «Monika Stocker» eingelegt und als ungültig erklärt. Trotzdem erreichte Monika Greter mit 31 gültigen Stimmen ein gutes Resultat.

Monika Greter bedankte sich in der Folge für die Wahl, die sie mit Feude, aber auch mit Respekt erfülle. Sie freue sich auf viele spannende Begegnungen und Gespräche. In ihrer Dankesrede bedachte sie auch ihren Vorgänger Erich Schärer, der die Latte sehr hoch gesteckt auch ein Denkmal errichtet habe. Greter sprach dabei von der Verlegung der Bundesfeier vom Geren auf den Seeplatz. Monika Greter liess durchblicken, dass sie an diesem neuen Platz nicht zu rütteln gedenke. Nach einem Rückblick auf ihren politischen Werdegang und ihrem politischen Verständnis schritt Greter zu ihrer ersten Amtshandlung und liess ihre Vizepräsidenten wählen: Rats-Vizepräsident wird Angelo Minutella (GLP), 2. Vizepräsidentin wird Bea Gmür (SP). Beide wurde mit guten Resultaten gewählt.
Die Stimmen im Rat zählen dürfen künftig Ernst Grand (FDP), Berti Stocker (EDU) sowie Erich Schärer (SVP). In die Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission wurde Peter Hildebrand (SP) gewählt, Gaby Bachmann wurde als Ersatz in die Sachkommission, Hans Roth (SP) schliesslich in die Bürgerrechtskommission sowie in den Zweckverband Seewasserwerk gewählt.

Die anschliessende Feier im Gasthof Oberort wurde benützt für Gratulationen der Fraktionen und die Übergabe verschiedenster Präsente an die neue höchste Wädenswilerin. Der «Rats-Rabe» – überreicht von Patrick Mouron von der eigenen Fraktion – wird Greter auf dem «Bock» zur Seite stehen und in hektischen Zeiten zur Übersicht verhelfen.
Vom Bürgerlichen Forum positives Wädenswil gab es einen Ventilator, der der passionierten Seglerin bei einer Flaute Wind auf dem See bringen soll – oder zur Not auch als Aussenborder gebraucht werden könne. Vom abgetretenen Ratspräsidenten Erich Schärer sowie der SVP-Fraktion gab‘s ein symbolisches Zelt aus Schoggi – nicht vom CVP-Beck, wie Schärer schelmisch anmerkte –, eine Schwimmweste sowie einen bäuerlichen Gemüsekorb – mit auch einem CVP-farbenen Rüebli.
Mit einer Grussnote einer alten Schulfreundin konnte Thomas Koch aufwarten: er, der im aargauischen Freiamt zur Schule ging – einer Gegend, in den 70er- und 80er-Jahren fest in CVP-Hand, «bevor auch dort ‹s Sünneli› aufging», überreichte eine Grusskarte von CVP-Bundesrätin Doris Leuthard. Ausserdem erinnerte er daran, dass die letzte Ratspräsidentin damals direkt vom Bock in den Stadtrat gewechselt habe.
Im Namen der SP überreichte Edith Brunner einen Wonderwoman-Pin, von der GLP gab’s ein Sonnenglas, symbolisch mit Licht und Zeit, praktisch mit Legosteinen für die Enkel gefüllt. Berti Stocker von der EDU überreichte einen Wellness-Gutschein – denn die Freizeit dürfe nicht zu kurz kommen. Mit einem Glas Honig wollte Claudia Bühlmann von den Grünen die Ratszeit versüssen. Zu guter Letzt überreichte Philipp Kutter auch im Namen seiner Kollegen das stadträtliche Geschenk: «Wir haben entschieden, wir schenken Monika – die gerne wandern geht – einen Rucksack, mit allerlei Sachen, die man gut gebrauchen kann. Jetzt wurde aus dem Rucksack ein Körbchen.» Trotz der strikten Budgetvorgabe reichte es noch für Skisocken gegen kalte Füsse, eine selbstaufblasbare Matte (auch geeignet für lange Budgetdebatten) und allerlei Süssigkeiten.
Mit diesem letzten Geschenk endete der offizielle Teil; die Politiker vertieften in der Folge ihre guten Beziehungen untereinander.

Teilen mit: