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Eine Reise ins Wädenswil von 1916 mit der Historischen Gesellschaft und dem Volkstheater

Mit acht verschiedenen Inszenierungen sowie einer spannenden und schön gestalteten Ausstellung zeigen die Historische Gesellschaft und das Volkstheater Wädenswil Einblicke in das Wädenswil von 1916. Es ist die erste grosse Veranstaltung in der neuen Kulturgarage.

Der Wädenswiler Anzeiger durfte den ersten beiden Aufführungen in der Kulturgarage beiwohnen. Eingeleitet wurden diese durch begrüssende Worte von Mariska Beirne und Peter Weber von den veranstaltenden Vereinen Historische Gesellschaft Wädenswil und Volkstheater Wädenswil, von Fredy Fischli, Präsident des Trägervereins Kulturgarage sowie von Stadtpräsident Philipp Kutter. «Was Sie hier antreffen ist kein Theater und keine Ausstellung – es ist beides», meinte etwa Mariska Beirne in ihrer Ansprache.

Schillernde Dorf­bewohner

So darf sich der Besucher noch bis zum 10. April bei fast 30 Aufführungstagen jeweils auf eine von acht verschiedenen Kurzinszenierungen freuen und hat danach genügend Zeit, die eindrückliche Ausstellung wirken zu lassen.

In den acht Theater-Szenen kommen prägende Einwohner des Wädenswil von 1916 vor. So etwa Dr. Gisela Lucci-Purtscher, die am Wädenswiler Berg eine Frauenkuranstalt führte, die auch mehrere Bücher zu Frauenleiden und Autosuggestion schrieb und diese oft bei Gottlieb Meyer, dem späteren Gründer von «Meyers Modeblatt», verlegen liess.
Stolz waren die Wädenswiler auch auf ihr Bier. Bis 1990 wurde beim Giessen Bier gebraut, zuerst als «Wädenswiler Bier», zuletzt als «Cardinal». So kommt auch Bierbrauer Fritz Weber zu seinem Auftritt. 1916 vermisst er vor allem seine wertvollen Brauzutaten, so dass der Wirt des Schifflis bemerkt, dass das Kriegsbier wie «Hasenbrunz» schmecke.
Eine schillernde Figur war zweifellos Fanny Moser-von Sulzer Wart, Baronin auf Schloss Au. Nach einer Zufallsbekanntschaft während einer Bahnfahrt heiratete Fanny 1870 den 43 Jahre älteren Heinrich Moser. Moser war Uhrenfabrikant mit Uhrenfirmen in Le Locle und St. Petersburg. Sie hatten zusammen zwei Töchter, die 1872 geborene Fanny und Mentona, die 1874 auf die Welt kam. Nur vier Tage nach der Geburt von Mentona verstarb Moser. Durch das Erbe wurde Fanny zur reichsten Frau von Europa. Von ihrem Stiefsohn wurde sie des Giftmordes an seinem Vater und ihrem Gatten bezichtigt. Da dieser Verdacht ein Zusammenleben mit der Verwandtschaft ihres verstorbenen Mannes unmöglich machte, kaufte Fanny die Residenz «Belle au bois dormant», das Schloss Au am Zürichsee. Hier residierte sie in der Folge 30 Jahre und die Au wurde zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt, in dem eine illustre Gästeschar ein- und ausging. Aristokraten, Dichter, Philosophen, Wissenschaftler und Industrielle gaben sich zu Teekonzerten, Tanzsoireen und Bootsfahrten die Klinke in die Hand.
Auch Hermann Müller-Thurgau kommt zu Ehren – er, der 1891 eine Berufung an die deutsch-schweizerische Versuchsstation für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil, die heutige Agroscope, erhielt, deren Leitung er übernahm.
Lange Jahre durften die Wädenswiler auch stolz auf ihre «Büsi-Mützen» sein, und so hat auch der Textilfabrikant Eduard Fürst seinen Auftritt – und auch die Sparcassa 1816 feierte unter ihrem damaligen Namen «Ersparniskassa in Wädensweil» ihr 100-Jahr-Jubiläum und kommt daher zu Ehren. Dass die Zeiten nicht einfach waren – der Erste Weltkrieg ist ausgebrochen – merkt man immer wieder.
Alle Szenen spielen entweder im «Schiffli», dass bis 1931 in der Nordecke des heutigen Bahnhofplatzes stand, im heute noch bestehenden «Engel», oder im alkoholfreien Gasthof zur Sonne, heute noch bestehend, aber nur noch zur Fasnachtszeit eine Wirtschaft.

Am Projekt waren viele Personen beteiligt, begonnen bei der Idee, der Recherche bis hin zur Umsetzung und der schauspielerischen Leistung. Allen Beteiligten gebührt ein Lob für eine historisch belegte, gelungene Aufführung und Ausstellung.
www.waedenswil-1916.ch

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