Wädenswil

Die Kulturgarage ist eröffnet!

Endlich!, ist man als Kulturschaffender oder -interessierter geneigt auszurufen: die Kulturgarage wurde ihrer neuen Bestimmung übergeben. Mit einem Tag der offenen Türen feierten der Trägerverein sowie die beiden Hauptnutzer Historische Gesellschaft Wädenswil sowie das Volkstheater Wädenswil ihr neues Zuhause.

Am 14. November war es nun soweit: Die ehemalige Auto-, die nun zur Kulturgarage wird, öffnete ihre Tore. So nutzte die Bevölkerung ab 10 Uhr die Gelegenheit, einen Augenschein in die neuen Räumlichkeiten der Vereine zu nehmen und auch die von der Studentenverbindung Titania gemieteten Wohnungen – die sehr schön hergerichtet wurden – zu besichtigen. Gespannt lauschten sie entweder den Ausführungen von Fredy Fischli, der dem Trägerverein vorsteht, den Architekten, die spannendes zur Baugeschichte zu erzählen wussten – oder den Klängen von «The hot Club of Wädenswil», einer Band, die sich dem Zigeunerjazz verschrieben hat und das Programm immer wieder auflockerte.

Gespannt sein darf man nun auch auf die folgenden Aktivitäten in der Garage: Ab Mitte Januar bis in den April hinein steht die Inszenierung «Wädenswil 1916» auf dem Programm – eine gemeinsame Produktion der beiden Hauptnutzer, die den Besucher um hundert Jahre zurückversetzen wird ins vergangene Wädenswil während der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Den ausführlichen Bericht, wie die beiden Vereine zur Kulturgarage kamen, und welch lange Geschichte der Garage selbst zugrunde liegt, lesen Sie folgend.

Geschichte und Theater kommen in die Garage

In ein Haus mit bewegter und langer Geschichte ist nun auch Geschichte eingezogen: Zusammen mit dem Volkstheater Wädenswil ist die Historische Gesellschaft Wädenswil Hauptnutzerin der neuen Kulturgarage an der Florhofstrasse.

Mit einem vielfältigen Programm feierte am 14. November die Kulturgarage Tag der offenen Türen. Von 10 bis 16 Uhr hatte die Bevölkerung Gelegenheit, sich in den neuen Räumlichkeiten umzusehen. Der Stadtrat übersandte durch Stapi Philipp Kutter eine Grussbotschaft. Die Exponenten der Vereine; Mariska Beirne für die «Historische», Peter Weber für das Volkstheater und Fredy Fischli für den Trägerverein Kulturgarage infomierten in Blöcken zum Haus, zur Garage und deren Nutzung und zu ihren Vereinen. Ebenso spannende Einblicke in ihre Arbeit gab das Architektenpaar Müller von 2m Architektur, welches mit den Umbauarbeiten betraut war. Dazwischen spielte immer wieder «The Hot Club of Wädenswil» auf und unterhielt mit Gypsy-Swing.

Bis das Haus seiner neuen Bestimmung übergeben werden konnte, galt es für Hausbesitzer und die beteiligten Vereine einige Hürden zu nehmen.

Das Haus an der Florhofstrasse

Im Türsturz des Wohnhauses eingemeisselt steht die Jahreszahl 1831. Wie aus der Schrift von Maja Burlet, Gründungsmitglied der Historischen Gesellschaft Wädenswil, «Von der Schmiede zur Kulturgarage» zu entnehmen ist, betrieb bis 1874 Caspar Brupbacher dort eine Schmiede. 1898 verkaufte Schmiedemeister Johannes Meier, der neue Besitzer, sein Wohnhaus mit Schmiedewerkstätte, zwei Zinnenanbauten, ein Magazin und Waschhaus und zugehörigem Hofraum und Garten an die Firma Gessner & Co., die nun nebenan die Weberei betrieb. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten verkaufte die Firma Gessner & Co nach 33 Jahren das Haus mit Schmiede an Paul Blattmann (1869-1947), der auch als «Bläch-Pauli» bekannt war. Mit der Handänderung kam auch die Umnutzung zur Autoreparaturwerkstätte, die 1953/54 mit einem Anbau erweitert wurde. Entworfen und geplant wurde der Garagenanbau vom bekannten Zürcher Architekten Hans Fischli (1909-1989), der 1929 am Bauhaus in Dessau Architektur studierte. Auch das charakteristische pilzförmige Vordach entstand damals. Nach 100 Jahren Schmiede und 80 Jahren Nutzung als Garagenbetrieb begann ab Herbst 2013 ein Totalumbau. Die Blattmann Immobilien AG, die heutige Besitzerin, führte das Haus so einer neuen Nutzung als Kulturgarage einerseits und als Wohnhaus für Studenten zu.

Ein junger Verein für alte Sachen

Von 1970 bis 2002 verfügte Wädenswil über ein Ortsmuseum. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung galt es als wegweisend und modern. Als sich 2002 eine Sanierung aufdrängte, entstand eine Arbeitsgruppe, die das Ortsmuseum erhalten wollte. An einem ersten Sanierungskonzept kritisierte der Gemeinderat die zu hohen finanziellen Aufwendungen, das Fehlen einer privaten Trägerschaft sowie die unklare Bedürfnislage. Die Historische Gesellschaft Wädenswil (HGW) wurde daher im September 2004 als Trägerschaft für ein Ortsmuseum gegründet. 2007 hat die Stadt Wädenswil das über 300-jährige Riegelhaus Hohle Eich verkauft. In dem Haus war über 30 Jahre lang das Ortsmuseum untergebracht, das nach einem ablehnenden Urnenentscheid über den Kauf einer anderen, geeigneteren Liegenschaft, danach ohne feste Bleibe war. Bis heute verfügte die Historische Gesellschaft daher nicht über ein permanentes Museum. Stattdessen führte der Verein an wechselnden Orten in unregelmässigen Abständen Ausstellungen durch. Er betreut zudem den städtischen Fundus von weit über 2000 Objekten zur Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Wädenswils, aus dem er für die Ausstellungen schöpfen kann.

Theater fürs Volk

1945 gründete der damalige Gemeindeschreiber Emil Bader die «Freunde des Volkstheaters Wädenswil». Bader arbeitete unzählige Theaterstücke in Dialekt um und verlegte die Handlung an den Zürichsee. Aufgeführt wurden die Stücke im alten Saal des Hotels Engel und fanden weitherum grosse Beachtung. Nach dem Abbruch des Engel-Saals genossen die Schauspieler bis 2013 Gastrecht im Kalthaus der ZHAW im Grüental. In der neuen Kulturgarage wird nun künftig geprobt und Kulissen gezimmert.

Die neue Nutzung der Kulturgarage

Die beiden Wädenswiler Vereine Historische Gesellschaft Wädenswil (HGW) und Volkstheater Wädenswil (VtW) kamen überein, ein gemeinsames Projekt für ihre Bedürfnisse zu realisieren. Auf ein entsprechendes Gesuch hin beschloss der Stadtrat Wädenswil das Vorhaben mit einem Investitionsbeitrag und Betriebsbeiträgen zu unterstützen. Als Träger für die Betriebsführung des neuen Kulturraums wurde der Verein Kulturgarage Wädenswil gegründet. Mitglieder sind die beiden Vereine HGW und VtW. Als Verantwortlicher für den Betrieb vermietet der Verein Kulturgarage Wädenswil die Räume der Kulturgarage an ihre beiden Mitglieder HGW und VtW sowie an Dritte. In der belegungsfreien Zeit von etwa drei bis vier Monaten pro Jahr kann die Halle somit für kulturelle Anlässe wie Ausstellungen oder Aufführungen, Versammlungen und Veranstaltungen von öffentlichem Interesse genutzt werden. Auf Anfrage können für regelmässig stattfindende Anlässe zusätzliche Daten gebucht werden.

Eine erste Inszenierung

Ab dem 16. Januar eröffnen die beiden Hauptbenützer gemeinsam den Veranstaltungsreigen mit «Wädenswil 1916». Wie es sich für die beiden Vereine gehört, ist es eine Kombination aus Theater und historischer Ausstellung. Jede Veranstaltung beginnt mit einer von acht verschiedenen Theaterszenen, die je zwischen 7 und 10 Minuten dauern. Danach sind Ausstellung und Beiz geöffnet. Weitere Informationen dazu auf www.waedenswil-1916.ch.
Weitere Informationen zur Kulturgarage unter www.
kulturgarage-waedenswil.ch.

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