Vereine Wädenswil

Innert 72 Stunden schaffte die Jubla freie Sicht auf den See

Vom 10. bis 13. September fand die landesweite Akion 72 h statt – mehr als 25 000 Kinder und Jugendliche haben innert 72 Stunden unzählige gemeinnützige Projekte realisiert und Unmögliches möglich gemacht. In Wädenswil werteten Jungwacht/Blauring (Jubla) das «Seegüetli» auf.

Anspruch der Jubla war, das Stück Land in der Vorderen Seefahrt für die Bevölkerung von Wädenswil und Umgebung besser zugänglich, interessanter und freundlicher zu machen. Dies geschah anhand von einigen kleinen Veränderungen und als weithin sichtbare Massnahme dem Abbruch der Verbindungsmauer zwischen den zwei Wohngebäuden. Die Aktion fand in Absprache mit der Stadt Wädenswil statt.

Landesweite Aktion

Die Aktion begann landesweit am Donnerstag um 18.11 Uhr. Ziel der Aktion war, den «freiwillig engagierten Jugendlichen ein Gesicht zu geben», wie Andreas Tschöpe, Geschäftsleiter der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV), an der Vorstellung der Aktion in Bern erklärte.
Für ihre Projekte stand den Aktions-Gruppen kein Geld zur Verfügung. Vielmehr sollen sie ihre Ideen dank Krea­ti­vi­tät, Teamgeist und der spontanen Hilfe der Bevölkerung verwirklichen. So mussten mit Start des Projekts Maschinen, Werkzeug und Verpflegung organisiert werden. Freudestrahlend erwähnt die Scharleiterin der Jubla Wädenswil, Sina Breitenmoser, die beiden Gärtnerbetriebe, die spontan Strauchwerk gespendet haben und so beim Beachvolleyballfeld einen Ballfang ermöglichten sowie den Transportbetrieb, der spontan eine 18-m3-Mulde auf dem Seeweg ablud. Diese war dann bis zum Sonntag auch restlos mit Bauschutt gefüllt.

Am Freitagnachmittag besuchte dann auch eine Delegation des Stadtrates den Bauplatz – da war die Mauer bereits geschleift. Altjungwächtller und Stapi Philipp Kutter dankte den Jugendlichen für ihren gemeinnützigen Einsatz. Dieser sei für die Stadt Wädenswil besonders wertvoll, fehle doch im Moment das Geld für weitere Ausbauten auf dem 2012 erworbenen Areal. «Mit dem Einreissen der Mauer machte man das Gelände offener, schaffte einen Durchblick zum See, so dass die Spaziergänger sehen, dass es hier auch Ruhebänke und eine Grillstelle hat.»
Auch Bauvorstand Heini Hauser zeigte sich beeindruckt von der Leistung der Jugendlichen. «Mir war gar nicht bewusst, wie schön es nun hier ist mit dem offenen Platz. Ich höre hin und wieder die Frage, wieso wir diese Wiese überhaupt gekauft haben, diese nütze uns Wädenswiler ja gar nichts. Ich war immer anderer Meinung. Je mehr man diese Wiese öffentlich macht, Mauern und Hecken abreisst, zeigt man um so mehr, dass diese Wiese genutzt werden kann. Geniesst sie doch!» Der Stadtrat zeige seine Wertschätzung auch damit, dass an diesem Anlass mindestens gleich viele Stadträte wie an der 1.-August-Feier anwesend seien, meinte Hauser schmunzelnd weiter.

Stadtrat Jonas Erni als Vorsteher Sicherheit und Gesundheit hat die Hoffnung, dass das Littering-Problem mit der verschwundenen Mauer entsprechend abnimmt. Auch er lobte die Tatkraft der Jugendlichen.
Auch der Leiter Jugend der Stadt, Aurel Greter, blies ins gleiche Horn: er lobte die Tatkraft der Jugendlichen sowie die unkomplizierte Aufgleisung des Projekts durch die städtischen Instanzen hinweg.

Diskussion auf «Facebook»

Noch während des offiziellen Besuchs entspann sich auf der Socialmedia-Plattform Facebook eine engagierte Diskussion über den Sinn dieser Aktion.

Während die ältere Generation den umgesetzten Entscheid, die Mauer zu schleifen, begrüsste, regte sich bei jugendlicheren Usern Widerstand gegen die Aktion.
«Hoffe, dass die Schmierfinken jetzt dann die zwei Häuser in Ruhe lassen!», meinte etwa ein Herr aus der Au, auf die ständig wieder auftauchenden Sprayereien anspielend. Eine jüngere Benutzerin des Areals meinte jedoch: «Ich finde diesen Entscheid echt schade. Genau das man nicht so ausgestellt war, war ja das schöne an diesem Ort. Er hatte einfach Charme. […] Es war einfach ein Plätzchen, wo man ohne Eintritt oder sonst was den See und die Ruhe ‹hinter der Wand› geniessen konnte.»
Ein besonders engagierter FacebookSchreiber fühlte sich sogar seiner Privatsphäre beraubt: «Gestalterisch sah die mauer besser aus und offener zeigt ja nur noch mehr das unsere Gemeinde unser Land immer mehr zum Beobachterstaat wird. […]»

Nichts desto trotz schritten die Arbeiten zügig voran. Am Sonntag Nachmittag war die Mauer niedergerissen und frischer Rasen gepflanzt, waren alle Sträucher gepflanzt und an den Aussenhüllen der Gebäude frische Farbe aufgetragen. So konnte Sina Breitenmoser um 15.15 Uhr ihre Schar versammeln, ihr zum Gelingen gratulieren und zum Sturm aufs Kuchenbüffet einladen.

Für die weiteren Arbeiten auf dem Areal – etwa der Renovation der Hafenmauer oder der Sanierung des Daches – wird dann wieder die Stadt zuständig sein.

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