Die grösste Chilbi am See – traditionell am Wochenende nach dem Bernhardstag (nach Bernhard von Clairvaux) wird auch dieses Jahr wieder tausende Besucher aus nah und fern anlocken – ungeachtet der in diesem Sommer oftmals mit Stirnrunzeln verfolgten Wetterprognosen.
Sie ist ein Besuchermagnet und hat eine Strahlkraft weit über die Orts-, ja Kantonsgrenze hinaus. Die Macher der Wädenswiler Chilbi verstehen es, einen guten Mix aus aktuellen und klassischen Fahrgeschäften, Marktständen und Vereinsbeizen bereit zu stellen. Diese Macher haben sich auf dieses Jahr neu aufgestellt: die Chilbikommission des Verkehrsvereins als organisierender Verein wird neu präsidiert von Walter «Cheesy» Tessarolo, der «keinen Moment gezögert hat», als ihm dieser verantwortungsvolle Job angeboten wurde; «einfach, weil mir die Wättischwiler Chilbi am Herzen liegt». Für den Kontakt zu Schaustellern und Marktfahrern sind nach wie vor der bewährte Alfons Nauer und sein Stellvertreter Daniel Schreiber zuständig. Neu geschaffen und somit Vierter im Bunde ist Beat Locher, der neu für die immer wichtiger werdende Logistik verantwortlich ist. Die in die Logistik fallenden Bereiche Abfall und Abfallbewirtschaftung sind denn in den letzten Jahren auch zunehmend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerutscht.
Seit letztem Jahr müssen Chilbibesucher Pfand auf die an einem Chilbistand oder in einem Festzelt gekauften Getränke bezahlen – in Festzelten mittels Mehrwegbecher, an Ständen mit einem Depotchip zu Petflaschen.
Depotchip wird beibehalten
Die Stadt Wädenswil erachtete die daraus gewonnen Erkenntnisse als positiv. Künftig will die Stadt an allen Grossveranstaltungen dieses System einführen.
2013 wurden an der Chilbi rund 2 Tonnen weniger Abfall eingesammelt als im langjährigen Mittel (2013: 7,9 t; 2012: 10,1 t). Trotzdem hat die Chilbikommission zu Handen des Stadtrats ein Wiedererwägungsgesuch zum Depotchip-System gestellt. Denn Marktfahrer und Vereine, die Petflaschen verkaufen, werden wettbewerbsbehindernd benachteiligt gegenüber permanenten Verkaufsflächen inner- und ausserhalb des Chilbigeländes, für die das Depotchip-System nicht gilt.
Der Stadtrat hat sich daher an seiner Sitzung vom 21. Juli 2014 nochmals mit dem Thema umfassend auseinandergesetzt. Er sieht wohl Verbesserungspotenzial, wollte aber für die Chilbi 2014 nicht vom System abweichen. Die diesjährige Chilbi soll nochmals Gelegenheit geben, Erfahrungen zu sammeln. Im Anschluss an die Chilbi werde wiederum eine Auswertung stattfinden, heisst es aus dem Stadthaus.
Auftakt am Freitag
Für die echten Wättischwiler beginnt die Chilbi bereits am Freitag: während die Bahnen zwar aufgestellt sind, aber noch bis zum Samstag ruhen müssen, fahren in der am 23. August 1767 eingeweihten reformierten Kirche die Töne aus den Orgelpfeifen Karussell: die «Chilbimusig», initiert von der bekannten Organistin Ursula Hauser, erfreut die Musikfreunde. Dieses Jahr auch unter Mitwirkung der Alphornspielerin Priska Walss. Der Anlass beginnt um 19.00 Uhr.
Auf dem Rundgang
Nach zwei Jahren Chilbibetrieb auch auf dem Gasiplatz konzentriert sich das Geschehen wieder auf Seeplatz, Bahnhofareal sowie Plätzli, Friedberg- und Gerbestrasse. Der Bahnhofumbau ist abgeschlossen, der für die Bauarbeiten benötigte Platz ist wieder frei. Auf die Frage hin, wieso der beliebte Gasiplatz nicht beibehalten und die Chilbi so vergrössert würde, winkt Platzmeister «Fons» Nauer ab: «eine Chilbi heutzutage vergrössern zu wollen, wäre unklug». Allgemein gehen die Umsätze auf den Festplätze tendenziell retour.
So beginnt der virtuelle Rundgang auf dem Plätzli. Dort wartet die Tagada, eine Art Schüttelbecher, auf junges Publikum.
Überquert man die Seestrasse und macht man die paar Schritte zur Bahnhofstrasse, steht man schon vor der Hauptattraktion: Der Swiss-Tower wird zweifellos für Nervenkitzel sorgen: freier Fall aus über 80 Metern, erst kurz vor dem Boden mit Magnetbremsen gestoppt! Gute Gesundheit wird vorausgesetzt. Dass diese Neuheit, die der innovative Ostschweizer Schausteller Maier erst dieses Jahr in Betrieb nahm, in Wädenswil steht, zeugt auch von der Attraktivität des Chilbiplatzes.
In der Inneren Sust dreht sich in rasanter Fahrt ein «Polyp» und macht Zuschauer und Fahrgäste schwindlig. Traditionell auf der Äusseren Sust befindet sich der Autoskooter sowie ein Babyflug für die kleinen Chilbibesucher. Beim Güterschuppen steht zudem mit dem «Twister» ein weiteres klassisches Fahrgeschäft, das schwungvolle Fahrten verspricht.
Weitere Fahrgeschäfte für die ganz junge Generation befinden sich auf dem Bahnhofplatz. Auf dem Weg dorthin kann man im Festzelt der Procap oder der Trubadix verweilen.
Durch die neu renovierte Bahnhofsunterführung auf dem Seeplatz angekommen entdeckt der Besucher eine weitere Vielzahl an Attraktionen: zuhinderst in Richtung Zürich laden die Wadin Schränzer zu einem Kaffee ein, während man den Orgelklängen der «Rössliriiti» lauschen kann. Mit einem Happa-Happa zur Stärkung kann man auch einen Ritt auf den Pferden der altehrwürdigen «Glarner Helleri» wagen. Das Nostalgie-Riesenrad oder die Evergreen-Bahn «Musik-Express» sind Klassiker auf den Chilbiplätzen; eine Fahrt gehört da einfach dazu! Ein Weltraum-Simulator entführt in noch höhere Sphären als das Riesenrad.
Dann wieder was nur für ganz starke Nerven: die «Super-Chaos» dreht die Fahrgäste mit 90 Stundenkilometern 30 Meter in die Höhe und mit enormer Beschleunigung um die eigene Achse. Der Adrenalinschub ist im Fahrpreis enthalten – wenn die Bahn denn läuft. In Horgen stand die Bahn längere Zeit wegen «Computerproblemen» still.
Als letzte Bahn auf dem Seeplatz verspricht der «Crazy-Run» nochmals viel Speed. Zurück auf der anderen Seite freut sich zwischen Plätzli und Gerbestrasse der Fussballclub über Gäste und bewirtet bayerisch-gemütlich und verköstigt mit frittierten Fischen.
Am unteren Ende der Gerbestrasse verspricht dann das «Fun House» Spass, am oberen Ende wartet – wenn man sich durch die Marktstände der Gerbestrasse gekämpft hat – das Sky-Land, ein Kinderkarussell. Dazwischen lässt sich gut ein Pasty oder ein Empanada aus der Dampfchuchi des einheimischen Dani Kägi geniessen.
Ausklingen lassen kann man den Abend bei den Handballern, die wie gewohnt auf dem Kantonsplatz ihre Gäste mit Pizza verköstigen und bis weit in die Nacht hinein kühles Bier zu heissen Rhythmen servieren.
Die Faszination der Chilbi Wädenswil
Die Chilbi in Wädenswil ist für viele Wädenswiler etwas richtig besonderes. Schon beim Auffahren der ersten Fahrgeschäfte beginnt es bei den echten Wädenswilern vor Vorfreude im Körper zu kribbeln, man wird magisch vom Geschehen angezogen. Viele Jungs und Mädels, aber auch ältere Semester stehen auf dem Platz und schauen beim Aufbau der Geschäfte zu. Es wird gerätselt, was das wohl für ein Fahrgeschäft oder was für eine Attraktion sein könnte. In jeder freien Minute wird der Chilbiplatz besucht. Praktisch natürlich, wenn man gleich in der Nähe wohnt. Oder, wie der Schreibende, seine Grossmutter in unmittelbarer Nähe hat. Ja, von da aus konnte man vom Balkon dem Geschehen zuschauen. Als kleiner Junge faszinierte es schon, wenn die Familie Hammer die Rössliriiti und die Himalayabahn auf dem Seeplatz aufbaute. Die damals noch hölzernen Wohnwagen wurden entlang der Hafenmole aufgebaut und standen sicher bis zu zwei Wochen dort. Die «Hammer-Töchter» gingen in dieser Zeit in Wädenswil in die Schule, so wie das andere Schaustellerkinder auch taten.
Was haben nun diese alten Geschichten und Erinnerungen, deren es viele gibt, ausgerechnet mit der Faszination der Wädenswiler Chilbi zu tun? Die Wädenswiler Chilbi hat wirklich eine besondere Ausstrahlung. Max Stoop, erfolgreicher Autor von vier Chilbi-Büchern, die das Thema Chilbi intensiv bearbeiten, stammt aus Wädenswil. Er schreibt auch seit Jahren Berichte für die Schausteller-Fachzeitschriften. Ohne die Faszination die die damalige Chilbi ausgestrahlt hat wäre er wohl nicht so «angefressen», um gleich auch noch vier Bücher über das Thema zu schreiben. Die Firma Hablützel, die lange Jahre mit Grossfahrgeschäften wie dem legendären Jumbo Jet, Skooter, Fliegendem Teppich, Twister, Riesenrad und einigem mehr unterwegs war, hat Teile ihrer Wurzeln in Wädenswil. Ralf Hablützel verkauft noch immer seine Schoggifrüchte an der Wädenswiler Chilbi.
Damals war es noch üblich, das man von allen möglichen Verwandten und Bekannten explizit einen «Chilbibatzen» bekommen hatte. Die Chilbi war das Grösste, auch ziemlich das einzige, das richtig Abwechslung gab. Man traf sich bei der «Calypso» oder der «Mount Everest» oder sonst einer Bahn, die aktuelle Musik spielte. Denn am Radio gab es damals bestenfalls die Hitparade, ansonsten einfach Radio Beromünster – nicht gerade auf die Jugend zugeschnitten. An den Fahrgeschäften konnte man immer die aktuellsten Hits hören, die damals noch ab Plattenspieler in der Kasse gespielt wurden, später dann auch ab Revox-Band, heute ab PC.
Ich selber war von der Chilbi so fasziniert, dass ich in meinen jüngsten Jahren montags immer ziemlich traurig nach Hause musste. «Nächstes Jahr wieder» wurde ich vertröstet. Das brachte mich dazu, die Chilbi im Modell für die Modellbahnanlage nachzubauen. Und so hatte ich die Chilbi quasi das ganze Jahr «konserviert». Das artete dann in einer acht Quadratmeter grossen Modell-Chilbi aus, die ich auch schon an der Chilbi Wädenswil ausstellte. Seit 1995 schreibe ich, wie Max Stoop, für Schausteller-Fachzeitschriften im In- und Ausland Berichte. Auch über die Wädenswiler Chilbi.
Die Faszination Wädenswiler Chilbi geht auch in der heutigen Zeit weiter. Wenn man so viele verschiedene Chilbiplätze in der ganzen Schweiz und im Ausland kennengelernt hat, stellt man ganz einfach fest: Am linken Seeufer des Zürichsee ist man noch «chilbiverrückt». Man besucht sich gegenseitig: Die Horgner, die Richterswiler und die Wädenswiler «Angefressenen» findet man auf allen drei Chilbiplätzen. Als Zückerchen dann noch in Thalwil an der «Pelzchappechilbi»!
In keiner Region der ganzen Schweiz hat die Chilbi einen so grossen Stellenwert wie hier. Sogar die reformierte Kirche mit der «Chilbi-Musig» zieht mit. Schliesslich stammt das Wort «Chilbi» auch von «Kirchweih», dem Fest der Einweihung der Kirche, ab. Leider gibt es aber auch in unserer Region sehr viele «Zugezogene», die mit dem Chilbibrauch nicht mehr viel anfangen können. Die Chilbi Wädenswil gehört zum aktiven Dorfleben, lassen Sie sich anstecken!
Daniel Kägi
Die grösste Chilbi am See – traditionell am Wochenende nach dem Bernhardstag (nach Bernhard von Clairvaux) wird auch dieses Jahr wieder tausende Besucher aus nah und fern anlocken – ungeachtet der in diesem Sommer oftmals mit Stirnrunzeln verfolgten Wetterprognosen.
Sie ist ein Besuchermagnet und hat eine Strahlkraft weit über die Orts-, ja Kantonsgrenze hinaus. Die Macher der Wädenswiler Chilbi verstehen es, einen guten Mix aus aktuellen und klassischen Fahrgeschäften, Marktständen und Vereinsbeizen bereit zu stellen. Diese Macher haben sich auf dieses Jahr neu aufgestellt: die Chilbikommission des Verkehrsvereins als organisierender Verein wird neu präsidiert von Walter «Cheesy» Tessarolo, der «keinen Moment gezögert hat», als ihm dieser verantwortungsvolle Job angeboten wurde; «einfach, weil mir die Wättischwiler Chilbi am Herzen liegt». Für den Kontakt zu Schaustellern und Marktfahrern sind nach wie vor der bewährte Alfons Nauer und sein Stellvertreter Daniel Schreiber zuständig. Neu geschaffen und somit Vierter im Bunde ist Beat Locher, der neu für die immer wichtiger werdende Logistik verantwortlich ist. Die in die Logistik fallenden Bereiche Abfall und Abfallbewirtschaftung sind denn in den letzten Jahren auch zunehmend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerutscht.
Seit letztem Jahr müssen Chilbibesucher Pfand auf die an einem Chilbistand oder in einem Festzelt gekauften Getränke bezahlen – in Festzelten mittels Mehrwegbecher, an Ständen mit einem Depotchip zu Petflaschen.
Depotchip wird beibehalten
Die Stadt Wädenswil erachtete die daraus gewonnen Erkenntnisse als positiv. Künftig will die Stadt an allen Grossveranstaltungen dieses System einführen.
2013 wurden an der Chilbi rund 2 Tonnen weniger Abfall eingesammelt als im langjährigen Mittel (2013: 7,9 t; 2012: 10,1 t). Trotzdem hat die Chilbikommission zu Handen des Stadtrats ein Wiedererwägungsgesuch zum Depotchip-System gestellt. Denn Marktfahrer und Vereine, die Petflaschen verkaufen, werden wettbewerbsbehindernd benachteiligt gegenüber permanenten Verkaufsflächen inner- und ausserhalb des Chilbigeländes, für die das Depotchip-System nicht gilt.
Der Stadtrat hat sich daher an seiner Sitzung vom 21. Juli 2014 nochmals mit dem Thema umfassend auseinandergesetzt. Er sieht wohl Verbesserungspotenzial, wollte aber für die Chilbi 2014 nicht vom System abweichen. Die diesjährige Chilbi soll nochmals Gelegenheit geben, Erfahrungen zu sammeln. Im Anschluss an die Chilbi werde wiederum eine Auswertung stattfinden, heisst es aus dem Stadthaus.
Auftakt am Freitag
Für die echten Wättischwiler beginnt die Chilbi bereits am Freitag: während die Bahnen zwar aufgestellt sind, aber noch bis zum Samstag ruhen müssen, fahren in der am 23. August 1767 eingeweihten reformierten Kirche die Töne aus den Orgelpfeifen Karussell: die «Chilbimusig», initiert von der bekannten Organistin Ursula Hauser, erfreut die Musikfreunde. Dieses Jahr auch unter Mitwirkung der Alphornspielerin Priska Walss. Der Anlass beginnt um 19.00 Uhr.
Auf dem Rundgang
Nach zwei Jahren Chilbibetrieb auch auf dem Gasiplatz konzentriert sich das Geschehen wieder auf Seeplatz, Bahnhofareal sowie Plätzli, Friedberg- und Gerbestrasse. Der Bahnhofumbau ist abgeschlossen, der für die Bauarbeiten benötigte Platz ist wieder frei. Auf die Frage hin, wieso der beliebte Gasiplatz nicht beibehalten und die Chilbi so vergrössert würde, winkt Platzmeister «Fons» Nauer ab: «eine Chilbi heutzutage vergrössern zu wollen, wäre unklug». Allgemein gehen die Umsätze auf den Festplätze tendenziell retour.
So beginnt der virtuelle Rundgang auf dem Plätzli. Dort wartet die Tagada, eine Art Schüttelbecher, auf junges Publikum.
Überquert man die Seestrasse und macht man die paar Schritte zur Bahnhofstrasse, steht man schon vor der Hauptattraktion: Der Swiss-Tower wird zweifellos für Nervenkitzel sorgen: freier Fall aus über 80 Metern, erst kurz vor dem Boden mit Magnetbremsen gestoppt! Gute Gesundheit wird vorausgesetzt. Dass diese Neuheit, die der innovative Ostschweizer Schausteller Maier erst dieses Jahr in Betrieb nahm, in Wädenswil steht, zeugt auch von der Attraktivität des Chilbiplatzes.
In der Inneren Sust dreht sich in rasanter Fahrt ein «Polyp» und macht Zuschauer und Fahrgäste schwindlig. Traditionell auf der Äusseren Sust befindet sich der Autoskooter sowie ein Babyflug für die kleinen Chilbibesucher. Beim Güterschuppen steht zudem mit dem «Twister» ein weiteres klassisches Fahrgeschäft, das schwungvolle Fahrten verspricht.
Weitere Fahrgeschäfte für die ganz junge Generation befinden sich auf dem Bahnhofplatz. Auf dem Weg dorthin kann man im Festzelt der Procap oder der Trubadix verweilen.
Durch die neu renovierte Bahnhofsunterführung auf dem Seeplatz angekommen entdeckt der Besucher eine weitere Vielzahl an Attraktionen: zuhinderst in Richtung Zürich laden die Wadin Schränzer zu einem Kaffee ein, während man den Orgelklängen der «Rössliriiti» lauschen kann. Mit einem Happa-Happa zur Stärkung kann man auch einen Ritt auf den Pferden der altehrwürdigen «Glarner Helleri» wagen. Das Nostalgie-Riesenrad oder die Evergreen-Bahn «Musik-Express» sind Klassiker auf den Chilbiplätzen; eine Fahrt gehört da einfach dazu! Ein Weltraum-Simulator entführt in noch höhere Sphären als das Riesenrad.
Dann wieder was nur für ganz starke Nerven: die «Super-Chaos» dreht die Fahrgäste mit 90 Stundenkilometern 30 Meter in die Höhe und mit enormer Beschleunigung um die eigene Achse. Der Adrenalinschub ist im Fahrpreis enthalten – wenn die Bahn denn läuft. In Horgen stand die Bahn längere Zeit wegen «Computerproblemen» still.
Als letzte Bahn auf dem Seeplatz verspricht der «Crazy-Run» nochmals viel Speed. Zurück auf der anderen Seite freut sich zwischen Plätzli und Gerbestrasse der Fussballclub über Gäste und bewirtet bayerisch-gemütlich und verköstigt mit frittierten Fischen.
Am unteren Ende der Gerbestrasse verspricht dann das «Fun House» Spass, am oberen Ende wartet – wenn man sich durch die Marktstände der Gerbestrasse gekämpft hat – das Sky-Land, ein Kinderkarussell. Dazwischen lässt sich gut ein Pasty oder ein Empanada aus der Dampfchuchi des einheimischen Dani Kägi geniessen.
Ausklingen lassen kann man den Abend bei den Handballern, die wie gewohnt auf dem Kantonsplatz ihre Gäste mit Pizza verköstigen und bis weit in die Nacht hinein kühles Bier zu heissen Rhythmen servieren.
Die Faszination der Chilbi Wädenswil
Die Chilbi in Wädenswil ist für viele Wädenswiler etwas richtig besonderes. Schon beim Auffahren der ersten Fahrgeschäfte beginnt es bei den echten Wädenswilern vor Vorfreude im Körper zu kribbeln, man wird magisch vom Geschehen angezogen. Viele Jungs und Mädels, aber auch ältere Semester stehen auf dem Platz und schauen beim Aufbau der Geschäfte zu. Es wird gerätselt, was das wohl für ein Fahrgeschäft oder was für eine Attraktion sein könnte. In jeder freien Minute wird der Chilbiplatz besucht. Praktisch natürlich, wenn man gleich in der Nähe wohnt. Oder, wie der Schreibende, seine Grossmutter in unmittelbarer Nähe hat. Ja, von da aus konnte man vom Balkon dem Geschehen zuschauen. Als kleiner Junge faszinierte es schon, wenn die Familie Hammer die Rössliriiti und die Himalayabahn auf dem Seeplatz aufbaute. Die damals noch hölzernen Wohnwagen wurden entlang der Hafenmole aufgebaut und standen sicher bis zu zwei Wochen dort. Die «Hammer-Töchter» gingen in dieser Zeit in Wädenswil in die Schule, so wie das andere Schaustellerkinder auch taten.
Was haben nun diese alten Geschichten und Erinnerungen, deren es viele gibt, ausgerechnet mit der Faszination der Wädenswiler Chilbi zu tun? Die Wädenswiler Chilbi hat wirklich eine besondere Ausstrahlung. Max Stoop, erfolgreicher Autor von vier Chilbi-Büchern, die das Thema Chilbi intensiv bearbeiten, stammt aus Wädenswil. Er schreibt auch seit Jahren Berichte für die Schausteller-Fachzeitschriften. Ohne die Faszination die die damalige Chilbi ausgestrahlt hat wäre er wohl nicht so «angefressen», um gleich auch noch vier Bücher über das Thema zu schreiben. Die Firma Hablützel, die lange Jahre mit Grossfahrgeschäften wie dem legendären Jumbo Jet, Skooter, Fliegendem Teppich, Twister, Riesenrad und einigem mehr unterwegs war, hat Teile ihrer Wurzeln in Wädenswil. Ralf Hablützel verkauft noch immer seine Schoggifrüchte an der Wädenswiler Chilbi.
Damals war es noch üblich, das man von allen möglichen Verwandten und Bekannten explizit einen «Chilbibatzen» bekommen hatte. Die Chilbi war das Grösste, auch ziemlich das einzige, das richtig Abwechslung gab. Man traf sich bei der «Calypso» oder der «Mount Everest» oder sonst einer Bahn, die aktuelle Musik spielte. Denn am Radio gab es damals bestenfalls die Hitparade, ansonsten einfach Radio Beromünster – nicht gerade auf die Jugend zugeschnitten. An den Fahrgeschäften konnte man immer die aktuellsten Hits hören, die damals noch ab Plattenspieler in der Kasse gespielt wurden, später dann auch ab Revox-Band, heute ab PC.
Ich selber war von der Chilbi so fasziniert, dass ich in meinen jüngsten Jahren montags immer ziemlich traurig nach Hause musste. «Nächstes Jahr wieder» wurde ich vertröstet. Das brachte mich dazu, die Chilbi im Modell für die Modellbahnanlage nachzubauen. Und so hatte ich die Chilbi quasi das ganze Jahr «konserviert». Das artete dann in einer acht Quadratmeter grossen Modell-Chilbi aus, die ich auch schon an der Chilbi Wädenswil ausstellte. Seit 1995 schreibe ich, wie Max Stoop, für Schausteller-Fachzeitschriften im In- und Ausland Berichte. Auch über die Wädenswiler Chilbi.
Die Faszination Wädenswiler Chilbi geht auch in der heutigen Zeit weiter. Wenn man so viele verschiedene Chilbiplätze in der ganzen Schweiz und im Ausland kennengelernt hat, stellt man ganz einfach fest: Am linken Seeufer des Zürichsee ist man noch «chilbiverrückt». Man besucht sich gegenseitig: Die Horgner, die Richterswiler und die Wädenswiler «Angefressenen» findet man auf allen drei Chilbiplätzen. Als Zückerchen dann noch in Thalwil an der «Pelzchappechilbi»!
In keiner Region der ganzen Schweiz hat die Chilbi einen so grossen Stellenwert wie hier. Sogar die reformierte Kirche mit der «Chilbi-Musig» zieht mit. Schliesslich stammt das Wort «Chilbi» auch von «Kirchweih», dem Fest der Einweihung der Kirche, ab. Leider gibt es aber auch in unserer Region sehr viele «Zugezogene», die mit dem Chilbibrauch nicht mehr viel anfangen können. Die Chilbi Wädenswil gehört zum aktiven Dorfleben, lassen Sie sich anstecken!
Daniel Kägi