Kolumne Wädenswil

4 Jahrhunderte Wädenswiler Familiengeschichte für die Dokumentationsstelle

1615 kaufte Heinrich Rellstab den Erben Heinrich Bollers den Leihof ab. Seit dieser Zeit ist dieses stattliche Bauerngut ununterbrochen im Besitz der Familie Rellstab und diese brachte in der Folge einige bemerkenswerte Persönlichkeiten hervor.

Im Februar 2011 verstarb Susi Rellstab. Sie war die letzte Rellstab, die auch noch im Stammhaus wohnte. Ihre Schwester Vreni Garo-Rellstab, die mit ihrer Familie in Nyon lebt, erbte das Haus. Mit ihrem Mann Edouard machte sie sich an die Arbeit, die Unmengen an persönlichen Dokumenten und Gegenständen zu durchforsten und katalogisieren, die Dokumente auch zu digitalisieren. Fachmännischen Rat holte sich Vreni Garo-Rellstab bei Prof. Dr. h.c. Peter Ziegler, mit dem sie schon die Schulbank drückte. Dieser empfahl das umfangreiche Material sofort für die Dokumentationsstelle oberer Zürichsee. Bis es soweit war, investierte das Ehepaar Garo-Rellstab jedoch weitere unzählige Stunden, denn im Leihof wurden unzählige Dokumente gehortet, deren Aufbereitung nun fast drei Jahre dauerte.

Urkunden, Fotografien, Tagebücher

Ende Mai überliess die Familie Rellstab nun das gesamte Material in einer feierlichen Übergabe der Dokumentationsstelle oberer Zürichsee. Peter Ziegler zeigte sich in seiner Ansprache hocherfreut, einen solch lückenlosen Familiennachlass in «seiner» Dokumentationsstelle zu wissen. Anwesend war auch Stapi Philipp Kutter, der, selbst Historiker, sich begeistert zeigte und unter diesen Umständen «genau gewusst hätte, über was er seine Abschlussarbeit geschrieben hätte, wäre er jetzt noch Student».
Das übergebene Material umfasst Urkunden, darunter auch die des Kaufes im Jahre 1615, unzählige Fotos, die das bäuerliche Leben auf dem Leihof zeigen, und unzählige Schriftdokumente. Wie Peter Ziegler an der Feier erwähnte, hat die Familie Rellstab im Laufe der vier Jahrhunderte einige Persönlichkeiten hervorgebracht.

Gemeindepräsident, Nationalrat, Spitalgründerin

Gemeindepräsident Hans Kaspar Rellstab-Hofmann (1815–1899) ist auf vielen Fotos mit seinen Amtskollegen zu sehen. Oder so sind vom Nationalrat Emil Rellstab-Streuli (1853–1922) Dokumente vom Taufbüchlein bis zum Nekrolog vorhanden – jetzt alles fein säuberlich in säurefreien Kartons verpackt.
Besonders interessant ist auch der gesamte vorhandene Nachlass von Elisabeth Rellstab (1843–1904). Zeit ihres Lebens unverheiratet geblieben, stellte sie sich in den Dienst der Öffentlichkeit und der Pflege. Sie hielt sich während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/1871 bei ihrem Onkel in Monneaux, Frankreich, auf und erlebte den Krieg hautnah, wirkte als Krankenpflegerin und Dolmetscherin in einem preussischen Lazarett in Château-Thierry. Aus dieser Zeit erhalten geblieben sind unzählige Briefe, Visitenkarten – die meisten von Offizieren, wie Peter Ziegler schmunzelnd erwähnte. Aber auch Notizbüchlein, vor allem aber ein ausführliches Tagebuch. Ihr grösstes Werk aber war das Spital Wädenswil, zu dessen Gründerinnen sie zählte und in dem sie bis zu ihrem Tod auch arbeitete.

Mit der erfolgten Übergabe sind die Dokumente nun für die Öffentlichkeit zugänglich – ein wertvoller Schatz Wädenswiler Geschichte!

Die Dokumentationsstelle oberer Zürichsee (DOZ)
Die Dokumentationsstelle oberer Zürichsee (DOZ) sammelt und erschliesst alles, was in oder über Wädenswil publiziert wurde. Sie verfügt zudem über alle wesentlichen Publikationen über die benachbarten Gebiete und Gemeinden, insbesondere das Zürichsee-Gebiet. Der repräsentative Bestand an Literatur zur Geschichte des Kantons Zürich und der Schweiz sichert die Einordnung in übergeordnete Zusammenhänge.

Der Bestand umfasst rund 5 000 Monografien (Bücher und Broschüren), rund 5 000 Quellendokumente (Handschriften, Korrespondenzen, Protokolle, Fotografien, Karten, etc), rund 1 000 Zeitungsbände und Zeitschriften sowie rund 10 000 thematisch geordnete Zeitungsausschnitte.

Wichtige Einzelbestände

Nachlässe Karl Stamm, Paul Felix, Diethelm Fretz

Zeitungsausschnittsammlung mit rund 10 000 thematisch geordneten Ausschnitten zu Wädenswil und Umgebung, erschlossen in 200 thematischen und 770 biografischen Dossiers

Chroniken der Lesegesellschaft Wädenswil
Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee/Zürichsee-Zeitung vollständig ab 1851
Thematische Spezialbestände zu schweizerischer Burgenkunde und Militärgeschichte

Benutzung nach Vereinbarung
Kontakt
Stadtverwaltung Wädenswil
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Telefax 044 789 72 15
E-Mail: dokumentationsstelle@
waedenswil.ch

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